Neandermord
längst Hausverbot. Betrugsverdacht.
»Du kriegst das Geld schon. Hör zu, ich bin in Schwierigkeiten. Wir können uns im Moment nicht treffen. Aber ich kann dir einen anderen Vorschlag machen.«
»Was ist denn los?«
Er würde es sowieso erfahren. Wahrscheinlich war im Radio auch schon längst die Fahndungsmeldung durchgegeben worden.
»Krüger ist ermordet worden. Und ich bin der Hauptverdächtige.«
»Was? Soll das heißen, du bist gerade im Knast? Nutz deinen einen Anruf, den du hast, und ruf lieber einen Anwalt an.«
»Ich bin nicht im Knast, sondern … in einem Versteck. Ich bin abgehauen.«
»Au Scheiße!«
Ich konnte Manni nicht erzählen, wo ich war. Es gab Situationen, in denen würde er seine Großmutter verkaufen.
»Du kannst mir aber helfen.«
»Und wie?«
»Zwei Sachen. Fahr wieder ins Schwimmbad und kümmer dich um Frau Kleiber. Wenn ich das hier aufgeklärt habe, muss ich ja weiter an dem Fall arbeiten, und dann brauchen wir Fotos. Und ich meine richtige Fotos. Kapiert?«
»Leichteste Übung. Und kommt mir sehr entgegen. Die Frau sieht echt gut aus. Was ist das zweite?«
»Du kennst dich doch in den Spielsalons rund um Wuppertal aus.«
»Da übertreibst du aber. Warum willst du das wissen?«
»Ich habe ein Foto von einem Club gesehen, und ich muss rauskriegen, welcher das war. Das Foto ist ein paar Jahre alt.«
»Schick es mir, und ich sehe, was ich machen kann. Hast du es als Datei?«
»Nein, ich habe es überhaupt nicht. Ich konnte nur einen kurzen Blick draufwerfen.«
»Und wie soll ich dir weiterhelfen?«
»Es gibt ein paar markante Punkte.«
Ich berichtete Manni von den Schwarz-Weiß-Zeichnungen der Filmstars an den Wänden.
»So was gibt’s doch nicht so oft, oder?«, hoffte ich.
Er dachte nach. »Na ja, das stimmt schon. Aber mir fällt spontan nichts dazu ein. Ich müsste nachdenken.«
Oje. Manni und nachdenken.
»Und mich umhören.«
»Tu das.«
»Wo erreiche ich dich, wenn ich was rausgekriegt habe?«
Jetzt musste ich ihm doch verraten, wo ich war. Ich versuchte, so zu tun, als suchte ich fieberhaft nach einer Antwort.
»Ich denke, das Beste wird sein, du rufst Jutta an.«
»Verstehe.«
»Gar nichts verstehst du. Und wenn du irgendjemandem sagst, dass Jutta Kontakt zu mir hat, dann kannst du sämtliche Aufträge vergessen, klar? Abgesehen davon, dass sowieso alles vorbei ist, wenn sie mich kriegen. Auch für dich.«
»Mensch, Remi, du glaubst doch nicht, dass ich dich verpfeife? Aber wenn du wirklich bei Jutta bist, kriegen die das eh raus. Wahrscheinlich belagern sie die Festung schon.«
»Also, du weißt Bescheid.«
»Remi, sag mal…«
»Was ist denn noch?«
»Könnte ich … Ich meine, ich bin im Moment ein bisschen klamm.«
»Ich kann dich nicht treffen, um dir dein Geld zu geben.«
»Das meine ich auch nicht. Ich dachte, die Information mit dem Spielclub ist dir doch sicher auch was wert.«
»Manni!«
»War ja nur ‘ne Frage …«
»Krieg erst mal was raus. Dann sehen wir weiter.«
Ich legte auf.
Manni war wirklich ein Schweinehund.
Ich duschte und zog mich an. Frische Klamotten gab es leider nicht für mich, also bedeckte mich sofort der schweißige Mief der vergangenen Nacht.
Ich lief über den riesigen Teppich und schaltete das Radio ein. Es dauerte keine zwei Minuten, da blendete das Gesinge von Madonna aus, und der Sprecher gab bekannt, dass in der Nacht zuvor im Neandertal ein Mord geschehen war.
»… in die Tat verwickelt ist wahrscheinlich ein Wuppertaler Privatdetektiv, der am Tatort war und auch selbst die Polizei rief. Am Telefon begrüße ich jetzt die leitende Kommissarin Andrea Dorau. Guten Morgen, Frau Dorau.«
Andrea Dorau. Donner und Doria.
»Guten Morgen«, sagte sie müde. Wahrscheinlich hatte sie schlecht geschlafen.
Der Moderator wirkte dagegen geradezu quirlig. »Ist der Verdacht, dass der Wuppertaler Privatdetektiv die Tat begangen hat, die einzige Spur, die Sie verfolgen?«
»Dazu möchte ich beim derzeitigen Ermittlungsstand nichts sagen. Er ist aber unser Hauptverdächtiger und, das sollte man nicht vergessen, auch unser Hauptzeuge. Ich denke, die Tatsache, dass er sich vom Tatort entfernt hat, nachdem sich herausstellte, dass der Kollege mit seiner Waffe erschossen wurde, spricht für sich.«
Blöde Kuh, dachte ich. Gar nichts spricht für sich. Niemals. Man kann immer alles aus mehreren Perspektiven betrachten.
Es kam noch ein bisschen Geplänkel darüber, wer Krüger war und wie oft Polizisten in
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