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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Oberdeck, das für die Vorderkabine das Dach bildete. Janer schob sich von der Reling zurück, verlor das Gleichgewicht und stolperte rückwärts an den Großmast.
    »Pass doch auf, wo du hintrittst, Arschloch!« Die Stimme kam vom Deck. Er starrte auf einen großen flachen Kopf hinab, der dort lag, mit einem Mund voller Sichelzähne und dämonischen roten Augen, die ihn gelassen betrachteten. Er rieb sich das Gesicht und erblickte dann einen langen, gerippten Hals, der von diesem Kopf ausging, hinter Janer am Mast emporkletterte und in eine geäderte rosa Hautfläche mündete, die sich an den Spieren des Großmasts ausbreitete und den halben Himmel verdeckte. Festigkeit gewann dieses Hautsegel durch lange, dünne Stützrippen, aus denen an den Verbindungsstellen spinnenhafte Greifklauen wuchsen. Taue aus Muskelfasern liefen an diesen Rippen herab sowie an den langen, schweren Flügelknochen entlang und verknoteten sich auf einer riesigen Längsrippe von einer Brust, über der irgendwelche nicht identifizierbaren Klumpen in durchsichtigen Eingeweiden verdaut wurden. Die Kreatur hing kopfunter wie eine Fledermaus und drehte sich in dieser Haltung in den Wind.
    »Oh Scheiße!«, sagte Janer, entfernte sich rasch vom Mast und kehrte an die Reling zurück. Von dort aus sah er, wie jede Bewegung dieser Kreatur an Vorder- und Achtermast nachgeahmt wurde, wo Segel aus einem gebräuchlicheren Stoff hingen. Er stellte fest, dass die Klappergeräusche, die er unter Deck gehört hatte, aus diesen Bewegungen herrührten.
    »Es heißt Windfänger«, erklärte ihm die Schwarmintelligenz. Mit trübem Blick musterte Janer die beiden Hornissen in ihrem durchsichtigen Kasten, als suchte er nach einem Hinweis auf Ironie.
    »Lass nie wieder zu, dass ich so was mache«, sagte er.
    »Das hast du auch letztes Mal gesagt. Leider habe ich keinerlei Kontrolle über deine Handlungen mehr. Nicht, dass ich während deiner Dienstzeit in dieser Hinsicht viel hätte tun können.« Diesmal schwang eindeutig ein ironischer Unterton mit.
    Janer wandte sich wieder Erlin und Ron zu, die ihn ziemlich erheitert betrachteten.
    »Wo ist mein Rucksack?«, rief er zu ihnen hinüber.
    »Unter Ihrer Koje«, antwortete Erlin.
    Janer ging auf wackligen Beinen zur Luke hinüber und blieb dort kurz stehen, damit eine Frau heraussteigen konnte, die ihn anlächelte, ehe sie weiterging – einen Eimer in der Hand, dessen Inhalt nach Fett aussah und nach etwas roch, was man hätte begraben sollen. Janer stieg wieder die Leiter hinunter und schluckte dabei eine plötzliche Überproduktion an Speichel. Sobald er wieder in der Kabine war, trat er rasch an seine Koje, zog den Rucksack darunter hervor, fand seine Detoxtabletten, steckte zwei davon in den Mund und schluckte sie trocken herunter. Dann setzte er sich und wartete darauf, dass die Wirkung eintrat.
    Der Hooper in der angrenzenden Koje schnarchte und grunzte und drehte sich in diesem Moment um, wobei er Verwünschungen brummte. Janer erkannte das Gesicht des Mannes. Es war Forlam. Janer stand auf und betrachtete Forlams rechte Hand, die auf der Bettdecke lag. Als er sie zuletzt gesehen hatte, war sie nur ein Stumpf gewesen, mit dem stummeligen Ansatz eines Daumens, der seitlich herausragte. Jetzt waren die Finger mit derb wirkenden Stichen wieder angenäht, und die Nähte verliefen auch am Unterarm hinauf bis zum Ellbogen. Dort schlossen sie einen Operationsschnitt, der, wie Janer vermutete, dem Zweck gedient hatte, durchschnittene Sehnen wiederherzustellen – denn wie Janer aus eigener Erfahrung wusste, ähnelten Sehnen straff gespannten elastischen Tauen. Nachdem man sie an einer solchen Stelle durchschnitten hatte, waren sie wahrscheinlich innerhalb von Forlams Arm nach oben gepeitscht. Unter diesen Stichen wie auch unter denen, die Forlams neu angesetztes Ohr umringten, zeichneten sich rote Linien von Narbengewebe ab und machten deutlich, dass die Handarbeit nicht mehr benötigt wurde, um das Fleisch zusammenzuhalten. Janer fragte sich, ob Forlam schon wieder essen konnte, und plötzlich wurde ihm massiv bewusst, wo er selbst sich gerade befand und in welcher Lage.
    Nach wenigen Minuten hatte sich die Übelkeit so weit gelegt, dass Janer merken konnte, wie dringend seine Blase entleert werden wollte. Zum Glück hatte er schon den Eimer mit Deckel unter der Koje entdeckt und brauchte somit nicht mehr weit zu laufen, um sich zu erleichtern. Danach war ihm etwas besser zu Mute, und er kehrte an Deck

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