Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
Beine.
»Ambel … Sie wissen ja, Balem Gosk, hat den Kopf in einer Kiste in seiner Kabine aufbewahrt. Ich schätze, Peck muss … aaargh!«
»Oh, das weiß ich doch schon alles. Erzähl mir was Neues, was Interessantes.«
»Antigrav-Fahrzeug nähert sich.«
Roach konnte nicht sagen, woher diese Worte stammten. Die anderen hier waren Leermenschen, also sprach da vielleicht ihr Meister. Er wusste, dass der Prador hier an Bord kein Erwachsener war. Er hatte immer noch alle Beine.
»Rebecca Frisk, wir müssen zu unserem Schiff zurückkehren«, raspelte die Übersetzerbox des Pradors.
Roach betete darum, dass damit das Ende kam.
Frisk stand auf und drehte sich zu dem Prador um, wütend darüber, dass ihr kleines Spiel unterbrochen wurde.
»Ich möchte ihn mitnehmen!«, fauchte sie.
»Wir haben keine Zeit. Zum Schiff sofort!«
Der Prador wandte sich ab. Die Leermenschen sprangen bereits vor ihm vom Deck der Ahab. Frisk schien rebellieren zu wollen. Plötzlich drehte sie sich um, ging zu einem der Söldner hinüber, entriss ihm seine Waffe und drückte ihm stattdessen ihren Karabiner in die Hand. Das ist es, dachte Roach. Jetzt ende ich, über das ganze Deck verteilt.
Frisk erschoss ihn jedoch nicht. Sie ging zur Decksluke, beförderte sie mit einem Fußtritt auf, so dass Rauchschwaden herausquollen, und feuerte einen Schuss nach dem anderen in den Schiffsrümpf ab. Roach spürte, wie das Schiff bebte. Als Frisk fertig war, lächelte sie ihn zufrieden an, ehe sie dem Prador vom Schiff folgte. Die Söldner gingen als Letzte, ohne einen Blick zurück zu werfen.
Roach konnte es nicht glauben: Er würde überleben! Jetzt musste er nur noch diese Stricke loswerden, mit denen er an den Mast gebunden war … In diesem Augenblick wurde ihm klar, was der Rauch zu bedeuten hatte und was Frisk getan hatte. Er sah jetzt, wie der Qualm durch die Löcher im Deck quoll, und hörte die Flammen unten prasseln. Er kämpfte weiter gegen die Fesseln an, aber die Folter hatte ihn zu sehr geschwächt, und er verfügte nur noch über einen einsatzfähigen Arm – der gebrochene Arm hing ihm wie totes Fleisch an der Schulter. Er lauschte den Geräuschen der Cohorn, die sich jetzt entfernte, vernahm das Rauschen ihres schlaffen Segels im Fahrtwind und fragte sich, was ihn zuerst erwischen würde: das Feuer oder das Meer.
»Du Miststück!«, brüllte er und hörte, wie sich ihr Lachen entfernte. Eine Zeit lang saß er schwer atmend da und kämpfte dann erneut gegen die Fesseln an. Dabei hörte er Geräusche an der Bordwand, die höher stiegen, und hatte eine entsetzliche Vision von Prill, die heraufgeklettert kamen. Er starrte zu der Stelle hinüber, wo das Beiboot befestigt gewesen war, und sah, wie ein Tau dort ruckte. Das Geräusch, so wurde ihm allmählich bewusst, war ein fortlaufender Monolog von Flüchen. Wenig später kroch Boris über die Reling, die untere Körperhälfte bedeckt mit einer Masse sich windender Blutegel. Unter weiteren Flüchen und dem einen oder anderen gellenden Schrei machte sich Boris an die Aufgabe, die Egel nacheinander herunterzureißen. Roach hatte nicht mal mehr die Kraft, ihm zuzubrüllen, er sollte schnell machen, obwohl er spürte, wie sich das Deck unter ihm erhitzte.
Keech starrte auf das zerstörte und brennende Schiff hinab sowie auf die beiden Gestalten, die noch an Deck waren. Dann stellte er seinen Bildverstärker auf das zweite Schiff ein. Dort machte er einen Prador und mehrere Menschen aus – von denen eine Frisk persönlich sein konnte. Er stellte den Scooter auf Schweben ein, hob die Waffe und legte an. Halbe Stärke: Er wollte nur das Deck in Brand schießen.
Keech zog einen der drei Abzüge zurück und erhellte die Luft zwischen sich und dem Zielschiff mit einer Linie aus Purpurfeuer. Meerwasser bäumte sich zischend zu einer Feuerkugel auf, die über eine unsichtbare Scheibe hinwegspritzte.
»Schilde«, war alles, was er hervorbrachte, ehe sein Scooter vom Himmel stürzte. Er überließ es dem Gurt, die Antiphotonenwaffe zu halten, packte die Steuerung und las die auf dem Bildschirm leuchtende Meldung: »NOTFALL-STURZFLUG: AUSWEICHMANÖVER.«
Eine Rakete zog kreischend über ihn hinweg und ging hinter ihm in eine lang gestreckte Kurve. Keech rammte den Lenkhebel nach vorn und legte alle Kraft des Scooters in den Sturzflug. Die Fliehkräfte drohten ihm die Hände von der Steuerung zu reißen und ihn vom Sitz zu zerren, aber die Beingurte hielten ihn fest. Er schaltete auf den
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