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Nazigold

Nazigold

Titel: Nazigold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kohl
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von
den Eltern, in ferne, fremde Länder reisen, in die sie sonst nie gekommen
wären. Echte Männer sein, zünftige Naturburschen. Und viele Weiber
kennenlernen. Doch was trieben sie an der Front? Ein Massaker nach dem anderen.
Wie hatten sie sich so schnell umkrempeln lassen? Vom Naturburschen zum
Massenmörder. Das geht Gropper nicht in den Kopf. Nach dem, was er nun über
Feigl und Kilian weiß, hat er keine Lust, sie wiederzusehen, um alte
Jugenderlebnisse aufzufrischen. Mit Massenmördern will er nichts zu tun haben.
    »Was machen Sie denn da unten so lang?«, blökt Eckstaller vom
Treppenansatz herab.
    Gropper schlägt das Buch zu, steigt die Treppe hoch und fragt den
Antiquar nach dem Preis seiner Entdeckung.
    »Zwei Mark.«
    Gropper zahlt, steckt seinen Fund ein und tritt hinaus in den
Sonnenschein.
    Als Gropper im Revier eintrifft, ist Buchner da.
    »Was ist mit dem Haftbefehl für die Lucretia?«, fragt Gropper als
Erstes.
    »Wird schon noch.«
    »Mensch, Ferdl, es besteht dringender Tatverdacht.«
    »Die läuft nicht weg.«
    Für Gropper wird immer deutlicher: Buchner kneift.
    »Ich ruf den Richter an«, sagt er und will zum Telefon greifen.
    »Das ist meine Sache«, wehrt Buchner ab.
    »Dann mach’s auch.«
    »Vorgestern war er nicht mehr zu erreichen, gestern hatte ich
dienstfrei, und jetzt ist es noch zu früh.«
    »Versuch’s trotzdem.«
    Mit gequältem Gesicht wählt Buchner die Nummer des Garmischer
Amtsgerichts. Gropper kann das lange Tuten hören. Nach einer Weile legt Buchner
auf.
    »Sag ich doch. Zu früh.«
    »Da muss immer jemand da sein.«
    »Ist aber nicht.« Er klingt erleichtert.
    »Ferdl, vor was hast du Angst? Vor dieser Bissgurn? Vor dem CIC ? Oder was ist da sonst noch?«
    »Bist blöd? Ich hab doch keine Angst.«
    Gropper versteht ihn nicht. Da hat er nun eine Tatverdächtige, und
Buchner zögert, sie festzunehmen. Was steckt dahinter?
    »Ich versuchs nachher noch mal«, sagt Buchner und fügt schnell
hinzu: »Was war das denn für eine Leiche, von der mir Senger und Bergmoser
erzählt haben?«
    Als Gropper ihm von dem grausamen Fund auf Sassau erzählt, merkt
Buchner nur kurz an: »Die Rosi kenn ich nicht und die Feigels nur flüchtig. Da
hast also jetzt einen neuen Fall am Hals.«
    ***
    Kreszenz ist ihm dankbar, dass er nun noch einmal gekommen ist.
Ihre verweinten Augen sind trüb. Langsam schlurft sie vom Herd zum Tisch, ihre
Füße schleifen über den Boden.
    »Setz dich.« Sie deutet auf die Eckbank und sackt auf den Stuhl ihm
gegenüber. Hohl starrt sie vor sich hin. Alles in ihr ist wie abgestorben. Dann
sagt sie leise: »Dass der Herrgott so grausam ist.«
    Gropper fühlt, wie sie ihren Schmerz verbeißt.
    »Als der Xaver aus dem Wald zurückkam, seine Stiefel auszog und mich
weinend am Tisch sitzn sah, da wusst er Bescheid. Deshalb fragte er auch nicht,
was los ist. Dabei hab ich die Frage von ihm so sehnlich erwartet. Aber er
blieb stumm. Und als ich ihm ins Gesicht sah und erklärte: ›Die Rosi ist tot‹,
sagte er kein Wort. Ich hab so gewünscht, dass er mich umarmt. Aber nichts. Er
tat so, als hätt er schon immer gewusst, dass die Rosi nicht mehr lebt. Seine
Stummheit hat mir noch zusätzlich das Herz zerrissn. Ich konnt es in der Küche
nicht mehr aushalten, bin vors Haus und hab auf die Rückkehr des Leichenwagns
gewartet. Wie er sich dann näherte, bin ich ihm entgegengerannt, wollt den
schwarzn Wagn anhalten, hab meine Arme ausgebreitet. ›Meine Rosi! Lasst mir
meine Rosi!‹, hab ich geschrien. Aber der Wagn ist an mir vorbeigefahrn. Ich
bin hinterhergerannt und hab geschrien: ›Meine Rosi! Nehmts mir nicht meine
Rosi weg!‹, bis der Wagn hinter einer Kurve verschwundn ist. Gewimmert hab ich
und gefleht: ›Rosi, komm zurück.‹ Hab mich auf die Straß geworfn, mit den
Fäusten auf den Kies geschlagn. Der Xaver blieb in der Küche hockn. Als ich
zurückkam, blieb er immer noch stumm und verstockt, biss die Zähne zusammen,
dass sie knirschten, schluckte, ging hinaus zum Schuppen und hackte Holz,
obwohl wir schon so viel Holz vorrätig habn. Aber er hackte und hackte.«
    Gropper fühlt, dass es ihr guttut, sich den Schmerz von der Seele zu
reden, während die Tränen über ihr bleiches Gesicht rinnen.
    »Wo ist er jetzt?«
    »In seinem Schuppen. Hackt wieder Holz. Bin froh, dass er weg ist.«
    Gropper muss an das denken, was er über Feigl in Nafzigers Buch
gelesen hat. Es passt ihm gar nicht, ihn wiederzusehen. Aber um mehr über Rosis
Ermordung zu

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