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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Konsole hinüber. Er tippte gerade weitere Kommandos ein. Die Sprecherin drehte sich, als hätte sie jemand herumgerissen, und ging auf die Achterluke zu. Sie klappte sie auf und machte Anstalten hinunterzusteigen. Drum grinste und zog den Gashebel zurück. Als sich dieser nicht rührte, fluchte er und wandte mehr Kraft auf – aber der Metallhebel brach unter seinem Griff. Drum warf ihn weg, packte den Rest der Steuerungsanlage und riss sie vom optischen Kabel los. Das Schiff wurde trotzdem nicht langsamer.
    »Scheiße«, sagte Drum.
    Auf dieses Stichwort hin wandte sich der Leermensch auf dem Deck unter ihm plötzlich vom Bildschirm ab und packte die Waffe, die an der Konsole lehnte. Drum fluchte erneut und duckte sich, als Purpurfeuer die Luft erhellte und sowohl die Frontreling als auch das Steuerruder zersplitterten. Aus seiner Liegeposition am Rest der Reling spähte Drum forschend über die Kante und sah, wie der Leermensch aufstand und auf ihn zukam. Drum blieben nur wenige Optionen: Ins Meer springen, was zu einem langsameren und schmerzvolleren Tod geführt hätte, als diese Waffe ihm bot- oder der Versuch, sich in den Besitz selbiger Waffe zu bringen. Er wich zurück und machte sich bereit, den näher kommenden Leermenschen zu attackieren. Aber in diesem Augenblick explodierte ein hinterer Winkel der Vorderkabine, und das Deck, auf dem Drum lag, sackte ab und ließ den Kapitän unvermittelt zum Hauptdeck hinabrutschen. Er stoppte sich, indem er die Füße an den Rest der Lenksäule stemmte.
    »Eine volle Entkernung wäre die bei weitem effizientere Lösung gewesen«, sagte der Leermensch und zielte mit der Waffe lässig aus der Hüfte. Drum erkannte, dass es gar keine Rolle spielte, wie lässig mit dieser Waffe gezielt wurde, weil selbst ein indirekter Treffer sein Tod gewesen wäre.
    »Denkst du wirklich, du kämst wieder von hier weg, Prador?«, brüllte Drum. »Der Hüter reißt dich in Stücke!«
    »Das wird nicht deine Sorge sein«, erwiderte der Leermensch.
    Dreimal knallte es deutlich, gefolgt von einem leisen Knurren. Eine Stahlklammer rutschte über das glimmende Deck, dann schwenkte etwas Langes und Rosafarbenes, das in einem Kopf voller verkohlter Zähne endete, vom Mast aus heran. Der Leermensch fand gerade noch die Zeit, um aufzublicken und eine schwarze Silhouette vor dem brennenden Himmel auszumachen. Das Segel biss heftig zu und schüttelte seine Beute. Die Leiche des Leermenschen fiel aufs Deck, und das Segel bäumte sich auf und spuckte den Kopf ins Meer.
    »Gute Arbeit!«, brüllte Drum, der am durchsackenden Dach herabrutschte und aufs Hauptdeck sprang.
    Das Segel schnaubte angewidert durch die Lippen, als fände es keinen Gefallen an dem Geschmack dessen, was es gerade abgebissen hatte. Als Drum näher kam, funkelte es ihn an und stieß vor. Drum ließ sich fallen und schirmte das Gesicht mit den Unterarmen ab – die er dann langsam wieder wegnahm, als ihm klar wurde, dass er nicht im Begriff stand, ebenfalls den Kopf zu verlieren. Die Schnauze des Segels hatte einen halben Meter vor seinem Gesicht gestoppt. Es bleckte die verkohlten Zähne, knurrte ihn an und versuchte zu sprechen.
    »Wieeissich?«, zischte es, und der Stummel der von Shib herausgeschnittenen Zunge wedelte obszön im Rachen.
    »Wie du möchtest«, antwortete Drum.
    »Gusch«, sagte das Segel, »’u wirmich Wiefänger nenn.« Die Kreatur wandte sich von ihm ab und schnupperte, »’as Schiff brauch mich niwwer.«
    Drum drückte sich am Segel vorbei und hob die Waffe auf, die der Leermensch fallen gelassen hatte. Er nahm die Bedienung in Augenschein und blickte dann zur Achterluke hinüber. Dann wandte er sich dem Geschützturm zu, der nach wie vor Raketensalven ausspuckte, dem rotierenden Schildprojektor, der feindlichen Beschuss abwehrte, und blickte schließlich weit übers Meer. Beim derzeitigen Tempo würde es nicht sehr lange dauern, die Flotte der Zusammenkunft zu erreichen.
    »Tut mir Leid, alter Junge«, sagte er und zielte mit der Waffe aufs Deck.
    Sobald er den Strand erreichte, schüttelte Vrell die Leermenschen ab und inspizierte die Kratzer an seinem Panzer, die auf die tastenden Mäuler von Blutegeln zurückgingen. Keiner hatte die Panzerung jedoch durchdringen können. Vrell wandte sich nun den drei Leermenschen zu. Einer von ihnen lag im Sand.
    »Warum steht diese Einheit nicht auf den Beinen?«, fragte er und erhielt keine Antwort. Sein Vater konzentrierte sich im Augenblick wohl auf andere Dinge.

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