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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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weit hinter ihm zurückblieb.
    »Sie kennen mich womöglich – oder haben von mir gehört. Ich heiße Sable Keech und bin seit siebenhundert Jahren tot.«
    Als Überschrift war das sicherlich ein Publikumsknaller. Genau das brauchte er jedoch, um das Interesse eines solchen Menschen zu wecken und dann vielleicht Informationen zu erhalten. Und der Kapitän zeigte sich wirklich neugierig. Er sah den Barkeeper an, deutete auf Keechs Tisch und setzte sich dem Reifi gegenüber.
    »Sprage«, stellte sich der Hooper vor und streckte die Hand aus.
    Keech betrachtete die Hand einen Augenblick lang und hoffte, Sprage würde bemerken, was er da tat, und sie rasch wieder zurückziehen. Als die Hand jedoch ausgestreckt blieb, legte er den Kopf schräg und streckte die eigene graue Kralle aus. Sprage schien sich nicht daran zu stören. Er packte und schüttelte sie, gab sie wieder frei und lehnte sich zurück. Der Hooper zog die Pfeife aus dem Gürtel und deutete mit dem Stiel auf Keech.
    »Komisch, nach all dieser Zeit einen Reifi zu sehen«, sagte er.
    »Wann haben Sie zuletzt einen vor sich gehabt?«, fragte Keech, der trotz seiner Anliegen neugierig war.
    »Oh, das ist lange her«, antwortete Sprage, holte einen Beutel aus der oberen Hemdtasche und leitete den anscheinend hochkomplizierten Vorgang ein, die Pfeife zu stopfen. »Es war ein programmierter Reifi, der auf der Suche nach dem eigenen Mörder hergeschickt worden war, ehe die Polis derlei Dingen einen Riegel vorschob.«
    Zumindest also 500 Jahre, rechnete Keech.
    Sprage fuhr fort: »Aber Sie sind nicht in dieser Form programmiert. Sind Sie eine volle KI?«
    In diesem Augenblick trat der Barkeeper an den Tisch und stellte eine Flasche und ein Glas vor Sprage.
    »Schreib’s auf die Rechnung«, sagte Sprage, als der Mann Neigung zeigte zu verweilen.
    »Nur eine halbe«, sagte Keech, nachdem sich der Barkeeper wieder entfernt hatte.
    Sprage hatte die Pfeife inzwischen gefüllt und schob den Stiel in den Mund. Das uralte Feuerzeug, das er zum Vorschein brachte, sprang erst nach mindestens fünf Versuchen an. »Mistding -nichts ist heutzutage haltbar«, murrte Sprage und musterte dann Keech durch eine Wolke Tabaksqualm. »Was tun Sie hier?«
    »Ich suche nach einem Killer – wenn auch nicht meinem«, antwortete Keech.
    »Jemand, den ich womöglich kenne?«
    »Fast mit Sicherheit. Ich suche nach Jay Hoop, hier vielleicht heute eher unter der Bezeichnung Skinner bekannt. Ich suche ihn schon sehr lange. Irgendwelche Ideen?«
    Bei dieser Frage schien sich Sprage entschieden unbehaglich zu fühlen. Er paffte kräftig an der Pfeife und erzeugte ein Glühen darin, das in seinen Augen widergespiegelt wurde. Keech fragte sich, was einen solchen Effekt hervorrufen konnte, denn normale menschliche Augen spiegelten nicht in dieser Form.
    »Muss wohl tot sein, was?«, meinte Sprage.
    »Soweit ich feststellen konnte, war es keine leichte Aufgabe, ihn umzubringen, und es war eine Aufgabe, die zu vollenden etlichen Leuten widerstrebte. Sie haben doch nicht zufällig einen relevanten Gegenstand in einem Kasten an Bord Ihres Schiffes, oder?«, fragte Keech.
    »Nicht auf …« Ein Hustenanfall unterbrach Sprage. »Ah, ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen in diesem Punkt folgen kann«, beendete er seinen Satz, als er wieder konnte. Keech dachte sich, dass jemand in seinem Alter mehr Übung in Täuschungsmanövern hätte haben sollen. Sprage goss sich ein Glas Seerohr-Rum ein und trank davon, um das Kratzen im Hals zu lindern.
    »Wissen Sie, wer ich bin?«, fragte Keech.
    »Wie es scheint, sagt mir der Name etwas«, antwortete der Kapitän. Er zeigte einen Augenblick lang einen verwirrten Ausdruck, der sich rasch legte. Er starrte Keech mit großen Augen an.
    »Sie …«, war alles, was Keech von den nächsten Worten des Kapitäns verstand.
    FUNKTIONSPARAMETER ÜBERSCHRITTEN: 30 % BELASTUNGSSTEIGERUNG DER BALSAM-PUMPE.
    Der Verstärker blendete die Warnmeldung im visuellen Kortex ein, so dass die Worte im linken Blickfeld aufleuchteten; gleichzeitig sah Keech mit dem rechten Auge nur noch verschwommen, und alle Laute klangen fern und undeutlich. Sämtliche äußeren Vorgänge wirkten auf einmal nur noch zweitrangig. Keech führte über den Verstärker sofort eine Diagnose durch und erhielt widersprüchliche Meldungen der in seinem präparierten Fleisch eingegrabenen Sonden. Irgendwas lief schief, ernsthaft schief. Vage hörte er Sprage etwas mit Nachdruck sagen, und dann sah er, wie der

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