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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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ähnelte einem monströsen Karpfen, dessen obere Hälfte über das Meer aufragte, während er dahinschwamm. Sniper wusste, dass dieser Zahnkarpfen unter Wasser über drei Reihen flacher Tentakel verfügte, mit deren Hilfe er sich am Grund entlangzog. Die Kopfspitze zog jetzt schnurgerade ihre Bahn auf das erwählte Ziel zu.
    Sniper lud eine Rakete.
    »Nein! Steht unter Schutz! Der Hüter!«
    Sniper fegte die Rakete, kaum dass sie sein Maul verlassen hatte, mit einem elektromagnetischen Impuls aus der Luft. Zu spät versuchte er dann, Höhe zu gewinnen und damit der Kreatur auszuweichen. Er konnte nicht mal seinen Fusionsbooster einsetzen, weil er sie auch damit vielleicht umbrachte. Das große Karpfenmaul öffnete sich klaffend und knallte wieder zu, und mit zufriedenem Blubbern versank der Karpfen im Meer.
    SKI 13 flog einen engen Kreis und sank hinunter, damit die Schwanzsensoren unter Wasser gerieten. Sofort empfing die kleine Drohne ein Ultraschallsignal aus der Tiefe.
    »Scheiße«, sagte Sniper gerade.
    Das Morgenshuttle wurde in einer Stunde erwartet, und Keech saß im Ködermann und trank in kleinen Schlucken von seinem vierten Becher Seerohr-Rum, während der Schwebekoffer neben ihm auf dem Boden stand. Die übrigen Gäste der Kneipe gingen dem Reifi seit seiner Ankunft vor vier Stunden aus dem Weg – wie es schien, machte dieses Lokal niemals zu –, und der Barkeeper behielt ihn von hinter seinem Schachbrett misstrauisch im Auge. Keech kostete jeden Mund voll, aber darüber hinaus zeitigte der starke Alkohol keinerlei Wirkung auf ihn. Bestimmte Golem-Androiden waren mit der Option ausgestattet, der Trunkenheit zu frönen, aber Keech stand diese Möglichkeit nicht offen, solange er diesen Körper behielt. Er dachte oft über die Memoplantation in ein Androiden-Chassis nach, wie Janer es ihm vorgeschlagen hatte, und genauso oft verwarf er die Idee. Damals, als man ihn auf der Heimatwelt des Kultes des Auferstandenen Anubis reifiziert hatte, hatte er es ernsthafter erwogen. Es brachte jedoch Vorteile mit sich, wenn man als wandelnde Leiche unterwegs war, besonders wenn man wollte, dass bestimmte Personen einen fürchteten. Genießerisch dachte er an den Augenblick zurück, als Corbel Frane ihn erblickte – an das atavistische Grauen, das der alte Hooper-Pirat empfunden hatte. Dieses Grauen trug damals entscheidend zu Keechs Erfolg bei. Wäre er nur ein Mensch oder Golem gewesen, wäre Frane nicht im entscheidenden Augenblick geflohen und hätte Keech wahrscheinlich in Stücke gerissen. So jedoch hetzte Keech Franes AGW bis über den Mount Ember und schoss ihn dort ab. Franes Ende fiel geziemend apokalyptisch aus. Keech nippte durch den Glasstrohhalm Alkohol und dachte an Hoop. Obwohl er im Verlauf der zwei Tage bei Olian Tay nur wenig mehr hilfreiche Informationen erhalten hatte als in den ersten Stunden, stellte ihn das Ergebnis insgesamt zufrieden. Nach 700 Jahren war das Ende in Sicht. Der Schurke würde zur Rechenschaft gezogen werden, und Keechs selbst gewählter Einsatz würde abgeschlossen sein. Was dann? Keech betrachtete nachdenklich die Raute, die er an einer Halskette trug. Ganze Entwicklungsrichtungen standen ihm offen, was mehr war, als die meisten Toten von sich behaupten konnten. Beinahe, beinahe hätte er gelächelt, aber von der Gesichtsmuskulatur war nicht genug übrig. So vertieft war er in die eigenen Gedanken, dass er einen Augenblick brauchte, um zu bemerken, dass eine Person ihn neugierig musterte, die gerade den Ködermann betreten hatte.
    Der Mann war klein und ausgesprochen untersetzt, aber keine Spur wabbelig. Seine Erscheinung wies viel von einem Menschen auf, aber auch viel von einem Felsbrocken. Wie die meisten Schiffshooper trug er eine weite Segeltuchhose und ein weites Plastikettenhemd mit einem breiten Ledergürtel darum. In einer Gürtelschlaufe steckte eine große Bruyerepfeife, wie eine Waffe, die nur darauf wartete, gezogen zu werden. Das Gesicht des Mannes war breit und freundlich und wirkte noch breiter durch die großen, buschigen Koteletten, die sich unterhalb der glänzenden Glatze spreizten. Ein Blick auf diesen Mann und die fleckig-bläuliche Haut verriet Keech, dass er einem der Alten Kapitäne gegenüberstand.
    »Kenne ich dich, Junge?«, fragte der Mann.
    Keech spürte einen Hauch von Erheiterung, dass er als Junge angesprochen wurde. Natürlich war es für diesen Mann eine absolut sinnvolle Annahme, dass jeder, der nicht ebenfalls Alter Kapitän war, im Alter

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