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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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fantasiebegabten Menschen vor allem dann zur Geltung kommt, wenn sie das Geld mit vollen Händen ausgeben können. Aber begriffsstutzig war sie nicht. Sie hatte sofort erkannt, dass es mir ernst war, als ich sagte, dass ich in Schwierigkeiten stecke - auch wenn sie mir am Telefon, wo ich ja bereits die Polizei erwähnt hatte, nicht richtig zugehört zu haben schien. Sie verschwendete auch keine Zeit damit, mich groß auszufragen. Sie wusste, dass ich sowieso in Kürze damit herausrücken würde, was passiert war.
    »Sonst hattest du immer fahrbare Untersätze, die eher deiner Gehaltsklasse entsprachen«, sagte ich. Ich erinnerte mich da an diverse BMWs. Einmal durfte ich mir von Jutta sogar einen Z4 ausleihen. Von den verschiedenen PS-starken Zweirädern ganz zu schweigen.
    »Fährt man jetzt eigentlich nicht Motorrad?«, fragte ich.
    Jutta hantierte mit der Gangschaltung, die wie ein Revolver aus der oberen Armatur kam, setzte zurück, schaltete dann wieder herum und gab Gas. Endlich, dachte ich. Endlich sind wir auf dem Weg nach Hause.
    »Damit kann ich dich ja schlecht abholen. Also hab ich den kleinen Roten aus der Garage geholt. Er müsste dir eigentlich bekannt Vorkommen.«
    Langsam, aber sicher war ich wieder in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Wir fuhren in einem R4 - ganz typisch ausgestattet mit dem markanten Geruch nach kaltem Rauch und dem leichten Aroma des Bleizusatzes, den man dem Benzin beimischen musste. Zu der Zeit, aus der dieses Auto stammte, hielten die Leute einen Katalysator noch für ein Verhütungsmittel. Und deswegen vertrug der Kleine auch kein bleifreies Benzin.
    Zum letzten Mal war mir ein solches Auto im Fall des Bergisch Gladbacher Armbrustmörders begegnet. Mein eigener Wagen war bei den Ermittlungen einem Brandanschlag zum Opfer gefallen, deshalb hatte ich mir das Auto meiner alten Freundin Theresa aus Odenthal geliehen.
    Moment mal…
    »Das ist doch nicht etwa Theresas Wagen?«, fragte ich.
    »Bingo! Aufgekauft und noch mal überholen lassen. Und was ist mit deinem Golf?«
    »Der steht auf dem Parkplatz im Neandertal.«
    »Und dahin war es dir zu weit nach deiner Wanderung? Oder was hast du in dieser Gegend gemacht?« Jutta sah herüber und grinste.
    »Wanderung - toller Witz.«
    Und dann erzählte ich alles.
    Der R4 ratterte unterdessen mit Höchstgeschwindigkeit hundertzwanzig durch die Nacht. Jutta hatte für den Rückweg die Strecke über die Autobahn genommen und blieb gemütlich auf der rechten Spur, so dauerte es eine sehr gute halbe Stunde, bis wir Elberfeld erreichten. Zeit genug für meine Geschichte.
    Bei der letzten Hürde, den Brill hinauf, musste der Kleine hart arbeiten. Die Steigung dort war legendär. Wenn ich mich recht erinnerte, hielt sie sogar irgendeinen Rekord. Wie die Bahnstrecke bei Hochdahl.
    »Du hast einen Fehler gemacht!«, schrie Jutta in das Röhren des Wagens hinein, der sich gerade im zweiten Gang an den alten Villen vorbei den Berg hochquälte. »Ich hätte dir einen Anwalt besorgt, der dich da hätte raushauen können. Vielleicht wäre es sogar besser, wenn du dich doch noch der Polizei stellst. Ich könnte Dr. Heimlich gleich morgen früh anrufen …«
    Der Wagen war am Ende der Sadowastraße angekommen und erreichte die Abzweigung zur Briller Höhe. Die letzten Meter bis zu Jutta waren nicht mehr so steil. Der Krach nahm ein wenig ab.
    »Du hast die Ermittlerin nicht erlebt«, wandte ich ein. »Die hat mich auf dem Kieker. Und außerdem ist das ein Fall, den ich lösen muss.«
    Diesen Entschluss hatte ich gefasst, als ich auf dem Feld herumgestanden hatte. Immer wieder waren die Szenen mit Krüger an mir vorbeigezogen. Ich war es ihm schuldig.
    Ich knallte nach vorn und hing in meinem Gurt. Jutta hatte scharf gebremst.
    »Da steht jemand. Warten die etwa auf uns?«
    Ich verzichtete darauf, hinzuschauen. »Fahr weiter, einfach vorbei. Nicht auffallen.«
    Jutta gab wieder Gas, und ich duckte mich, so weit das in dem kleinen Wagen ging. Die Straße verlief noch ein Stück weiter, dann endete sie als Sackgasse. Jutta stoppte, ließ aber den Motor laufen.
    »Hast du die Leute gesehen?«, fragte ich.
    »Ja. Es waren drei.«
    »War ein kleiner, dicker Mann in schwarzen Klamotten dabei?«
    Sie nickte. »Den haben meine Scheinwerfer als Erstes erfasst.«
    »So einer mit glatten Haaren und Seitenscheitel?«
    »Genau.«
    »Das ist die Ermittlerin.«
    Jutta runzelte die Stirn.
    »Glaubst du immer noch, dass ich mich stellen soll?«, fragte

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