Nazigold
herum. Sie bleibt
davor stehen, schaut zu ihm hinauf, springt mit einem Satz auf seinen Schoß und
macht es sich dort schnurrend bequem.
Nach der Katze kommt auch Korbi herein. Gropper will ihn begrüßen,
doch er beachtet ihn gar nicht, kauert sich mit hochgezogenen Knien auf seinen
alten Schaukelstuhl und wippt mit vorgebeugtem Oberkörper hin und her.
»Als er allein mit den Hosentaschen voller Münzen zurückkam, wusste
ich, dass sie dich geschnappt haben«, erklärt Maier. »Er gestikulierte, machte
Geräusche dazu und fing an, ganz wild zu zeichnen. Moment.« Maier geht in
Korbis Zimmer und kommt mit einem Blatt zurück. »Das hat er gemalt. Da wusste
ich Bescheid.«
Auf dem Blatt ist in grellen bunten Farben ein Mann zu sehen, der
mit weit geöffneten Augen die Hände hochhebt, daneben finstere Männer, die mit
Gewehren auf ihn zielen, und ein Auto mit großen Rädern. Das Papier ist an
einigen Stellen von den Farbstiften aufgerissen, so stürmisch hat Korbi gemalt,
was geschehen ist.
»Ich wundere mich, dass nach seinem Eintreffen die Militärpolizei
nicht auch gleich bei mir ankam. Wenn die sein Zimmer kontrolliert hätte – eine
Katastrophe.«
Gropper fragt ihn, woher er denn wissen konnte, dass man ihn in das
Lager geschafft hat.
»Wenn die Militärpolizei Leute aufgreift, bringt sie sie entweder
zum CIC oder gleich ins Lager. Ich hab also die
Verwaltung dort angerufen und erfahren, dass du eingeliefert wurdest. Mit
Korbis Goldmünzen hätte ich dich sicher auslösen können. Das hätte ich als
letztes Mittel auch eingesetzt. Davor aber rief ich deine Schwester an. Sie hat
ja so besondere Beziehungen zu den Amerikanern und zum CIC .«
Korbi holt sich eine Flasche Coca-Cola aus dem Kühlschrank.
»Er ist ganz wild auf das neumodische Zeug. Ich mag das gar nicht.
Ich bleib bei meinem Bier.«
Gierig trinkt Korbi die Coca direkt aus der Flasche und rülpst
kräftig.
»Dann hat also Theres mich herausgeholt.«
»Nehme ich an.«
***
Eine Stunde später steht Gropper nach drei Tagen endlich mal
wieder geduscht und frisch rasiert vor Theres’ Häuschen bei der Sägemühle.
Wieder parkt vor dem Hauseingang ihr roter BMW mit dem silbernen Grill.
In diesem Wagen hat Albrecht Berger nach Sassau gefahren, als sie
ihr Gold auf der Insel vergruben. In diesem Wagen hat die kleine Rosi auf dem
Rücksitz gegen die Scheiben geschlagen, als Berger sie zum Bootshaus fuhr und
sie dort erschlug. Diesen Wagen hat Nafziger, nachdem er Berger in die
Jauchegrube gestoßen hatte, weggefahren und irgendwo abgestellt. Vermutlich
haben dann die Amerikaner den herrenlosen BMW beschlagnahmt und Theres geschenkt.
Weiter kommt Gropper nicht mit seinen Gedanken, denn Theres stürmt
aus dem Haus. »Hast im Lager nicht lang ausgehalten. Da gab’s wohl keine
Frauen«, sagt sie frech. »Komm rein. Da gibt’s wenigstens mich.«
In der Diele begrüßen sie sich wieder mit ihrem Ritual des
gegenseitigen Anboxens, mit einer kräftigen Umarmung und einem Kuss auf die
Wange.
»Als mich dein alter Lehrer anrief, habe ich mir schon denken
können, wo du steckst«, sagt sie in der Küche und schenkt für beide Cognac ein.
Sie stoßen an und trinken auf seine Freilassung.
»Hat dich nicht der Kommandant oder sein Stellvertreter informiert?«
»Nichts. Nur dein Maier.«
Theres berichtet, wie sie daraufhin nach ihm geforscht und wen sie
angerufen hat. Zuerst den Thompson, dann den Korner. Beide waren wütend auf
Gropper, versprachen ihr aber, sich ihr zuliebe für diesen Kraut aus München
einzusetzen.
»Du sollst dich bei denen ja schrecklich aufgeführt haben.«
»Was haben sie denn erzählt?«
»Vergiss es. Genieße deine neue Freiheit, Brüderchen.«
Er bedankt sich bei ihr, dass sie ihn aus dem Lager herausgeholt
hat, sie prosten sich wieder zu und leeren das zweite Glas mit einem Schluck.
»Ich hab’s aber nicht allein geschafft«, merkt Theres so nebenbei
an.
»Wer noch?«
»Allein wäre mir das vielleicht nicht gelungen.«
»Wer hat noch mitgeholfen?«, will er wissen.
Doch sie weicht aus. »Hauptsache, du bist jetzt draußen. Prosit.«
Nach dem dritten Glas gesteht er reumütig, dass es absolut idiotisch
von ihm war, in diesen Keller einzusteigen, aber wie ein Spürhund musste er
sehen, was sich darin befand.
»Sicher hätten sie auch einen anderen Grund gefunden, dich
einzusperren«, tröstet sie ihn.
Er kann sich immer noch nicht erklären, wieso die Militärpolizei so
schnell da war.
»Kann ich dir sagen,
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