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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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auszutrinken. Eigentlich hatte ich gar keine Lust mehr auf Alkohol. Aber plötzlich war mein Mund trocken wie Sandpapier. »Solange wir an dem Fall arbeiten. Versprochen?«
    Jutta nickte. »Versprochen.«
    »Und jetzt würde ich gerne die Annehmlichkeiten deines Gästezimmers nutzen«, sagte ich. »Es war ein etwas harter Tag.«

8. Kapitel
    Jutta hatte kein Gästezimmer. Sie hatte eine Gästewohnung.
    Sie bestand aus einem Schlafraum mit Doppelbett, einem Wohnzimmer mit Schreibtisch und Fernseher und einem Bad inklusive Badewanne. Im Angebot enthalten waren Bademäntel in mehreren Größen, Hausschuhe und Schlafanzüge.
    Als ich am nächsten Morgen gegen Viertel nach neun in Juttas Küche geschlurft kam, fragte ich mich, welche Art von Gästen sie sonst in der Wohnung beherbergte.
    »Du könntest ein Hotel aufmachen«, sagte ich und setzte mich an den Tisch, der schon komplett gedeckt war. Jutta, fix und fertig angezogen und den typischen Geruch frisch geduschter und parfümierter Menschen verströmend, hatte sogar Brötchen geholt.
    »Ja, ich habe auch schon gedacht, es zu vermieten. An einen Studenten vielleicht. Dann käme mal ein bisschen Leben in die Bude.«
    Oh, dachte ich. Leidet Jutta etwa an Einsamkeit? Ist ihr die Einmischung in meine Fälle von Zeit zu Zeit nicht spannend genug?
    »Ich nehme an, du denkst an einen knackigen Sportstudenten oder so«, sagte ich und nahm ein Brötchen.
    »Zum Beispiel.«
    Ich starrte auf das Backwerk. In meinem Bauch steckte nach wie vor ein Klumpen. Lieber erst einen Kaffee. Ich nahm die Kanne und schenkte mir ein.
    »Ich hab schon gefrühstückt«, sagte Jutta. »Und ich wollte dich schlafen lassen.«
    »Verstehe.« Ich nippte. Der bittere Geschmack war angenehm. Aber der Brocken in meinem Bauch schien fester zu werden.
    »Gib mir den Schlüssel zu deiner Wohnung«, sagte sie.
    »Du willst es also wagen?«
    »Was soll schon passieren? Solange sie mein Haus nicht durchsuchen, werden sie dich nicht finden. Und schließlich darf ich als deine Tante vor der Tür deiner Wohnung auftauchen. Und ich darf auch einen Schlüssel haben. Erklär mir lieber endlich mal, wo du die Pistole aufbewahrt hattest.«
    Ich wies Jutta ein, gab ihr meinen Schlüssel, und weg war sie. Nachdem die Tür zugefallen war, trank ich noch zwei Tassen Kaffee, hatte aber immer noch keine Lust auf ein Brötchen. Dann ging ich ins Wohnzimmer zum Telefon, um Kleiber anzurufen.
    Die Unterlagen mit den Telefonnummern waren in meinem Büro. Ich musste mir die Nummer von der Auskunft geben lassen.
    »Kleiber.«
    »Guten Morgen, Herr Kleiber. Rott hier.«
    »Gibt’s was Neues … Neues?«
    »Herr Kleiber, es tut mir leid, aber ich kann Ihren Auftrag nicht weiter wahrnehmen.«
    »Was ist geschehen … geschehen?«
    »Mir ist eine andere Sache dazwischengekommen. So was passiert manchmal. Sie wird mich aber nicht lange in Anspruch nehmen.« Ich zögerte. Was hatte ich da gesagt? Woher wollte ich das wissen? Wenn ich großes Pech hatte, würde mich Krügers Tod lebenslänglich beschäftigen. »Ich melde mich wieder bei Ihnen. Über das Geld schicke ich Ihnen eine Gutschrift. In Ordnung?«
    »Ja, aber … meine Frau … Frau …«
    Plötzlich fiel mir etwas ein. Die Sache war riskant, weil ich sie nicht so ganz unter Kontrolle haben würde. Aber ich konnte es versuchen. Auf diese Weise würde mir der Auftrag erhalten bleiben.
    »Herr Kleiber, ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wir machen es anders. Ich übergebe den Fall ein paar Tage einem Kollegen.«
    »Was heißt… heißt…«
    »Ich lasse ihn die Ermittlungen übernehmen, und dann mache ich wieder weiter. Ich melde mich bei Ihnen. Wir werden damit die heiße Phase auf keinen Fall versäumen. Ich nehme an, Ihre Frau geht heute wieder ins Schwimmbad?«        
    »Ja, Sie hat so was gesagt…«
    »Alles klar, Herr Kleiber. Bis die Tage.«
    »Wie heißt der Kollege … Kollege?«
    »Er meldet sich.«
    Ich legte auf. Dann tippte ich die Nummer von Manni.
    »Mensch, ich warte hier auf dich«, schimpfte er. »Du hast gesagt, du holst mich ab.«
    »Ich kann dich nicht abholen. Und aus dem Fall wird heute auch nichts.«
    »Wieso das denn? Ich hab mir extra freigenommen. Außerdem schuldest du mir noch die Kohle.«
    Ich hätte fast aufgelacht. Freigenommen. Ausgerechnet Manni. Er tat sowieso den ganzen Tag nichts, als arglosen Mitbürgern gebrauchte Computerteile anzudrehen - angeboten über das Internet. Bei dem großen Internetauktionator mit dem 1, 2, 3 hatte er

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