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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Fernsehwerbung, in der ein Kollege von mir mitwirkte. Worum ging es da noch mal? Richtig: billige Brillen.
    Ich entschloss mich, ihm reinen Wein einzuschenken. Ihm zu sagen, warum ich gekommen war. Es hatte keinen Sinn, um den heißen Brei herumzureden.
    »Mein Name ist Rott«, sagte ich.
    »Und?«
    »Ich dachte, wir sollten uns mal unterhalten.«
    »Ich wüsste nicht, worüber.«
    »Sind Sie sich da sicher?«
    »Ich glaube, Sie haben sich verwählt.«
    »Haben Sie meinen Anruf nicht erwartet?«
    »Nein. Sie haben sich verwählt, das sagte ich schon. Auf Wiederhören.« 
    »Nicht wenn Sie der Nevada-King sind, der vor knapp zehn Jahren in eine Korruptionsaffäre mit der Polizei verwickelt war.«
    Eine kurze Pause entstand am Ende der Leitung, und ich erwartete, dass der Glücksspielkönig entweder ausrasten oder einfach auflegen würde.
    Aber er sagte nur müde: »Was soll das? Lassen Sie mich in Ruhe.«
    Klicken. Die Verbindung war unterbrochen.
    Ich sah mich kurz um. Niemand konnte mich beobachten. Auf den Gesteinshalden gegenüber dem Grundstück war sicher niemand, und Wohnhäuser gab es nicht. Innerhalb von drei Sekunden war ich über das Tor und folgte der Einfahrt aus gelbem Kies, bis sie auf einen Hof führte. Eine geschlossene Doppelgarage. Ein Stück weiter ein Wohnhaus. Ich klopfte gegen die Tür.
    Es dauerte nicht lange, und ich hörte etwas. Ein schleifendes Geräusch, das in ein Quietschen überging.
    »Wer ist da?«, fragte jemand.
    »Der Postbote«, rief ich. »Dringende Eilsendung für Herrn Müller.«
    Die Tür öffnete sich, und ich blickte zuerst ins Leere. Als ich meinen Blick senkte, sah ich einen Mann in einem Rollstuhl. Er war ungefähr fünfzig. Gekleidet wie jemand, der gerade Urlaub macht. Ein weißes T-Shirt und blaue Jeans-Shorts. Er sah kräftig und gesund aus, als ob er jeden Moment aufstehen und loslaufen würde. An den Füßen trug er jedoch Turnschuhe, die brandneu wirkten. Mit denen war sicher noch nie jemand eine längere Strecke gegangen.
    Als er mich sah, packte er die Reifen seines Rollstuhls. Die Bewegung wirkte wie ein Fluchtreflex.
    »Was wollen Sie?«
    »Ich habe Ihnen gesagt, dass ich mit Ihnen reden muss. Sie sind doch Herr Müller, oder?«
    »Sie sind der Mann vom Telefon?«
    »Erraten.«
    »Ich kenne Sie nicht. Lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Ich heiße Rott. Remigius Rott.«
    »Na und?«
    Was war hier eigentlich los? Ich hatte mir Nevada-King als so etwas wie einen Unterweltkönig vorgestellt. Einen abgebrühten Boss, der eine ganze Weile die Polizei auf seine Seite gezogen hatte und wahrscheinlich in einen Mord verwickelt war. Aber dieser Müller hier war nichts als ein verängstigter Frührentner.
    »Tun Sie mir nichts«, rief er und hielt sogar die Hände hoch. »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen, aber tun Sie mir nichts.«
    Ich drückte seinen Rollstuhl ein Stück zurück, betrat das Haus und schob die Tür hinter mir zu. Eine Sekunde lang wägte ich den Verdacht ab, ob das hier eine Finte war. Ob sich nicht vielleicht fünf oder sechs Kunden der nächsten Muckibude auf mich stürzen und aus dem Haus befördern würden. Wenn ich Glück hatte.
    Aber die Angst in Müllers Augen war echt, daran bestand kein Zweifel.
    »Ich will nur mit Ihnen reden.« Ich nannte noch einmal meinen Namen und holte meine Lizenz heraus, wobei sich nicht vermeiden ließ, dass Nevada-King meine Pistole zu sehen bekam.
    Immerhin war er in der Lage, ohne großes Zittern meine Lizenz zu lesen und mich dann zu fragen: »Und Sie kommen wegen der Geschichte von damals ? Als ich diesen Ärger mit der Polizei hatte?«
    »Dieser Ärger, Herr Müller, wird eine Neuauflage erleben. Komisch, dass die Polizei das Nevada-King noch nicht gefunden hat.« Dass dem so war, schloss ich einfach mal aus seiner überraschten Reaktion.
    Müller sah erst mich an, dann blickte er zu Boden und seufzte.
    »Es gibt kein Casino Nevada-King mehr. Ich habe alles aufgegeben. Das ist Schnee von gestern.«
    »Mord verjährt nie, Herr Müller.«
    »Ich habe keinen Mord begangen.«
    »Aber einen Kripomann bestochen.«
    »Das ist vorbei.«
    »Sagt Ihnen der Name Krüger etwas? Hauptkommissar Krüger?«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    Mir war klar, dass sich mein Besuch hier nicht zu lange ausdehnen durfte. Die Dorau konnte jeden Moment auftauchen. Aber Nevada-King war der Schlüssel zu allem. Er musste es einfach sein. Wenn Manni sich nicht granatenmäßig geirrt hatte …
    »Was befindet sich hinten in der Halle,

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