Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
und rein, und es war die Antithese zu allen Dingen, die sie an der Polis verabscheute.
Vrell stoppte vor einer riesigen Tür, die sich als schräges Oval in einer krautüberwucherten Wand abzeichnete. Die eigentlichen Türflügel bestanden aus einer Art von verstähltem Keramal, unpoliert und nach wie vor mit dem Regenbogenschimmer der Wärmebehandlung überzogen. Sie spalteten sich jetzt in einem Bogen unterhalb des Ovalmittelpunktes und glitten nach oben und unten in Fassungen, wobei sie sich in der Bewegung drehten. Dahinter lag ein Raum mit Bildschirmen und Steuerpulten, die nach Prador-Manier leuchtenden Pilzen ähnelten oder vielleicht auch an Insekten erinnerten, die sich an Felswände klammerten. Auf einer Bö aus warmer Luft strömte der Geruch von Meeresleben heraus, von Verfall und dem widerlichen Moschusaroma, das nur Erwachsene wie Ebulan verströmten. Frisk durchquerte hinter Vrell rasch die Tür und trat dann zur Seite, wobei sie den Raum weiter forschend betrachtete.
Ebulan schwebte vor einer Ansammlung von Monitoren, über die zumeist Prador-Hieroglyphen und ein Computercode liefen. Ein paar Bildschirme zeigten Szenen aus dem Dritten Königreich, wahrscheinlich Subraum-Sendungen von Ebulans dortigen Agenten. Der Erwachsene drehte sich um, als Vrell neben ihm niederkauerte und das Stück Fleisch hochhielt, das Frisk jetzt als Bein eines Menschen erkannte; dann glitt er vor und stoppte wieder, ehe er die Mandibeln präsentierte.
»Weshalb sind Sie gekommen?«
Die Stimme kam von rechts, wo sich drei Leermenschen bereithielten, auf Ebulans Geheiß tätig zu werden. Er hatte über einen davon gesprochen. Es war egal, über welchen.
»Ich bin hier, weil ich Unterstützung durch einen Ihrer Leermenschen brauche«, antwortete Frisk.
Ebulan glitt vor und präsentierte Vrell die Mandibeln. Der Heranwachsende legte das Fleisch darauf und zog sich hastig zurück. Es war nur gut für einen Heranwachsenden, wenn er auf Nummer Sicher ging: Erwachsene Prador hatten keine Bedenken, die eigenen Jungen zu fressen, ja, schätzten dies sogar außerordentlich, da sie auf diese Art und Weise Schwächlinge ausmerzten. Während Ebulan das Fleisch zerschnitt und kaute, stellte Frisk fest, dass eine Reihe Bildschirme hinter ihm ausfiel. Wollte der Prador ihr irgendetwas nicht zeigen? Sie wandte sich Vrell zu, als der Heranwachsende sich an eine Seite des Raums zurückzog und dabei mit dem Panzer an der Wand entlangscharrte.
»Einen meiner Leermenschen?«, fragte der Leermensch rechts von Rebecca.
Frisk betrachtete wieder Ebulan. Fleischfetzen fielen auf den unebenen Boden, und Läuse sausten heran, um sie zu verschlingen. Auch rings um sein Maul klammerten sich Läuse fest.
»Ich habe meine Bibliothekskonsole und Kristalle mitgebracht und brauche Hilfe bei der Katalogisierung«, erklärte Rebecca.
»Welche dieser Einheiten benötigen Sie?«, fragte der Leermensch.
Frisk betrachtete die geistlosen Menschen forschend und ging dann zu einem untersetzten Mann hinüber. Sie fuhr mit der Hand an seiner nackten und stark tätowierten Brust hinab und griff dann in die elastischen Shorts, die er trug. Der Leermensch weiter rechts brauchte keine derartigen Shorts, um zu verhindern, dass bestimmte Teile herumschlenkerten: Er war schon kastriert worden, wahrscheinlich weil er kein gutes Zuchtmaterial abgab. Einen Augenblick später nahm Rebecca die Hand wieder heraus und nickte zufrieden.
»Dieser ist geeignet«, stellte sie fest.
»Er ist voll funktionsfähig«, sagte Ebulan. »Sie dürfen ihn nehmen, aber achten Sie darauf, dass Sie ihn mir voll funktionsfähig zurückgeben.«
»Komm mit«, sagte Frisk zu dem Leermenschen und nahm Kurs auf die ovale Tür. Der Leermensch folgte ihr wie ein Hund, als sie hindurchging. Ebulan blickte ihr nach, wandte sich dann leicht Vrell zu und wartete. Der Heranwachsende rutschte nervös hin und her und hampelte abwechselnd mit den Beinen herum, ehe er den Mut fand zu reden.
»Warum braucht sie einen Leermenschen zum Katalogisieren?«, fragte er in der summenden Pradorsprache.
»Das tut sie gar nicht. Sie langweilt sich und benötigt einen männlichen Leermenschen zur Entspannung«, erklärte Ebulan.
»Sexuelle Entspannung?«, fragte Vrell zögernd.
»Ja.«
»Warum gestattest du ihr solche Freiheiten?«
»Du wirst noch feststellen, Vrell, falls du zum Erwachsenen heranreifen solltest, dass man eine gewisse Zuneigung zu Werkzeug entwickelt, das man längere Zeit benutzt hat. Du wirst
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