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Nazigold

Nazigold

Titel: Nazigold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kohl
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und
Schwarzhandel im großen Ausmaß gehen. Das Geschäft blüht.
    Zugleich sorgen im Barraum, in dem auf dem Spiegel getanzt wird,
Animierdamen dafür, dass das Fünf-Zimmer-Bordell im Obergeschoss immer gut
belegt ist. Hat Nafziger mit seinen Geschäftsfreunden ein profitables Geschäft
ausgehandelt, werden seine Spezis mit einem Besuch der ersten Etage belohnt. Da
der Geheimdienst Nafziger die Lizenz für dieses Etablissement erteilt hat, ist
es quasi ein amerikanischer Betrieb mit CIC -Heiligenschein.
So sind viele Gäste im Barraum und in der ersten Etage hochrangige Amerikaner.
    Nun ist also auch noch das CIC im
Spiel, denkt Gropper. Neben Schmugglern, Schwarzhändlern, Amerikanern und
ehemaligen Wehrmachtssoldaten, die alle nicht wollen, dass ihre Geschäfte mit
Nafziger auffliegen. Da steht mir was bevor.
    Selbst wenn man die übelsten Geschichten über Nafziger hört, auf
ihren Chef lässt Fanny nichts kommen. Denn seit Mai ’45 hat er sie sehr
großzügig mit US -Dollars bezahlt. Es ist zwar bei
höchster Strafe verboten, dass Deutsche US -Dollars
besitzen, doch Fanny hat dafür von Nafziger eine Sondererlaubnis erhalten, die
ihm vom CIC ausgestellt wurde. Damit konnte sie
ihre Dollars in einer speziellen Wechselstube in Deutsche Mark umtauschen. Aber
jetzt, mit dem Tod von Nafziger, ist das alles vorbei. Das ist für sie sehr
schlimm, eine Katastrophe.
    Noch kurz vor seiner Ermordung hat er sie nach dem Saubermachen zu
einem Glas roten »Krimskoje« eingeladen und über seine Pläne gesprochen. Da
sich sein Betrieb zu einem wahren Goldesel entwickelte, wollte er ein
Kinderheim kaufen und daraus einen zweiten, noch größeren Club, ein »Dancing«,
mit einem noch größeren Bordell machen. Er hat mit ihr gescherzt, ihr wieder seine
obszönen Witze erzählt, die sie längst kannte, und ihr in seinem neuen
Unternehmen sogar die Stelle der Hausmeisterin vorgeschlagen.
    »Draus werd jetz nix«, sagt Fanny Jais traurig.
    »Was macht jetzt diese Lucretia?«, fragt Gropper.
    »De Lucretia«, sagt Fanny Jais, drückt ihre Zigarette in dem
Aschenbecher aus und nimmt noch einen Schluck Whisky. »Des is a Aas.«
    »Leitet sie jetzt das Lokal?«
    »Freili. Drauf hat ses absehng, des Biest. Aba dann arbat i unta dea
nimmer. Wahrscheins schmeißt se mi jetz sowieso raus.«
    »Warum?«
    »Weil i zvui woaß üba dea Gschicht.« Und nach einem weiteren Schluck
fügt sie hinzu: »Des Luada hat den Nafziger umbracht.«
    Gropper stutzt. Hat sie das einfach so aus Wut gegen die verhasste
Rumänin gesagt, oder hat sie für ihre Behauptung einen Beweis, zumindest
Indizien, mit denen sie jetzt nicht herausrückt? Er muss Fanny am Montag
sowieso offiziell vernehmen, um ihre bisherigen Aussagen zu protokollieren.
Dann wird er abklopfen, ob hinter ihrer Beschuldigung wirklich etwas steckt.
    Jetzt aber muss er zu dieser CIC -Villa,
zu Lucretia.
    ***
    Die Villa »Hohenlohe« ist ein schöner Bau aus dem 19. Jahrhundert
und liegt auf einer Anhöhe an der Kranzbergstraße. Von hier oben hat man einen
herrlichen Blick über Mittenwald zum Karwendel hin. Hinter der Villa geht es
zum Kranzberg hoch.
    Wahrscheinlich wurde diese Residenz, halb Schloss, halb Kastell,
einmal für einen bayerischen Industriellen erbaut. Vielleicht für einen
Waffenfabrikanten oder einen Uniformhersteller im Krieg gegen Preußen. Oder für
einen mächtigen Brauereibesitzer. Gropper hat sich nie darum gekümmert. Das
ganze Gebäude ist aus den verschiedensten Stilen zusammengebacken:
Barockfassade mit Rundbogenfenstern, kleine Renaissancebalkone, zwei kleine
Türmchen in englischer Gotik mit Zinnen, eine Freitreppe, die an Ludwig  II . denken lässt, sowie zwei antike Säulen zu beiden
Seiten des Eichenportals im bayerischen Landhausstil. Der Bauherr wollte wohl
zeigen, dass er sich in der Baukunst auskennt, und damit protzen.
    Vor der Villa blüht ein großer Garten mit Zierbüschen, darin speit
ein Schwan aus weißem Marmor in der Mitte eines kleinen Teiches einen
Wasserstrahl. Das gesamte Anwesen, angestrahlt von der Mittagssonne, ist von
einer gelblich getünchten Mauer umschlossen, auf der in Abständen fette,
niedliche Gipsputten posieren. Und am gusseisernen Gartentor sind zwei
bewaffnete Militärpolizisten postiert.
    Als Gropper am Tor stehen bleibt, fordern sie ihn barsch auf
weiterzugehen. Er will ihnen erklären, dass er zu Nafzigers Lucretia will. Sie verstehen
ihn nicht. Nach einigem Hin und Her greifen sie zu ihrem Feldtelefon und melden
etwas

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