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Nazigold

Nazigold

Titel: Nazigold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kohl
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Geschicht will ich nichts zu tun habn. Das muss dir der
Xaver sagn. Wenn er es sagt.«
    Nun zeigt Gropper Kreszenz Krügers Ausweis. »Hast du den Mann schon
mal gesehen?«
    Sie betrachtet das Foto. »Das ist er ja, das ist unser Doktor!«
    »Bist du sicher, dass der auf dem Foto dein Dr. Berger ist?«
    »Freilich. Ich kenn ihn doch.«
    Gropper ist bestürzt. Er hat es geahnt, aber einen Moment lang ist
er doch sprachlos. Da hat ihm Strasser gestern bestätigt, dass der Mann auf dem
Passfoto Rosi umgebracht hat, und nun bezeugt Kreszenz, dass dieser Mann ihr
Dr. Berger ist. Dieser ach so gute Bekannte der Familie Feigl, der oft in
ihrem Forsthaus seinen Urlaub verbrachte, hat also ihre Tochter ermordet. Immer
noch stumm, wendet Gropper den offenbar gefälschten Ausweis hin und her. Es ist
der Ausweis von Dr. Friedrich Berger, ausgestellt auf den Namen Heinrich
Krüger. Warum Berger ihn fälschen ließ, kann er sich denken. Doch wie kam er
auf den Schwarzmarkt? Und wo ist Berger jetzt? Mit welchem Ausweis?
    Zögernd fragt Kreszenz: »Weißt du, wer meine Rosi umgebracht hat?«
    Er zeigt auf das Passbild. »Der da.«
    »Der Berger? Unser Doktor?«
    »Dr. Friedrich Berger. Der war’s.«
    Die Kreszenz erstarrt. Lange Zeit bleibt sie bewegungslos sitzen.
Sie scheint das Foto mit ihrem Blick zu durchbohren. Dann presst sie mit
zittriger Stimme hervor: »Wo ist er jetzt?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich krieg’s raus.« Nun zittert auch
Groppers Stimme.
    »Den musst du mir überlassn«, fordert Kreszenz. »Den schlag ich tot.
Mit meinen eigenen Händen.«
    Da tritt Feigl durch die Tür. Von seiner hünenhaften, eckigen
Gestalt erkennt Gropper im ersten Moment nur die Umrisse.
    Sofort sieht er in ihm den Gebirgsjäger bei seinen Sondereinsätzen
am Kluchor-Pass, bei Belgrad und auf der Insel Kefalonia. Er zwingt sich, das
alles beiseitezuschieben. Jetzt geht es um Rosi.
    Als Feigl ihn bei Kreszenz sitzen sieht, bleibt er abrupt stehen.
    Feigls hagerer, grobknochiger Körper hat etwas Bedrohliches. Schon
früher war sein Gesicht vom Wetter gegerbt, doch nun sieht seine Haut aus wie
raue Baumrinde, seine Stirn wie ein Schindeldach und sein Kinn wie ein Scheit
Holz. Alles ist so kantig in seinem Gesicht. Seine Lippen presst er zu einem
Strich zusammen, seine eckigen Kiefer mahlen, und seine blauen wässrigen Augen
funkeln scharf wie Kristall. Breitbeinig steht er da wie eine aus splittrigem
Eichenholz geschnitzte Figur. Insgesamt sieht er älter aus, als er mit seinen
fünfunddreißig Jahren tatsächlich ist. Er trägt seine alte Uniformjacke, doch
nun ohne Schulterklappen. Und von seiner grünen Schirmmütze hat er das Edelweiß
abgetrennt.
    Gropper steht auf und will ihm zur Begrüßung die Hand reichen, doch
Feigl steckt seine Fäuste in die Hosentaschen. Gropper spürt seine
Feindseligkeit fast körperlich. Er kann die Abweisung nicht verstehen. Sie
waren doch früher gute Freunde.
    Ohne Gruß fährt Feigl Gropper an: »Was willst du hier? Das hat doch
einen Grund.«
    »Der Doktor hat die Rosi umbracht«, schreit die Kreszenz erregt.
»Das ist der Grund.«
    Feigl reagiert nicht. Langsam setzt sich Gropper wieder.
    »Der Doktor hat die Rosi umbracht«, schreit sie nun noch lauter.
»Hörst nicht? Der Berger, der Doktor! Unsere Rosi!« Sie weint.
    »So, so, der Berger also, dieses Schwein«, sagt Feigl tonlos und
bleibt immer noch stehen. »Also doch.«
    »Hast du das vermutet?«, fragt Gropper erstaunt.
    »Von Anfang an. Und der Jörg auch.«
    »Der Kilian?«
    »Wir haben gestern noch darüber g’redt.«
    »Ihr trefft euch also noch.«
    »Ist das verboten?«
    »Und die anderen Kameraden von damals, seht ihr die auch noch?«
    »Wann denn? Bin doch schon vor der Kapitulation verhaft wordn. Am 2. Mai.
Zusamm mit dem Jörg. Und jetzt erst wieder rauskommn. Zusamm mit dem Jörg.«
    »Wo rausgekommen?«
    »Aus dem Lager. Drunten in der früheren Edelweiß-Kasern.
Internierungslager. Ein ganzes Jahr lang! Freiheitsberaubung ist das.«
    »Warum hat man euch interniert?«
    »Weil wir mit Tapferkeitsauszeichnungen von der Front zurückkommen
sind. Mit Nahkampfspangen, Ritterkreuzn. Das sind unsere Verdienste. Darauf
sind wir stolz«, brüstet sich Feigl. »Aber den Drecksamis hat das nicht passt.«
    Mit dem Fuß zieht er einen Stuhl heran, lässt sich etwas entfernt
von Gropper darauf nieder und schlägt seine Mütze auf den Tisch. Seine braunen
dichten Haare stehen ihm strubblig vom Kopf. Er knallt seine Feldflasche mit
dem

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