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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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wo früher Ihre Kunden ihr Geld verzockt haben?«
    »Nichts mehr. Ein paar Automaten stehen noch herum. Ich verkaufe sie nach und nach an Privatleute. Manche stellen sich so was gerne ins Wohnzimmer.«
    »Zeigen Sie mir die Automaten bitte. Oder das, was von Ihrem Spielclub übrig ist.«
    »Wenn Sie das interessiert… Ehrlich gesagt, werde ich aus Ihnen nicht schlau.«
    Er packte in die Stahlreifen des Rollstuhls, und ich folgte ihm.
    An den Wänden hingen Reproduktionen alter Filmplakate. Indiana Jones mit Schlapphut und Peitsche. Ein stehender schlammgrüner Plastikdinosaurier mit der Unterschrift »Godzilla«. Eine der vielen Fünfziger-Jahre-Versionen des Monsterklassikers. Gleich daneben eine sanft lächelnde Romy Schneider als Spaziergängerin von Sanssouci.
    Hier war ich richtig, wenn es auch nicht die Bilder waren, die ich auf dem Foto gesehen hatte.
    Ein paar Türen, wieder ein Gang, und dann landeten wir in einem kleinen, fensterlosen Raum, in dem es muffig roch. Müller drückte auf einen Lichtschalter. Auf dem glatten Linoleumboden standen in Reih und Glied Spielautomaten, die Stromkabel ordentlich zusammengerollt. Die Lichter waren erloschen, die Zahlenreihen und die jeden Spieler erregenden Schlüsselwörter wie »Freispiel« oder »Jackpot« waren nur zu erahnen.
    »So ein Ding können Sie für zweihundert haben«, sagte er.
    »Haben Sie auch was Größeres? Flipper oder so?« Mir kam die Idee, dass das ein schönes Geschenk für Jutta wäre.        
    Hinter einer weiteren Tür lag wieder ein langer Gang. Erst jetzt wurde mir klar, dass das Wohnhaus direkt mit dem Gebäudeblock verbunden war, in dem sich das Casino befunden hatte.
    Müller machte wieder Licht, und da durchzuckte mich ein Déja-vu-Erlebnis.
    Die Wand war ockerfarben gestrichen. Gerahmte Schwarz-Weiß-Bilder nebeneinander. Die Bilder zeigten genau die Figuren, die auch auf dem Foto mit Krüger zu sehen gewesen waren. Bogart, James Dean, Marilyn Monroe.
    »Was ist?«, fragte Nevada-King, denn ich war stehen geblieben.
    »Wissen Sie, was hier geschehen ist?«
    Er sah mich verständnislos an.
    »Genau hier an dieser Stelle hat vor etlichen Jahren ein gewisser Hauptkommissar Krüger von der Wuppertaler Kripo Geld kassiert.« Ich stellte mich vor das Bogart-Plakat. »Und jemand hat ihn dabei fotografiert.«
    »Vor etlichen Jahren«, sagte Müller. »Damals führte ich noch ein anderes Leben.«
    Wie Zech, dachte ich. Derselbe Spruch. Ob jeder mal an diesen Punkt kam?
    »Krüger ist gestern ermordet worden«, sagte ich. »Ich war selbst dabei, und nun sucht mich die Polizei, weil sie glaubt, ich sei es gewesen.«
    »Das tut mir leid für Sie«, sagte Müller. »Aber Sie scheinen ein findiger Bursche zu sein. Sie werden Ihre Unschuld schon beweisen. Immerhin haben Sie das Foto gefunden und herausgekriegt, dass es hier aufgenommen wurde. Das ist doch schon mal was.«
    Er klang wirklich, als ob ihn das alles nichts anginge.
    »Ich bin sicher nicht der Einzige, dem das gelingt. Die Polizei wird Sie besuchen, Herr Müller. Und die können Sie nicht so einfach verarschen.«
    Er sah mich böse an. »Wollen Sie mich beleidigen?«
    »Jetzt sagen Sie mir doch endlich, was ich wissen will!«, rief ich.
    »Sie haben mich ja nichts gefragt.«
    »Wer hat das Foto damals gemacht? Hatten Sie in der Zwischenzeit Kontakt zu Krüger? Wenn Sie selbst nichts über den Mord an Krüger wissen - hatten Sie damals vielleicht einen Kompagnon? Könnte der dahinterstecken? Mensch, Müller, ich habe es eilig, verstehen Sie?«
    »Ja, das verstehe ich. Und die Antwort auf all Ihre Fragen ist entweder ›Weiß ich nicht‹ oder ›Nein‹. Ich gebe zu, ich kannte Krüger. Er war schließlich vom Glücksspieldezernat. Aber ich werde doch jetzt hier nicht zugeben, dass ich ihn bestochen habe. Ziehen Sie die Schlüsse aus dem Foto, die Sie ziehen müssen. Aber vergessen Sie nicht: Ich bin damals nicht angeklagt worden. Geschweige denn verurteilt.«
    »Und der andere Mord? Der ein paar Jahre später mit einer Polizeipistole begangen wurde?«
    »Ich kann es Ihnen schriftlich geben: Dieses Leben ist vorbei. Ich habe das Foto damals nicht gemacht. Ich habe niemanden umgebracht. Ich hatte und habe keinen Kompagnon. Ich habe den Laden mit meiner Frau zusammen geführt, die leider vor einigen Jahren gestorben ist. Ich bin kein Glücksspielkönig mehr, verstehen Sie?«
    »Warum eigentlich?«, fragte ich.
    »Warum was?«
    »Warum haben Sie mit dem Laden aufgehört? Ich meine,

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