Nea - James erzaehlt
relativ gut aufs Nea anwenden, finde ich.“ Sie sah sich kurz um. „Schade, dass das 16. Jahrhundert nicht unbedingt bekannt ist für fortschrittliche Sexualvorstellungen – irgendwie gefällt mir der Gedanke.“
„Wir können uns ja darauf einigen, dass Rousseau ein Zeitreisender war, der zufällig einen Blick ins Nea geworfen hat und danach für sein Leben gezeichnet war“, scherzte ich.
Glucksend antwortete Fiona: „Ich glaube, der Gedanke gefällt mir noch besser.“
„Was liest du da eigentlich?“
„Einen wissenschaftlichen Band über die Geschichte von Dominanz und Unterwerfung – ich weiß auch nicht so genau, warum eigentlich.“ Seufzend klappte sie das Buch zu und legte es neben den Stapel vor sich. „Dabei habe ich so viel hier, was noch spannender klingt.“
Ich sah auf die Uhr, die hinter Fiona an der Decke hing. „Ich fürchte, wir müssen langsam aufhören. Ich habe gleich noch-“
„Einen Termin mit Melanie“, unterbrach Fiona mich. „Ich weiß, Sir.“ Sie stand auf und strich ihre Kleidung glatt, dann beugte sie sich vor und nahm sowohl ihren als auch meinen Bücherstapel. „Lassen Sie mich das nur erledigen, Sir, und kümmern Sie sich um unsere Gäste.“
Innerhalb von einer Sekunde hatte sie wieder die Rolle der braven Dienerin eingenommen. Ich fand es einfach bezaubernd, dass sie so einen Spaß daran hatte, diese Position zu leben. Gleichzeitig konnte ich es natürlich gut verstehen, immerhin empfand ich genauso, was meine Dominanz betraf.
Meine Hände auf die breiten Lehnen des Sessels gestützt stand ich auf. Ich beugte mich über den Tisch zu Fiona und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. „Es war ein sehr schöner Vormittag, mein kluges Dienstmädchen. Wir sollten das wiederholen.“
In ihr Ohr flüsternd fügte ich hinzu: „Aber erst, nachdem ich bald wieder einmal deinen Willen gefangen genommen habe.“
Auf ihre hinreißende Art knickste Fiona. Als sie sich umdrehte, um die Bücher zurückzubringen, ging auch ich.
„Warum wusste ich bloß genau, dass wir uns in nicht allzu ferner Zukunft in so einem Kontext wiedersehen?“
Melanie antwortete nicht, sondern sah nur verschämt zu Boden.
„Findest du es nicht etwas unhöflich, dass du mich einfach mitten in einem Gespräch stehengelassen hast? Ich habe den ganzen Abend nach dir gesucht.“
Ihr Kopf schnellte hoch. „Warum glaube ich dir das nur nicht?“, fragte sie trotzig. Fast war ich mir sicher, bissige Eifersucht in ihrer Stimme wahrgenommen zu haben.
„Na na na“, ermahnte ich sie. „Wie war das?“
Ihre Miene verfinsterte sich. Ohne mich aus den Augen zu lassen, presste sie durch die Zähne: „Warum glaube ich Ihnen das nur nicht, Sir ?“
Der Sarkasmus in ihrem Ton war alles andere als dezent. Ich lächelte. In spätestens einer halben Stunde würde sie nicht einmal wagen, daran zu denken, frech zu mir zu sein; da war ich mir sicher.
In diesem Moment betonte ich die korrekte Anrede nicht, weil es mich erregte, mit „Sir“ angesprochen zu werden – natürlich tat es das in gewisser Weise, doch das war eher auf die Implikaturen der Anrede als die Anrede selbst zurückzuführen: Durch die Wahrung der korrekten Form war eindeutig, wo das gewöhnliche Leben aufhörte und unser sexuelles Spiel begann. Sowohl Melanie als auch ich nahmen klare Rollen ein und ich wollte, dass sie das verstand. Darüber hinaus war es für mich natürlich äußerst unterhaltsam, sie zu Trotzreaktionen zu provozieren, um sie im Anschluss daran dafür bestrafen zu können.
„Hm, vielleicht hast du recht“, sagte ich also. „Wärest du bei mir geblieben, hätte ich mich vermutlich nicht andernorts beschäftigen müssen.“
Ihre Kiefermuskeln traten kurz deutlich hervor, als sie mit den Zähnen knirschte. Ich war mir immer noch nicht sicher, ob sie sich über ihre eigene Reaktion gestern in der Eingangshalle ärgerte oder unter Umständen wirklich eine merkwürdige Art von Eifersucht empfand. Ehrlich gesagt war es mir in diesem Moment aber auch relativ gleichgültig, denn leiden lassen würde ich sie sowieso.
War sie die geheimnisvolle Sklavin? Es war ein durchaus sinnvoller Gedanke: Sie hätte sich nach ihrem unvermittelten Verschwinden problemlos verkleiden und auf mich warten können; immerhin war ich in Leikos Session einige Zeit beschäftigt gewesen. Allerdings trug sie gerade kein Armband – das war das Erste gewesen, was ich unauffällig überprüft hatte. Gleichzeitig bedeutete dieser Umstand
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