Neandermord
Gefallen tun und ein bisschen in meinen Archiven stöbern. Oder selbst für Sie das weltweite Netz anzapfen. Auch wenn ich das nicht so gerne tue. Ich hasse diese virtuellen Welten. Sie halten die Menschen von der materiellen Welt fern. Von der Welt, um die es in Wirklichkeit geht. Und um die wir uns zuerst mal kümmern sollten.«
»Es wäre sehr nett von Ihnen, mir zu helfen. Wollen wir gleich damit anfangen?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich melde mich bei Ihnen. Sie geben mir Ihre Handynummer, und ich rufe Sie an. Natürlich kann ich nichts versprechen.«
Ich nickte und stand auf. »Danke jedenfalls. Ich muss jetzt weiter.«
Er brachte mich zur Tür und hielt mir die Pranke hin. Der kleine Hund stand auf den Fliesen und sah uns neugierig zu.
»Viel Glück«, sagte Zech.
Noch ein Mord, dachte ich. Es hat noch einen Mord gegeben.
Jemand wollte eine Rechnung begleichen. Eine Rechnung mit Krüger? War Krüger in den alten Mord verwickelt?
Ich stand vor dem Wagen und wollte gerade einsteigen, da fiel mir Jutta ein. Ich sollte sie anrufen. Erstens machte sie sich garantiert Sorgen, zweitens sollte sie im Internet nachschauen, ob sie einen Hinweis auf den Mord finden konnte, von dem Zech berichtet hatte. Auch wenn der Journalist mir Hilfe angeboten hatte - ich wollte nicht darauf warten.
Ich suchte eine passende Stelle zum Telefonieren. Es war mir zu gefährlich, mich einfach ins Auto zu setzen. Auf der anderen Seite der Straße bemerkte ich ein Stück entfernt das Schild einer Trinkhalle. Gleich neben dem Häuschen zweigte ein Fußweg ab. Er führte durch ein leuchtend blaues Tor und verlor sich zwischen Gebüsch. Ich ging hinüber und las auf einem Schild, dass hinter dem Tor ein Schulgelände lag - zu betreten von sieben bis zweiundzwanzig Uhr.
Ich passierte das Tor. Von einem Schulhof war zunächst nichts zu sehen. Es ging an niedrigen Häusern vorbei; der Beschilderung entnahm ich, dass es sich um die Ratinger VHS handelte. Ein Pärchen kam mir entgegen. Der Mann trug eine Plastiktüte. Offenbar wurde die Strecke als normaler Fußweg genutzt.
Bevor ich mich den Betonwänden der Schulgebäude näherte, setzte ich mich auf einen der quadratisch angeordneten Holzbalken, die hier wohl als Bänke dienten. Ein Stück weiter führte eine alte Dame ihren Hund aus. Es war ein ähnliches Modell wie das von Zech.
Ich wagte, das Handy einzuschalten, und holte Juttas Nummer aus dem Speicher.
»Hallo, ich bin’s. Remi.«
»Na endlich. Wo bist du?«
»Ich habe mit dem Journalisten gesprochen.«
Ich berichtete ihr, was ich erfahren hatte. Dabei beobachtete ich, wie die alte Dame langsam mit dem Hündchen in Richtung der Schule verschwand. Wahrscheinlich führte der Fußweg dort in den nächsten Wohnblock.
»Komisch, daran müsste ich mich eigentlich erinnern«, sagte Jutta. »Einige Jahre nach 1999 - es muss also 2001 bis 2005 gewesen sein.«
»Eigentlich müsste ich mich erinnern«, widersprach ich. »Du warst wahrscheinlich mal wieder auf einer deiner Kreuzfahrten.«
»Kann sein.«
»Wie auch immer. Wir brauchen Informationen. Kannst du mal im Internet suchen?«
»Bin schon dabei. Der Rechner fährt gerade hoch. Moment…«
Ich streckte die Beine aus und beobachtete zwei Elstern, die sich zeternd auf dem Rasen stritten.
»Bist du im Wald?«, fragte Jutta.
»In so einer Art Park. An einer Schule. - Sag mal … stehen die Bullen immer noch bei dir vor der Tür?«
»Allerdings. Mein Haus ist für dich leider tabu. Ich glaube nicht, dass du an denen ein zweites Mal vorbeikommst.«
»Was sagt der Computer?«
»Ich bekomme Tausende Treffer. Auf die Schnelle kann ich nichts finden, was uns weiterhilft. Hast du keinen weiteren Anhaltspunkt? Zum Beispiel den Namen des Ermordeten?«
»Nein. Zech will sich noch mal melden. Wenn er etwas gefunden hat. Ich weiß natürlich nicht, ob er es wirklich tut.«
»Ich versuch’s weiter. Ich habe übrigens noch was rausgekriegt. Etwas, das Krügers Handynummer betrifft.«
»Und?«
»In der schönen großen Welt des World Wide Web gibt’s ja nichts, was es nicht gibt. Unter anderem Programme, mit denen man anonym SMS auf Handys verschicken kann.«
»Die Nachrichten waren nicht anonym. Sie kamen von Krügers Nummer.«
»Diese Programme haben aber besondere Features. Man kann einen Fantasieabsender eingeben. Irgendeine Nummer zum Beispiel.«
»Du meinst, das hätte der Unbekannte getan?«
»Ein schönes Alibi wäre das allemal. Vor allem, wenn die Polizei die Nummer
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