Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nazigold

Nazigold

Titel: Nazigold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kohl
Vom Netzwerk:
Brüderchen. Im Kellerraum nebenan hat Lucretia
den Schein deiner Taschenlampe durchs Schlüsselloch gesehen. Da rief sie die MP . Pass also bei deinem nächsten Abenteuer besser
auf«, ermahnt sie ihn. Sie stoßen an, trinken ex, und Theres schiebt ihrer
Mahnung hinterher: »Also Obacht gebn, länger lebn.«
    Von seinem Besuch auf Sassau erzählt er ihr lieber nichts. Und schon
gar nicht von seiner Verletzung am Oberschenkel. Sonst hält sie ihn noch für
ganz verrückt.
    Mittlerweile sind sie beim vierten Glas Cognac angekommen. Er hat
das Gefühl, sich auf einem schwankenden Schiff zu befinden. Ein Glück, dass er
zu Fuß hier ist. Mit Autofahren wär jetzt nichts mehr. Und auch Theres rollt
nicht mehr so gerade in ihrem Gleis und rutscht mit ihrer Zunge hin und wieder
aus, da hört er sie sagen: »Übrigens, Wilma war bei mir.«
    Gropper verschluckt sich, als er in diesem Moment vom Cognac trinkt.
    »Ja, deine Wilma.«
    Er braucht eine Weile, um wieder sprechen zu können.
    »Sie ist also doch noch hier.« Zwei Hinweise hatte er ja schon
bekommen.
    »Natürlich. Sie ist nie weg gewesen.«
    »Und du hast das gewusst?«
    »Wir sind doch befreundet. Sie war oft bei mir.«
    »Als ich nach ihr fragte, hast du mir nichts davon gesagt.«
    »Es war Wilmas Wunsch.«
    »Aber warum denn?« Gropper ist fassungslos.
    »Sie will dich nicht sehen.«
    Ihm wird flau. Fast muss er sich am Stuhl festhalten.
    »Wann war sie bei dir?«
    »Zuletzt, als du im Lager warst.«
    Plötzlich schmeckt ihm der Cognac nicht mehr.
    »Sie weiß, dass du hier bist. Sie weiß es seit deiner Ankunft.«
    Wilma weiß, dass ich hier bin. Hat mich gesehen, oder Theres hat es
ihr gesagt. Will mich nicht mehr sehen. Seine Gedanken schwimmen im Cognac.
    »Es ist besser, du siehst sie nicht mehr«, sagt Theres und will ihm
neu eingießen, doch er schiebt sein Glas beiseite. Er muss wieder in die Spur
kommen.
    »Das Wichtigste aber habe ich dir noch nicht gesagt«, kündigt Theres
mit bemüht fester Stimme an.
    »Noch eine schlechte Nachricht?«
    »Wie man’s nimmt.«
    »Was kommt denn noch?«, bringt er niedergeschlagen hervor.
    »Die Bedingung, dich freizulassen, war: Du musst Mittenwald sofort
verlassen.«
    Ihm ist, als hätte sie ihm mit einer Keule auf den Kopf geschlagen.
Einen Moment lang kann er gar nicht mehr denken. In seinen Ohren rauscht es.
Mittenwald sofort verlassen. Ist seine Schwester so betrunken, dass sie so
einen Unsinn redet?
    »Du hast richtig gehört«, bestätigt sie.
    Völlig verwirrt fuchtelt er mit den Händen in der Luft herum. »Aber
warum denn? Das ist doch unmöglich. Das geht doch nicht!«
    »Das war die Bedingung. Sonst hätte ich dich nicht herausbekommen.«
    »Wer hat diese Bedingung gestellt?«
    »Das CIC . Ich hab’s dem Thompson
zusichern müssen.«
    »Einen Scheißdreck werde ich! Ich bleibe hier und ermittle weiter.«
    »Dann kann ich für nichts mehr garantieren.«
    »Aber ich muss doch hier meine Arbeit machen.«
    »Nicht mehr.«
    »Was soll das heißen, ›nicht mehr‹? Ich bin mitten in meiner
Ermittlung. Die Jais hat die Lucretia begründet verdächtigt, und die Lucretia
hat halb gestanden! Feigl und Nafziger stehen unter dringendem Verdacht und
müssen morgen von Buchner festgenommen werden. Ich stehe kurz vor der
Aufklärung, und nun soll ich weg? Das geht doch nicht.«
    Steinhart fordert Theres: »Morgen, Freitag, musst du noch hier sein.
Das ist wichtig. Aber am Samstag ist Abreise. Absolut.«
    »Was ist morgen so wichtig?«
    »Wirst schon sehen.«
    »Was ist morgen?«, schreit er fast.
    »Morgen wirst du es erfahren.«

17
    »Heut kimmt der Sonntagsbraten«, hat
der Teifi gsagt,
wia den Pfarrer aufm Spieß gesteckt
hat.
    Vor Gropper liegt ein völlig verkohlter länglicher Gegenstand,
an dessen Ende sich etwas Kopfähnliches befindet. Das Ganze ist eine
zusammengeschmolzene schwarz glänzende Masse, die einmal ein Mensch gewesen
sein muss. Klein und zusammengekrümmt liegt der verbrannte Körper da. Die Haut
ist aufgeplatzt, und rötliches Fleisch schimmert unter der schwarzen Oberfläche
hervor.
    Als Jugendlicher stand er nach einem Hausbrand Im Gries vor einer
verbrannten Frau. Jahre später sah er als Gendarm vor einem niedergebrannten
Wohnhaus am Untermarkt einen verkohlten Mann liegen. Auch bei ihm waren Arme
und Beine stark angewinkelt, als würde sich die Brandleiche zusammenkauern. Er
hat sich gewundert, dass Menschen nach dem Verbrennen so zusammengeschrumpft
und so klein sind. In St. Gallen

Weitere Kostenlose Bücher