Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nea - James erzaehlt –

Nea - James erzaehlt –

Titel: Nea - James erzaehlt – Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
Vom Netzwerk:
Gesamtsituation verhält sich wie folgt“, sagte Daniel erhaben und machte eine dramatische Pause. Meine Wut auf ihn stieg mit einem Schlag ins Unermessliche.
    „Wie Sie vermutlich wissen, fällt es in meinen Aufgabenbereich, Mistress Linnea und Sir Mike zur Hand zu gehen; dementsprechend habe ich selbstredend freien Zugang zu einigen, nun ja, sensitiven Räumlichkeiten im Nea, die den anderen Hausdienern verboten sind.“
    Wieder stoppte er für eine überlange Pause. Die Art, wie er redete, machte mich unfassbar aggressiv; Überheblichkeit tropfte aus jedem Wort, das er sprach.  
    Glücklicherweise schien es Mike genauso zu gehen, denn er sagte mit resignierenden Tonfall: „Daniel, du musst uns nicht erzählen, was du hier tust – ob du’s glaubst oder nicht, das weiß ich. Wir wollen wissen, warum wir alle hier sind.“
    „In Ordnung, Sir“, antwortete Daniel untergeben und machte wieder seine lächerliche Halbverbeugung. „Wie dem auch sei: Nachdem ich wie so oft von meinen allmorgendlichen, administrativen Pflichten zurückkehrte, um mich um die Räumlichkeiten von Mistress und Sir zu kümmern, fand ich zu meinem großen Schrecken die Angeklagte Fiona vor, wie sie durch die Akten der Gäste wühlte!“
    Leises Raunen erklang und Linnea klopfte mit einem Holzhammer auf ihr Pult. „Absolute Ruhe während des Tribunals!“
    Natürlich war sie erwischt worden – wieso konnte auch nie etwas reibungslos klappen? Vor schlechtem Gewissen gegenüber Fiona konnte ich kaum einen klaren Gedanken fassen – ich war Schuld an ihrer jetzigen Position, die durchaus demütigend war.
    „Doch das ist noch nicht alles“, fuhr Daniel nun mit hochtrabendem Tonfall fort und hob die Hand. „Nachdem ich die Angeklagte auf frischer Tat ertappt hatte und ihr durch meine heroische Reaktion keine Möglichkeit zur Flucht gab – trotz ihrer Versuche, mich zu beschwichtigen –, fand ich neben aufgeschlagenen Akten der Gäste zu allem Überfluss noch etwas, was meiner Meinung nach in jeder Hinsicht dieses Tribunal und eine harte Bestrafung der Angeklagten rechtfertigt: Die Akte von Sir James!“
    Er fuhr herum und zeigte allen Ernstes mit ausgestrecktem Zeigefinger auf mich, als befänden wir uns in einer zweitklassigen Gerichtsserie. Sogar Peter sah mich von der Seite mit geweiteten Augen an. Entgegen meiner unbändigen Lust, hochzuschnellen und Daniel allein für seine dummdreiste Art die Nase zu brechen, blieb ich ruhig sitzen und verzog keine Miene. Wie hatte Sophie sich nur von diesem Typen vögeln lassen können?
    „Warum bedeutet deiner Meinung nach denn die Akte von James mehr als die Akten der Gäste?“, fragte Mike nun nach.
    „Ich- Ich weiß nicht so genau“, druckste Daniel. „Aber irgendetwas kann da nicht stimmen, da bin ich mir sicher!“
    Auch, wenn er natürlich recht hatte, hoffte ich allein, um ihm keine Genugtuung zu geben, dass Nichts im Verlauf des Tribunals ans Licht kommen würde, das mich belasten könnte – für Fiona war es leider schon zu spät.
    Bei diesem Gedanken stockte kurz mein Atem. Hatte Linnea nicht eingangs erwähnt, dass erst der Kläger, dann die Angeklagte den Tatvorgang schildern sollten? Was war, wenn die ganze Situation Fiona über den Kopf gewachsen war und sie mein Intermezzo mit Sophie vor aller Augen – zu allem Überfluss denen von Linnea, Mike und Peter – verraten würde? Ich war der Grund dafür, dass sie sich überhaupt ins Büro geschlichen hatte und jetzt war ich nicht nur immer noch ahnungslos, sondern möglicherweise gleich selbst angeklagt. Blut rauschte dermaßen laut in meinen Ohren, dass ich Mühe hatte, zuzuhören.
    „Das mag sein, Daniel“, sagte Linnea, „aber dafür haben wir keine Beweise außer deinem Wort. Deshalb denke ich, dass Fiona ebenfalls den Vorgang der Dinge aus ihrer Sicht schildern sollte.“
    „Aber verehrtes Gericht-“, setzte Daniel an, doch Linnea hob entschlossen die Hand.
    „Kein Widerspruch, Diener! Du hast getan, was von dir verlangt wurde!“
    „Wie Sie wollen, Mistress“, presste Daniel zerknirscht durch seine Zähne und trat einen Schritt zurück, sodass er Fiona unauffällig mit dem Halsband würgte.
    Langsam kroch sie wieder in seine Richtung, dann sah sie hoch zu Linnea und Mike.
    Linnea fragte: „Fiona, bestreitest du, dass Hausdiener Daniel dich dabei überrascht hat, wie du durch vertrauliche Akten gegangen bist, die nicht in deinen Aufgabenbereich fallen und damit für dich tabu sind?“
    „Nein, Mistress“,

Weitere Kostenlose Bücher