Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nea - James erzaehlt –

Nea - James erzaehlt –

Titel: Nea - James erzaehlt – Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
Vom Netzwerk:
sehr leid, aber Räumlichkeiten wie die Küche sind für Gäste tabu – aber trösten Sie sich, der Rest des Gebäudes ist sowieso viel spannender.“
    Kurz rang ich nach Worten; es war mir etwas unangenehm, dass sie mich beim Herumschnüffeln erwischt hatte. „Verzeihung, ich wollte nicht- Also- Ich bin nur zufällig- Nein, ich wollte mich umsehen. Sorry.“ Resignierend atmete ich aus und ließ die Schultern sinken. „Streng genommen bin ich kein Gast.“
    Interessiert hob die große Köchin ihr Kinn und sah mich aus verengten Augen an. „Nein? Jetzt bin ich gespannt. Er erstaune mich!“
    Ihre spielerische Art zu reden brachte mich sofort zum Lachen. „Mein Name ist James“, stellte ich mich vor und hielt ihr meine Hand hin. „Mike und Linnea haben mich kommen lassen.“
    „Erstens: Nicht so förmlich, James. Zweitens: Freut mich, dich kennenzulernen. Ich bin Juna, ,Linneas‘ Schwester.“ Als sie den Namen ihrer Schwester aussprach, malte sie Anführungszeichen in die Luft. „Es ist immer noch total merkwürdig, sie so zu nennen, für mich ist und bleibt sie Nea – aber seitdem es all das hier gibt“, sie deutete einen Halbkreis mit den Händen an, „ist das irgendwie sehr verwirrend geworden. Also kann ich wenigstens verstehen, warum sie bei ihrem vollen Namen gerufen werden will, wenn wir hier sind. Komisch ist es trotzdem. Ich hab’s da einfacher mit Juna; ist schwierig, den zu verkürzen.“  
    Sie zog die Stirn kraus und legte Daumen und Zeigefinger an ihr Kinn. „Aber was, wenn ich irgendwann ein Restaurant mit meinem Namen eröffne? Hm, das wird knifflig. Lösung: Ich eröffne einfach kein Restaurant, das meinen Namen trägt. Problem gelöst, so einfach ist das manchmal.“
    Kurz schloss sie die Augen, als wolle sie einen Gedanken abschütteln. „Ich rede und rede hier und du stehst da immer noch so verloren rum. Kann einem ja fast leid tun. Komm’ rein – aber nichts anfassen!“
    Schwungvoll drehte sie sich auf dem Absatz um und eilte zu den Töpfen und Pfannen auf dem Herd, über denen Dampf schwebte. „Ich mache gerade etwas, das ich noch nie gemacht habe“, rief sie mir über die Schulter zu. „Bei so vielen Experimenten muss ich immer vorsichtig sein, das fliegt mir alles sonst schnell um die Ohren – aber man soll ja immer Neues ausprobieren, nicht wahr?“
    Ich zog die Schiebetür zu und folgte ihr. Die Küche war riesig; es wimmelte nur so von Backöfen und Kochfeldern, die eingerahmt waren von strahlendem Edelstahl. „Es riecht auf jeden Fall himmlisch! Was ist das?“
    Ihre wachen Augen blitzten. „Okra, Quinoa und eine Kräutersauce auf Senfbasis. Klingt furchtbar hip, nicht wahr? Eigentlich hab’ ich aber nur Gemüse und Kräuter zusammengemischt, die ich gerade hier hatte – außer die Okra natürlich, die habe ich mitgebracht, bekommt man hier nur schwer. Hoffentlich taugt es etwas.“ Auf einmal warf sie lachend den Kopf zurück. „Wenn ich das alles mit dem Quinoa zusammen kochen würde, hätte ich im Prinzip ein Quinoa-Risotto: Ein Quinoatto! Das klingt dermaßen bescheuert!“
    Dann sah sie mich wieder an. „Schon mal Okra oder Quinoa gegessen?“
    „Quinoa ja, Okra noch nie“, antwortete ich. „Aber ich habe schon viel davon gelesen und mich schon immer gefragt, wie es wohl schmeckt.“
    Juna legte den Kopf schräg. „Meinst du, du traust dich, zu probieren?“ Bevor ich antworten konnte, hob sie mir mahnend den Finger vors Gesicht. „Enttäusch’ mich nicht, neugieriger James. Wenn du deine Nase an mein Fenster drücken kannst, solltest du wenigstens mutig genug sein, auch mein Essen zu versuchen.“
    Nun war es an mir, zu lachen. „Da sage ich doch nicht nein. Mein Magen knurrt sowieso schon, so göttlich, wie das riecht.“
    „Jetzt schleim’ mal nicht voreilig rum“, sagte Juna mit einem zufriedenen Grinsen und deutete auf die Reihe von Barhockern, die an einer langen Arbeitsplatte standen. „Eigentlich isst hier nur die Küchencrew, ich hoffe also, du weißt, welche Ehre dir zuteil wird, Fremder.“
    „Spätestens jetzt fühle ich mich auf jeden Fall entsprechend geschmeichelt“, antwortete ich und setzte mich auf den zweiten Hocker von rechts.
    „Das ist mein Platz!“, fuhr mich Juna von der Seite an und ich zuckte zusammen. Sofort wollte ich meine Position wechseln, da lachte sie schon wieder. „Meine Güte, du bist vielleicht schreckhaft! War nur ein Scherz, bleib’ sitzen.“ Mit großen Schritten und zwei dampfenden Tellern

Weitere Kostenlose Bücher