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Nazigold

Nazigold

Titel: Nazigold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kohl
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langen Tresen eingenommen,
dahinter befindet sich eine Spiegelwand, vor der die Reihen mit bunten Flaschen
doppelt erscheinen.
    »Rutschns net. Dea Bodn is no nass.«
    Sie stellt zwei Eimer beiseite und schubst mit ihren Pantoffeln den
Putzlappen weg. Dabei bemerkt Gropper den kreisrunden Spiegel im Boden, der als
Tanzfläche dient.
    »So sans, de Mannsleit«, sagt Fanny Jais, die seinen Blick bemerkt.
»Wolln de Madel beim Danzn a no von untn sehng. Hamma früha net ghabt, des
neimodische Zeig.«
    Gropper nickt und bittet: »Kann ich nach oben ins Büro?«
    »Bleibens lang? I hab nämli glei Feierabnd.« Sie geht voraus,
ohne eine Antwort abzuwarten. Neben dem Tresen führt die Treppe zum ersten
Stock. Oben angekommen, zeigt Gropper auf die Türen neben dem Büro, nummeriert
von eins bis fünf.
    »Sind das die Fremdenzimmer?«
    »De hab i no saubagmacht, bevoa i den Nafziger gfundn hab.«
    »Sie waren also in der Nacht belegt.«
    »Ja freili. Aba net de ganze Nacht.«
    »Sondern?«
    »Meist nua stundnweis.«
    »Nur stundenweise?«
    »Ja freili. Was denn sonst?«
    Gropper hat verstanden. Die Zimmer will er sich auch noch ansehen,
zuerst aber muss er sich das Büro vornehmen.
    Vor den Kreideumrissen von Nafzigers Körper auf dem Linoleum bleibt
er stehen.
    »Da hat ea gleng. Gschtreckterlängs«, sagt Fanny mit einem Zittern
in der Stimme. »Aufm Rückn. Aber nacha hat ea aufm Bauch gleng. Weil ihn de
Leit umdraht ham, wias die Leich ogschaut ham.«
    Er sieht sich genau an, wie Nafziger gelegen haben muss zwischen
Schreibtisch und Aktenschrank. Er öffnet den zweitürigen Schrank: links die
Fächer für die Ordner, von denen die Erkennungsdienstler eine Menge mitgenommen
haben, und rechts eine Stange, an der auf Kleiderbügeln zwei Mäntel und zwei
Jacken hängen. Dahinter steht in der Rückwand eine schmale Holztür offen.
Gropper schiebt die Kleider beiseite und kontrolliert das Geheimfach. An einem
Haken hängt das leere Zellstofffutteral für einen Karabiner, der Reißverschluss
ist aufgezogen.
    »Hatte der Nafziger einen Karabiner?«, fragt er die Putzfrau.
    »Ja, aba den ham de Leit aus München mitgnomma. Des war sei
Gebirgsjagergwehr.«
    »Woher wissen Sie, dass er eine Waffe hatte?«
    »Weil eas mia imma zoagt hat. Ea wa so stolz auf sei Gwehr.«
    »Er wurde also mit seinem eigenen Karabiner erschossen?«
    »Ja gwieß.«
    »Warum sind Sie da so sicher?«
    »Ea hat doch sei Gwehr in da Hand ghabt, wia i ean aufm Bodn gfunden
hab.«
    »Er hätte seinen Karabiner bei den Amerikanern abliefern müssen.«
    »Na, dea net. Den hätt ea nia im Lebn heagem. Des wa sei Ein und
Alles.«
    »Hat er seine Waffe in dem Futteral aufbewahrt?«
    »Na. De stand imma frei im Fach.«
    »Immer griffbereit.«
    »Freili, ea hat doch Feinde ghabt.«
    »Den Spuren nach waren es vier Täter.«
    »Des woaß i net.«
    »Wissen Sie, ob Nafziger vor seiner Ermordung Besuch hatte?«
    »O mei, massenhaft. Unten im Lokal und im Hinterzimmer.«
    »Hinterzimmer?«
    »Des zoag i Eana nachhea.«
    »Und hier oben im Büro?«
    »Massenhaft. Nach Mitternacht hat ea oft Gschäftsfreund mit
raufgnomma ins Büro.«
    »Auch in der Nacht vor seiner Ermordung?«
    »Des woaß i net. Jednfois wa hia nach Mitternacht oft no vüi los.
Bis in da Fruha. Da hams dann allerhand bsprochn und graucht, auch dicke
Zigarrn. De Aschenbecher warn am Morgen imma voll. Hab i alle leern müssn. Hat
fürchterlich gstunkn. Und gsoffa hams. Bier, Whisky, Schnaps. Ois. I hab
dann in dea Fruha alle Flaschn wegräuma müssn. Ois voi Flaschn.«
    »Hat er auch Enzian getrunken?«
    »Na freili. A Flaschn Enzian hat imma da auf seim Schreibtisch
gstandn.« Sie zeigt auf die Stelle.
    »Hat er auch Schnupftabak genommen?«
    »An Schmoizler? Na. Nia.«
    »Sind Sie da sicher?«
    »Ganz gwieß. Des hätt i gwusst.«
    »Haben Sie an den Abenden davor die Gäste gesehen, die ihn hier im
Büro besucht haben?«
    »Na – nia. Um de Zeit schlaf i doch scho, zhaus.«
    »Dann haben Sie auch nicht gesehen, ob da mal eine Frau mit dabei
war?«
    »Sag i doch. Nua oa Sach is mia aufgfalln.«
    »Was?«
    »Am Vormittag, bevoa ea umbracht worn is, da ham zwoa Männer
klingelt, wia i des Lokal putzt hab.«
    »Zwei Männer?«
    »Ja. Des war so gegen zehne am Vormittag. De wolltn den Nafziger
sprechn.«
    »Wer waren die beiden Männer?«
    »Kenn i net. I hab eana gsagt, des Lokal macht east am Abend um
achte auf. Da is dea Nafziger wahrscheins da. Da sans wiada ganga.«
    »Das war am Vormittag, bevor

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