Nazigold
Dabei lässt er sich auf seinem Hackstock nieder. »Der
Berger hat dem Nafziger Anton befohln, die bestn Verstecke für diese Millionen
im Gebirg über dem Walchensee zu bestimmn. Dafür war der Nafziger der beste
Mann. Als Kasernen-Kommandeur hatten er und sein Vorgänger 1944 auf dem
Steinriegel ein Übungsgebiet für ihre Jager eingrichtet, das Areal zum
militärischen Sperrgebiet erklärt und Schilder aufgstellt. ›Betreten
strengstens verboten! Es wird scharf geschossen‹ stand drauf. Auf dem
Steinriegel kannte er sich also aus. Günstig war das Gelände auch deshalb, weil
da für die Übungen schon Schützngräbn anglegt warn. Konnte man als Verstecke
gut brauchn. Es gab auch kleine Bunker und Hüttn als Depots für Munition, Ausrüstung
und Verpflegung. Da warn auch noch jede Menge Waffn und Munition einglagert.
Für den Endkampf gegn die Amerikaner oder mit den Amis gegn die Russn, die
schon in Österreich standn. Ich hab zugsehn, wie alles in meine beidn Schuppn
gebracht wurde, und hab gezählt: zweiundfünfzig Kistn mit Goldbarrn,
dreihundertfünfundsechzig Säck mit Goldbarrn. In jedm Sack zwei Goldbarrn.
Jeder Barrn dreizehn Kilo. Also jeder Sack sechsundzwanzig Kilo. Nur in den
Säckn allein siebenhundertdreißig Barrn. Dazu sechs Kistn mit Goldmünzn und
sechsundneunzig Säck mit ausländischn Banknotn. Das Ganze hat ein Wert von
fünfzehn Million Dollar ghabt, hat mir der Nafziger gsagt.«
Gropper pfeift durch die Zähne. Fünfzehn Millionen Dollar. So eine
Summe kann er sich gar nicht vorstellen.
»Die Kreszenz hat heftig protestiert gegn die Zwischenlagerung auf
unserm Grundstück. Hat mit mir gestrittn, dass ich das zulass. Mir war es
peinlich, dass sie sich in Gegenwart des Obersturmbannführers so wütend gegn
einen Befehl vom Adolf wehrte. Es half nichts, die Jager luden die Kistn und
Säcke von den Lastwagn und schlepptn sie in die Schuppn. Penibl kontrolliert
vom Berger, der auf langn Listn genau notiert hat, wie viel deponiert wordn
ist. Als alles in die Schuppn verstaut war, ließ der Berger sie mit dickn
Schlössern absperrn und von unsern Jagern bewachn. Am End hat die Kreszenz für
sie kocht, ihnen Suppn bracht, Würst und Brot. Noch am selbn Tag ist der
Nafziger mit dem Berger, dem Kilian und mir zum Steinriegel rauf, um uns die
vorhandnen Grubn zu zeign und die Stelln, wo neue Versteck graben werdn musstn.
Noch in der Nacht hat der Nafziger den Jagern befohln, neue Grubn auszuhebn.
Denen hat er gsagt: ›Zur Anlage von Waffenlagern für die Verteidigung gegen die
heranrückenden Amerikaner.‹ Na ja, wir habn das ja besser gwusst. Drei Tag und
drei Nächt lang wurdn die neuen Verstecke hergrichtet und die vorhandnen Depots
präpariert. Jede Grube drei mal drei Meter und zwei Meter tief. Seitlich mit
Holz verschalt und am Grund und auf der Abdeckung mit Teerpappe ausglegt.
Insgesamt zwölf Verstecke. Alles unter der Aufsicht vom SS -Obersturmbannführer
Berger. Dann trafn von der Mittenwalder Kasern auf Lastautos Mulis im Forsthaus
ein, unsre Gepäckschlepper im Krieg. Die warn besonders trainiert für schwere
Lastn im Gebirg. Die Maulesel hat man auf den Rückn und an den Seitn mit den
Kistn und Säckn beladn. Drei weitere Nächt lang schlepptn die Viecher das Gold
und das Geld zum Steinriegel rauf. Jedes Tier musst in jeder Nacht mehrere
Tourn machen. Bis zum 29. April. Um keine fremden Augenzeugn zu habn,
ordnete der Nafziger für die drei Nächt Luftalarm an. Das hieß Ausgangssperre
und Verdunkelung. Der Nafziger, der Kilian und ich haben die zwölf Verstecke
mit Erde, Laub und Zweign tarnt, und der Berger befahl uns, alles zu bewachn.
Da warn die amerikanischen Panzer und Infanterie schon auf Oberammergau
vorgstoßn. Wir zogen uns als Holzfäller und Waldarbeiter an und haustn in einer
kleinen Hütte, ausstaffiert mit Mulideckn, Ferngläsern und einm klein Kofferradio.
Der Berger hat uns streng kontrolliert. Auch die Rosi war an dem Tag bei uns
oben und hat uns Essn und Proviant bracht. Das passte dem Berger gar nicht,
dass die Rosi die Verstecke kannte. Sicher weil er meinte, sie könnt
herumerzählen, wo sich die Grubn befindn. Wir hattn ihr aber strikt verbotn,
andern die Versteck zu verratn. Nie hätte sie davon was erzählt. Aber der
Berger hat ihr misstraut. Das hab ich ihm gleich angesehn.«
»Woran hast du das gemerkt?«
»Weil er so rumgenörgelt hat, als sie zu uns raufgkommn ist mit dem
Essen.«
»Wie ging’s dann weiter?«
»An dem Tag hat es schlimm gregnet,
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