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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Haufen bunter Kieselsteine lagen. Dort befahl er dem Koffer, sich niederzulegen und zu öffnen, und er machte sich daran, den Inhalt hervorzuholen.
    Keechs Muskeln waren nicht funktionsfähig; tatsächlich funktionierte gar nichts an ihm, einmal abgesehen von einer Gehirnhälfte und einem Auge. Seines Fleisches völlig entkleidet, hätte die KI Keech fortexistiert – ein Skelett mit motorbetriebenen Gelenken, mit weiterer Hardware an den Knochen und natürlich dem Verstärker. Sein Überleben hing demzufolge von dem Reinigungsgerät ab sowie von zwei Ersatzbatterien für die kybernetischen Mechanismen, die ihn in Gang hielten. Zusammen mit diesen Dingen holte er jetzt einen schwarzen Aktenkoffer hervor, ein Kleiderpaket und eine kleine Fernbedienung. Das alles hatte nur einen unbedeutenden Teil des im Koffer verfügbaren Platzes beansprucht. Keech schloss den Deckel, trat zurück, zielte mit der Fernbedienung und drückte einen Schalter.
    Der Koffer stieg einen halben Meter hoch, und der Deckel spaltete sich der Länge nach in zwei Teile. Diese beiden Hälften entfalteten sich gemeinsam mit den jeweiligen Seitenwänden zu schwachen Tragflächen. Die Frontseite klappte bis auf 45 Grad vor, und aus der Oberseite fuhr eine gebogene Windschutzscheibe aus. Unter dem im Zentrum des Koffers jetzt erkennbaren Sitz hervor erhob sich mit jaulendem Geräusch eine Lenksäule und Steuerkonsole, bis sie vorn unterhalb der Windschutzscheibe einrastete. Keech trat heran, nahm zwei zylinderförmige Schubtriebwerke aus den Halterungen seitlich am Sitz -wodurch er den Antigravmotor darunter freilegte – und montierte sie an den Rückseiten der Flügel. Die Rückwand des Koffers kippte nun herunter und bildete einen Stauraum, in den Keech seine Habseligkeiten packte, ehe er in den so entstandenen Schwebescooter stieg. Er hätte gelächelt, wäre ihm das möglich gewesen. Er drückte eine Sensorplatte an der Konsole und sagte:
    »Hier spricht Kontrollbeauftragter Sable Keech und meldet Antigravbeförderung auf dem Außer-Polis-Planeten Spatterjay an.«
    Aus der Konsole antwortete eine sanfte Stimme: »Nach meinen Unterlagen sind Sie tot, Kontrollbeauftragter Keech.«
    Keech stutzte einen Augenblick lang – der Hüter hatte die Sendung sehr rasch abgefangen.
    »Das ist richtig«, bestätigte Keech.
    »Oh, ich freue mich, dass wir das geklärt haben«, sagte die Hüter-KI auf dem fernen Mond von Spatterjay. »Aber vielleicht können Sie das näher erklären?«
    »Verstehe ich es richtig, dass mein Status als Kontrollbeauftragter unverändert ist?«
    »Das ist korrekt.«
    »Dann brauche ich keine Erklärung abzugeben.«
    »Nein, das brauchen Sie nicht.«
    »Ich bin eine Reifikation«, sagte Keech. »Ich hätte eigentlich gedacht, dass du all das längst herausgefunden hast – wenn nicht bei meinem Durchgang durchs Runcible-Tor, dann zumindest, als ich die Grenze nach hier draußen überschritt.«
    »Ja, jetzt erkenne ich es. Ich überwache nicht sämtliche Runcible-Ankünfte, es sei denn, eine Begleitakte liegt vor. Das Kuppeltor wurde zum fraglichen Zeitpunkt von einer meiner Sub-KIs betrieben, und sie hielt es nicht für nötig, mich von Ihrer Ankunft zu unterrichten. Ich muss mal ein paar Worte mit ihr wechseln.«
    Keech glaubte eigentlich nicht, dass er ohne Begleitakte eingetroffen war, äußerte sich aber nicht dazu.
    »Es steht mir also frei, ein AG-Beförderungsmittel zu benutzen?«, fragte er.
    »Das tut es, Kontrollbeauftragter Keech.«
    »Danke«, sagte Keech.
    Nachdem er auf der Konsole ein Diagnoseprogramm aufgerufen hatte, schob er die Lenksäule vor und riss eine Sandwolke hoch, als er aufs Meer hinausschoss.
    Mit einiger Selbstzufriedenheit in seiner Einstellung überwachte der Hüter den Planeten durch tausend künstliche Augenpaare. Nach kurzer Prüfung beschränkte er diesen Bruchteil seiner Aufmerksamkeit auf ein einzelnes Augenpaar und die komplexe kleine Intelligenz, die es steuerte. Auf der anderen Seite des Planeten, von den Hauptsiedlungen der Menschen aus gesehen, lag ein Atoll, auf das noch nie ein Mensch den Fuß gesetzt hatte; dort schlugen Wellen leicht auf einen Strand aus Jade- und Rosenquarzkieseln. Unter den klaren Gewässern dieses Strandes wimmelte es am steinigen Grund von Bewegung. Schwärme frisch geschlüpfter Hammerschnecken führten einen langsamen und komplizierten Tanz auf; ihre Häuser glitzerten wie Perlenschnüre, und Blutegel sickerten auf der Suche nach weicherer Beute zwischen ihnen

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