Nea - James erzaehlt
recht.“
„Ich weiß“, antwortete ich mit vollem Mund. „Mike hat deiner Schwester nicht einmal den Antrag gemacht und du willst am liebsten schon das Menü für die Hochzeitsfeier und am besten gleich alle Jubiläen danach planen.“
„Was soll ich machen, James? Mir geht das alles viel zu langsam, du hättest mir am besten gar nichts davon erzählen sollen – obwohl: Doch, ich würde nie wieder ein Wort mit dir sprechen, wenn du mir so etwas Schönes vorenthältst, das dazu noch meine eigene, kleine, tolle Schwester betrifft.“ Schwer seufzte sie. „Ich bin halt aufgeregt und dann arbeite ich eben, weil in meinem Kopf auf einmal nichts mehr ist als Krautsalat. Irgendetwas muss ich einfach machen, sonst drehe ich durch.“
„Ist mir nicht entgangen. Aber die Frage ist, ob du vielleicht gerade schon durchdrehst.“
„Gar nicht!“, antwortete sie trotzig und verschränkte die Arme. „Was ist jetzt eigentlich mit Mikes Antrag? Irgendwelche Neuigkeiten?“
Resignierend seufzte ich. „Nein. Er will ihr so bald wie möglich sagen, dass er sie heiraten will, aber am Wie hakt es. Deswegen habe ich ihm versprochen, mir etwas auszudenken – bisher scheitert es allerdings vor allem daran.“
„Aha!“, rief Juna. „Du bist also Schuld!“
Ich kicherte. „Sieht ganz danach aus.“
„Das ist überhaupt nicht lustig, ganz und gar nicht! Vielleicht ein bisschen, aber eigentlich nicht – du verstehst schon, was ich meine. Warum fällt dir denn nichts ein? So schwierig ist Nea nun auch wieder nicht.“
„Ich finde nicht, dass sie überhaupt schwierig ist – aber dann denk’ du dir doch etwas aus, das nicht kitschig ist, aber romantisch; nicht theatralisch, aber trotzdem groß und simpel, aber nicht schnöde.“
Linnea hörte für einen Moment auf, mit den Fingern auf der Arbeitsfläche zu trommeln und dachte mit abwesendem Blick nach.
„Wir sind doch kluge Leutchen“, verkündete sie dann entschlossen. „Irgendeine Idee werden wir schon haben!“
„Ich bin gespannt“, erwiderte ich.
Anstatt loszuplappern, womit ich ehrlich gesagt fest gerechnet hatte, stand Linnea auf und eilte zum Kühlschrank. Obwohl ich noch nicht aufgegessen hatte, stellte sie wieder einmal einen traumhaft duftenden Kirschkuchen neben meinen noch halbvollen Teller.
„Du solltest besser noch etwas essen“, sagte sie entschlossen. „Ich lasse dich hier nicht weg, bis uns etwas eingefallen ist.“
Nach zwei Stunden erlaubte Juna mir zu gehen – wir hatten zwar immer noch keinen konkreten Plan für Mike, aber immerhin eine grobe Idee, die hoffentlich funktionieren würde.
Mit den Händen in meinen Taschen trottete ich langsam durch die stillen Service-Gänge des Nea. Ohne es zu wollen, musste ich schon wieder an Sophie denken. Langsam machte ich mir wirklich Sorgen darum, ob meine klaren Forderungen sie abgeschreckt hatten; immerhin hatte ich jetzt bereits zwei Tage nichts mehr von ihr gehört oder gesehen.
Vielleicht war ich zu offensiv gewesen, vielleicht hatte sie überhaupt nie mehr als eine lose Affäre angedacht und ich sie bloß dazu gebracht, zu sagen, was ich hören wollte – vielleicht dachte ich aber auch wieder zu viel.
Unwillig schüttelte ich den Kopf. Ich wusste, was ich wollte, und dieses Wissen hatte ich formuliert. Ich würde Sophie ihre Entscheidung wohl kaum abnehmen können; egal, wie viel ich grübelte.
Gerade, als ich die Treppe ins Erdgeschoss zur Hälfte hinaufgestiegen war, kam mir Peter dermaßen schnell entgegen geeilt, dass er mich verpasste und fast die restlichen Stufen nach unten stolperte.
„James, James!“, rief er atemlos.
Sein fassungsloser Gesichtsausdruck schmälerte sofort mein Amüsement über seinen Slapstick-artigen Auftritt.
„Was ist?“, wollte ich besorgt wissen.
„James, Fiona- Fiona!“, keuchte er völlig außer Atem.
Sofort wurde ich nervös. „Was?“
„Fiona ist etwas passiert!“
Ohne zu zögern oder ein weiteres Wort rannte Peter wieder die Treppe nach oben. Da ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, folgte ich ihm. Während ich spürte, wie mein Puls in der Stirn zu pochen begann, krampfte sich mein Magen zusammen – Fiona war mir wirklich ans Herz gewachsen; meine Gedanken überschlugen sich von einem Worst Case Scenario ins nächste. Dass Peter dermaßen panisch war, verhieß nichts Gutes. Aber wenn Fiona ernsthaft verletzt war, warum hatte Peter dann erst mich geholt? Waren bereits andere da, um ihr zu helfen? Das konnte es wohl
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