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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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seine Gefühle Keech gegenüber aussahen, nachdem er Zeuge geworden war, wie dieser jemanden umzubringen versucht hatte. Man gewann eine ganz andere Perspektive, wenn man sah, wie sich jemand so verhielt. In dem Augenblick erkannte man, dass der andere auf emotionaler Ebene mehr war als die Summe dessen, was man bislang in ihm erblickt hatte. Der andere brachte ein eigenes Leben und daraus resultierende Verpflichtungen mit, und man selbst spielte darin nur eine von vielen Rollen. Was den Kontrollbeauftragten anging, so versorgte ihn Erlin jetzt wieder: Sie schloss seinen Arm, in dem eine bis auf den Knochen reichende Wunde klaffte, mit einem tragbaren Zellschweißer.
    »Janer, mein Junge.« Ron kam herbei und trat neben ihn an die Reling.
    Janer betrachtete ihn, denn dieses fröhliche Hallo klang doch ein wenig aufgesetzt. »Nicht das glückliche Ende, das uns vorgeschwebt hatte«, bemerkte er.
    »Nein«, sagte Ron, »wir haben nur einige schon lange überfällige lose Enden entdeckt.«
    Janer fasste ihn genauer ins Auge. »Sie meinen Ambel?«
    Ron schüttelte den Kopf. »Ich meine Ende jetzt nicht im abschließenden Sinn – zumindest nicht in seinem Fall, in dem des Skinners hingegen schon.« Er brach ab, betrachtete Janers verwirrte Miene und fuhr fort: »Der Skinner ist nicht tot, wissen Sie, und uns ist klar, wohin er sich wenden wird.«
    Janer spitzte die Lippen, um sich die Entgegnung zu verkneifen, die ihm sofort in den Sinn kam. Er hatte gerade gesehen, wie ein entleibter Kopf Flügel ausgebreitet hatte und mitten ins Meer hineingeflogen war, also verzichtete er lieber darauf, die Wahrscheinlichkeit zu kommentieren, dass das Ding lebendig war.
    Ambel war inzwischen an Deck gekommen und sah sich mit vorsichtiger Miene um. Janer stellte fest, dass manche Besatzungsmitglieder dem Alten Kapitän bewusst den Rücken zudrehten, und mit welch kaltem Blick Keech den Mann bedachte.
    »Also was jetzt?«, fragte Janer, als sich Ambel ihnen näherte.
    »Wir fahren zur Skinner-Insel«, antwortete Ambel.
    »Und dort halten wir auch die Zusammenkunft ab«, ergänzte Ron.
    Ambel nickte langsam. »Ich möchte gern als Kapitän dort hinfahren, nicht als Gefangener. Womöglich wird das meine letzte Fahrt.«
    Ron nickte. »Ich lasse alle Matrosen, die nicht mit uns fahren möchten, auf der Ahab, und ich schicke das Segel herüber.«
    »Danke«, sagte Ambel und setzte dann hinzu: »Wie werdet ihr sie einberufen … die Zusammenkunft?«
    Ron wandte sich an Janer. »Was ist mit Ihrer Verbindung? Können Sie darüber mit dem Hüter sprechen?«
    »Kriegst du das mit?«, fragte Janer die Schwarmintelligenz.
    Nach kurzem Summen antwortete der Schwarm: »Alles – und es ist wirklich interessant!«
    »Nimmst du Kontakt mit dem Hüter auf?«
    »Das kann ich, aber alles hat seinen Preis«, sagte der Schwarm, was Janer vor ein Rätsel stellte, bis die Intelligenz Näheres erklärte.
    »Okay, ich denke darüber nach«, sagte er, sobald sie fertig war. Er wandte sich Ron und Ambel zu. »Was möchten Sie vom Hüter?«
    »Der Hüter kann die Zusammenkunft für uns einberufen«, antwortete Ron. »Einige Kapitäne besitzen Transceiver, so dass sich die Nachricht recht schnell verbreiten kann.«
    Janer nickte und lauschte erneut diesem dumpfen, ausdruckslosen Summen, das noch eine Zeit lang andauerte, ehe eine andere Stimme es unterbrach. »Eine Zusammenkunft wurde bereits zu einem anderen Thema einberufen«, meldete der Hüter. »Es bringt kein großes Problem mit sich, sie an anderer Stelle abzuhalten. Ich werde Sprage sofort unterrichten. Die Kapitäne müssten innerhalb einiger Tage an der Skinner-Insel zu Ihnen stoßen.«
    Janer informierte die beiden Alten Kapitäne über diese neueste Meldung und verfolgte mit, wie sie Blicke wechselten, ehe sie sich aufs Neue ihm zuwandten.
    »Warum wurde die erste einberufen?«, fragte Ron.
    Janer wartete auf eine Erklärung, aber er erhielt nicht mehr von seiner Verbindung als das flache Summen. Er zuckte die Achseln. »Hat er nicht gesagt.«
    Ron seufzte. »Am besten beeilen wir uns.«
    Zehn Schiffe hatten jetzt hinter den Riffen angelegt, und zwei tauchten gerade am Horizont auf, während ein weiteres hinter der Insel zum Vorschein kam. Tay stieg an Bord und wandte sich dann der knarrenden Winde zu, die ihre kostbare Last an Bord hob. Dass Sprage überhaupt eingewilligt hatte, diesen leeren Sargbehälter aufs Schiff zu holen, war schon ein Hinweis darauf, dass er zu Hoops ursprünglichen Gefangenen

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