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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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sie zehn Jahre älter als ich, und wer einen Stammbaum der Familie Rott überblickte, würde schnell erkennen, dass sie sippentechnisch gesehen meine Tante war. Aber äußerlich hätte man sie ohne Weiteres für meine Schwester halten können. Ihr Reichtum, der als Erbe von einem schnell nach der Hochzeit verstorbenen Ehemann auf sie übergegangen war, hielt sie offenbar jung.
    Ich stand am Tresen in der großen Küche und mampfte ein Käsebrot. Es war keine Rede mehr davon, mich der Polizei zu stellen. Jutta hatte Feuer gefangen. Ihr Advokat namens Heimlich konnte mich ja immer noch raushauen, wenn mich die Kripo zu fassen bekam.
    Sie saß am Küchentisch und sah mir aufmerksam beim Essen zu.
    »Bist du wirklich sicher, dass es deine Pistole war, die sie am Tatort gefunden haben?«
    »Es war eindeutig ein Modell, wie ich es auch besitze. Genauer ansehen konnte ich mir die Waffe nicht. Aber ich glaube nicht, dass mir die Polizei in dieser Hinsicht einen Bären aufbindet. Sie haben ja die Registrierungsnummer abgeglichen.«
    »Jemand hat das Ding also gestohlen.«
    »Wahrscheinlich während ich durch die Gegend irrte und auf weitere Nachrichten von Krüger wartete.«
    »Dieser Jemand hat demnach gewusst, wie der Hauptkommissar mit dir kommunizierte. Und dass du eine Weile brauchen würdest, bis du am Treffpunkt ankommst.«
    »Vielleicht hat derjenige sie auch schon vorher gestohlen. Als ich im Schwimmbad war. Ich habe danach zu Hause nicht überprüft, ob die Pistole im Schrank war. Aber mir sind auch keine Einbruchspuren aufgefallen.«
    »Wenn es dem Täter wirklich darum ging, Krüger umzubringen - warum hat er dann deine Waffe benutzt? Ist das nicht viel zu umständlich?«
    »Immerhin ist es ihm auf diese Weise gelungen, den Verdacht auf mich zu lenken.«
    »Und dann dieser Trick mit den Kurznachrichten. Die können doch dann eigentlich gar nicht von Krüger sein, oder?«
    »Die Absendernummer ist angegeben. Und das ist wohl die Handynummer von Krüger.«
    »Zeig mal.«
    »Ich sollte mein Handy so wenig wie möglich einschalten. Die kriegen sicher irgendwie raus, wo sich das befindet. Aber ich habe die Nummer selbst gesehen. Vielleicht hat ihm ja jemand sein Handy gestohlen. So wie mir die Pistole.«
    Eine Weile blickten wir ratlos ins Leere.
    »Ich würde mich gerne mal in meiner Wohnung umsehen, aber dann könnte ich mich gleich bei der Polizei melden«, sagte ich dann.
    »Was willst du denn da?«
    »Überprüfen, wie der Einbruch abgelaufen ist.«
    »Das übernehme ich«, sagte Jutta.
    »Was meinst du damit?«
    »Ich werde morgen einen Besuch bei dir machen. Da ist ja nichts dabei.«
    »Die Polizei wird dich abfangen. Die bewachen meine Wohnung garantiert.«
    »Na und? Ich bin deine Tante. Ich werde dich doch noch besuchen dürfen. Gib mir den Schlüssel. Ich gehe rein und schau mich ein bisschen um.«
    So wahnsinnig gut gefiel mir die Idee nicht, aber mir fiel auch nichts Besseres ein.
    »Rätselhaft«, murmelte Jutta. »Wirklich rätselhaft. Und eine Sache lässt mich nicht los …«
    »Was meinst du?«, fragte ich.
    Sie sah mich an, und ich spürte, wie sie mit Worten rang. »Sag mal - wäre es möglich … Ich meine, nur mal angenommen …« 
    »Nun red schon.«
    »Könnte es sein, dass es doch Krüger selbst war, der dich in diese Falle gelockt hat?«
    »Um sich dann erschießen zu lassen?«
    »Du hast gesagt, es war schon recht dunkel, als du am Tatort warst.«
    »Richtig.«
    »Und vielleicht konnte der Schütze nicht gut zielen.«
    Mir wurde langsam klar, was Jutta meinte. »Du willst doch nicht etwa sagen …«
    Sie sah mich an. Ihr Gesicht war ernst. »Könnte es sein, dass der Schütze eigentlich dich erschießen wollte? Und sie hätten es dann wie einen Selbstmord aussehen lassen oder so was?«
    »Du meinst, Krüger wäre sein Komplize gewesen?«
    »Warum nicht?«
    »Und du glaubst, er habe Krüger aus Versehen getroffen? Und das gleich zweimal? Das ist doch Quatsch.«
    »Wie auch immer. Du hast doch sicher mit allerlei Leuten Rechnungen offen. Allein die, die du hinter Schloss und Riegel gebracht hast…«
    In mir breitete sich eine bleierne Müdigkeit aus. Das heißt, es war gar keine Müdigkeit. Es war ein Anfall von Schwäche, verbunden mit einem Gefühl der Verzweiflung, das von Sekunde zu Sekunde stärker wurde.
    »Die Tat des Rächers / sie führt die Hand des Mörders / das Geheimnis bleibt«, sagte Jutta.
    »Lass bitte jetzt diese blöden Haikus.« Ich zwang mich, die Bierflasche

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