Nazigold
er erschossen wurde.«
»Sag i doch.«
»Haben Sie diese beiden vorher schon mal gesehen?«
»Gar net nia.«
»Wie sahen sie aus?«
»Normal. Ganz normal.«
»Versuchen Sie, die beiden zu beschreiben.«
»Dea oana wa groß und dea andere a bissl klein. Sonst kann i
nix sagn.«
»Würden Sie sie wiedererkennen?«
»Ja. I glaub scho. Aba i mog denen net visavi stehn.«
Gropper tritt durch die Glastür hinaus auf den Balkon und sieht auf
das Garagendach hinab. Es sind eindeutig vier Paar Schuhabdrücke in der
Teerpappe zu erkennen. Das Dach liegt nicht tief. Ein Sprung vom Balkon war
leicht möglich. Und ebenso einfach war es, vom Dach auf die Erde zu springen.
»Hätten die Täter auch durch die Bürotür fliehen können?«
»Freili. Aba de wusstn doch net, ob de Lucretia no untn is. Un wenn
de durchs Lokal abghaut wärn, hätt man se doch auf dea Strass gsehng.«
»Wer ist Lucretia?«
»Na de Barfrau.«
»Diese Lucretia musste doch den Schuss gehört haben.«
»Freili. Aber damit se net ins Büro rein kann, ham de Täter von
innen zugsperrt. Deshalb hab i ja in da Fruah erst aufsperrn müssn.«
»Wie kamen die Täter an den Büroschlüssel?«
»Den hat dea Nafziger imma von innen steckn lassn.«
»Wo ist dieser Schlüssel jetzt?«
»Den habn wahrscheins de Täter mitgnomma.«
»Vielleicht hat Lucretia die Täter gesehen, als sie durch die Bar
zum Nafziger hinaufgingen. Möglicherweise hat sie sie sogar zu ihm
hinaufgeschickt.«
»Des werd so gwesen sei.«
Diese Bardame muss sich Gropper als Erste vorknöpfen. Sie könnte die
Täter gesehen haben.
»Wie heißt denn diese Lucretia mit Nachnamen?«
»Des woaß i net. I kenn se nua unter Lucretia.«
»Wissen Sie, wo sie wohnt?«
»Na bei dem CIC in dea Villa.«
»Dann zeigen Sie mir mal die Zimmer nebenan«, fordert Gropper sie
auf.
Fanny Jais führt ihn in die fünf Fremdenzimmer. Alles sieht noch so
aus, wie die Erkennungsdienstler es zurückgelassen haben. Die Plumeaus und
Kopfkissen auf den Boden geworfen, die Bettbezüge weggerissen, die Matratzen
umgedreht, die Getränkeflaschen aus den kleinen Kühlschränken auf den Boden
gestellt, daneben die umgekippten Schubladen aus den Nachtkästchen.
»Entschuldigens, wia des ausschaut. So greisli. Aba i hab ja danach
nix meha orührn dürfn«, beklagt sich Fanny Jais.
»Wer hat die Zimmer in der Nacht des Mordes benutzt?«
»Des woaß i net.«
»Wer könnte in den Zimmern gewesen sein? Was meinen Sie?«
»Damit hab i nix zu tun.«
»Waren alle Zimmer in der Nacht belegt?«
»Freili. I hab alle Bettn frisch beziehn müssn.«
»Ist Ihnen dabei irgendetwas aufgefallen? Haben Sie irgendetwas
entdeckt?«
»Nix. Es war wia sonst imma, wenn de Gäst in den Bettn rumgflackt
san.«
»Nichts Verdächtiges?«
»Nix. Koa Garnix.«
Gropper will auf das Garagendach, um sich die Schuhabdrücke
anzusehen. Er lässt sich von Fanny eine Leiter bringen, stellt sie vor der
Einfahrt auf und klettert auf das Dach. Wie der Erkennungsdienst erkennt auch
Gropper eindeutig zwei Paar Nagelschuhe, ein Paar flache Sohlen und ein Paar
mit spitzen Absätzen, eindeutig von einer Frau. Vier Täter also. Vom Dach aus
sieht er hinter der Garage in der Erde die gleichen Abdrücke und, wie im
Protokoll des ED beschrieben, zur
Innsbrucker Straße hin die hohe hölzerne Umzäunung. Auch die will er sich
ansehen und steigt die Leiter wieder hinab. An der Straßenseite sucht er die
beiden lockeren Bretter und zwängt sich mit Mühe durch die Zaunlücke. Er steht
vor den vier Schuhabdrücken und verfolgt sie zurück bis zur Rückwand der
Garage, an der eine schwere Eisenplatte lehnt.
Wieder im Lokal, lässt er sich von der Putzfrau das Hinterzimmer
zeigen.
Es ist ein kleiner, fensterloser Raum, gemütlich eingerichtet mit
Sofa und mit braunem Leder überzogenen Polstersesseln, zwei kniehohen Tischen
aus massiver Eiche und einem großen Kühlschrank für die Getränke. Die Wände
sind mit Gebirgspanoramen tapeziert.
»Da hams am Abend imma gsessn und irgendwas bsprochn. A da hab
i immer in dea Fruha ois wegramma müssn.«
Gropper will noch einiges von Fanny Jais wissen. Im Lokal rückt sie
neben ihren Putzeimern zwei Ledersessel zusammen und stellt eines der Tischchen
dazwischen. Sie holt eine Flasche Bourbon, eine angebrochene Coca-Cola-Flasche,
ein Glas und einen Aschenbecher hinter dem Tresen hervor und stellt alles
klirrend auf die Glasplatte des Tisches.
Die Jais trinkt ihre Coca sofort aus der Flasche und
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