Nea - James erzaehlt
kam sie zu mir und setzte sich neben mich. „Iss, du dürrer Kerl.“
„Das sagt die Richtige“, erwiderte ich.
„Die Crew sagt, ich bleibe nur so dünn, weil ich so viel rede. Kann sein, dass das stimmt – und weil ich mich nicht traue, auszuprobieren, was passiert, wenn ich mal die Klappe halte, halte ich einfach nicht die Klappe.“ Gierig schob sie sich eine volle Gabel in den Mund und sagte gedämpft: „Ich hoffe, das stört dich nicht?“
Ich schüttelte nur den Kopf. „Nein, absolut nicht, ganz im Gegenteil. Ich habe-“
„Klappe halten und essen!“, befahl sie mir. „Du bist mager genug, um auszuprobieren, was dann passiert.“
Grinsend begann auch ich zu essen. Mit dem ersten Bissen, der meine Zunge berührte, schloss ich die Augen. Mike hatte wieder einmal nicht untertrieben: Junas Kochkünste waren wirklich umwerfend. Die Verbindung der sämigen Süße des Quinoa und angenehm würzigen Schärfe der Senfsauce war unnachahmlich, aber die Okra war das Beste an allem. Juna hatte sie in einer knusprigen Panade gebraten, die den mild-bitteren Geschmack der grünen Pflanze perfekt ergänzte.
„Gut?“, fragte Juna aufmerksam.
Anstatt zu antworten, schob ich mir noch eine volle Gabel in den Mund und schloss demonstrativ genießerisch die Augen. Dann fragte ich: „Mit Abstand das Leckerste, was ich seit langem gegessen habe.“
Juna hob die Augenbraue. „Nur seit langem also, hm?“
Laut lachte ich auf, dann aßen wir einige Minuten, ohne zu reden.
„Du bist also einer von Neas – Verzeihung: Linneas – perversen Sex-Freunden?“ Schelmisch zwinkerte sie mir zu.
„Sogar einer von der ganz besonders perversen Sorte!“, fügte ich hinzu und lächelte. Mit ihrer humorvollen Art war sie eine unglaublich angenehme Gesprächspartnerin, sie war einer dieser Menschen, denen man einfach überhaupt nichts übel nehmen konnte. „Bist du nur zum Kochen hier oder kannst du auch etwas mit all dem anfangen?“
Juna winkte ab. „Ist alles nicht so ganz meine Welt – aber ich bin auch schon seit Jahren verheiratet, damit hat sich jede Lust auf Sex ja sowieso erledigt.“ Sie kicherte. „Nein, ernsthaft: Ich habe nicht das geringste Problem damit, aber wirklich etwas damit anfangen kann ich nicht. Zwar sehe ich den Reiz, aber irgendwie kann ich mich einfach nicht dafür begeistern, weißt du? Außerdem ist mir wirklich ein Rätsel, woher Nea bei allem, was sie tut, auch noch die Energie für ein so ausgefeiltes Sexleben nimmt.“
Etwas überrascht ließ ich die Gabel sinken. „Ihr redet darüber?“
Juna zuckte mit den Schultern. „Klar! Warum denn auch nicht? Immerhin verdient sie mittlerweile ihr Geld damit – und spätestens jetzt hätte ich vermutlich eins und eins zusammenzählen können, nicht wahr? Ich wusste aber schon vorher von ihren Vorlieben; Nea und ich waren schon immer sehr offen miteinander. Wir mögen uns eben. Bin ich ganz froh drum, sie ist eine tolle Schwester.“
„Das heißt, du kennst auch Mike schon?“, hakte ich nach.
„Jupp, toller Typ. Kann verstehen, warum sie sich so in ihn verliebt hat – zum Glück beruht das bei den beiden ja auf Gegenseitigkeit, sonst würde ich als anständige, große Schwester ein ernstes Wörtchen mit Mike reden und das würde nicht gut für ihn ausgehen, immerhin muss ich meine Geschwistereifersucht schon genug im Zaum halten. Aber warum fragst du?“
„Reines Interesse“, antwortete ich. „Mike und ich sind Freunde und ich mag ihn eben.“
„Jetzt versuchst du nur wieder, dich bei mir einzuschleimen“, lachte Juna.
„Funktioniert es?“, fragte ich grinsend.
„Weiß ich noch nicht“, sagte sie mit gespielter Ernsthaftigkeit. „Vielleicht benutzt du deine Connections und dein Charisma ja nur, um ein kostenloses Essen abzustauben!“
Ich hob die Hände. „Erwischt.“
„Wusste ich’s doch. Aber kann ich dir nicht verübeln, immerhin bin ich wirklich gut – und wehe, du widersprichst mir jetzt!“
„Würde ich nicht wagen!“, rief ich.
„Kluge Entscheidung.“ Sie stand auf. „Willst du noch etwas? Es ist noch genug da.“
Ich nickte. „Sehr gern, vor allem die panierte Okra bitte – unglaublich lecker.“
Juna nahm meinen Teller und servierte mir noch einmal die gleiche Portion wie zuvor. Da sie mich gleich warnend ansah, als sie sich wieder neben mich setzte, wagte ich nicht, zu protestieren und aß einfach.
„Mike meinte, du warst Sterneköchin in Stockholm?“, fragte ich.
„Sterneköchin
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