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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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mit so was kann man doch Geld verdienen. Auch auf legale Weise.«
    Müller sah mich an. Sein Blick war streng. Ernst.
    »Spielen macht krank, wissen Sie das? Es kann süchtig machen. Und das schneller, als man denkt.«
    »Ja und?«
    »Ich konnte das nicht mehr unterstützen.«
    Ich war baff. Mit so einer entwaffnenden Antwort hatte ich nicht gerechnet.
    »Irgendjemand muss ja mal damit anfangen.« Er griff wieder in seine Reifen. »Ich habe eben gelernt, worauf es im Leben wirklich ankommt.«
    »Aber die Automaten verkaufen Sie noch?«
    »Ich brauche das Geld.«
    »Da haben wir was gemeinsam.«
    »Haben Sie hier früher gespielt?«
    »Ich habe einen Kumpel. Er war es, der auf dem Foto Ihren Laden hier erkannt hat. Er war oft hier. Er sagt, er habe zuletzt dreitausend Mark bei Ihnen verloren. Fünfzehnhundert Euro.«
    »War er spielsüchtig?«
    »Ich weiß nicht, wie man das feststellt. Aber er hat es ganz schön krachen lassen.«
    Ich hatte Manni fast immer in Geldnot erlebt. Dabei hatte er eine Computerfirma, und das war doch eigentlich ein Geschäft, mit dem man ganz gut verdiente, wenn man sich nicht ganz so doof anstellte. Trotzdem ging es Manni finanziell immer noch schlechter als mir.
    »Können Sie sich an ihn erinnern?«
    »Kommen Sie mit«, sagte Müller. »Ich zeige Ihnen noch was.«
    Ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass in diesem Haus eine Falle auf mich wartete. Aber dieser Nevada-King war mir trotzdem immer noch nicht geheuer.
    Er rollte vor mir her, bis wir wieder an der Haustür ankamen. An der Wand stand eine Kommode. Müller öffnete eine Schublade und griff nach einer schwarzen Geldbörse, der er einige Scheine entnahm. Drei lila Fünfhunderter. Er reichte sie mir.
    »Was soll das?«, fragte ich.
    »Für Ihren Freund. Geben Sie es ihm bitte. Mit einem schönen Gruß von mir.«
    »Was?«
    »Er hat es hier verloren. Ich kann mich nicht an ihn erinnern, aber ich habe damals seine Sucht ausgenutzt. Das will ich wiedergutmachen.«
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
    »Ist es aber. Nehmen Sie es. Und dann reden wir nicht mehr darüber.«
    Er machte keine Anstalten, die Scheine wieder einzustecken, also nahm ich sie. Wenn er es unbedingt wollte … Ich faltete sie zusammen und steckte sie in meine Jeanstasche. Müller musste sich wirklich sehr schuldig fühlen.
    »Ich verstehe jetzt, was Sie gemeint haben«, sagte ich. »Als Sie mir zeigen wollten, worauf es wirklich ankommt.«
    »Ach …« Er machte eine wegwerfende Bewegung. Sein Lächeln strahlte mich an. Mir war klar, dass ich ihm, nur weil ich das Geld genommen hatte, eine große Freude bereitete. »Das habe ich gar nicht gemeint.«
    »Was heißt das?«
    »Dass ich meine Schuld von damals abtrage, ist die eine Sache. Und das ist nichts Besonderes. Kommen Sie, ich zeige Ihnen, was ich wirklich gemeint habe. Es gibt einfach schönere Dinge, als sich den ganzen Tag vor einen Spielautomaten zu stellen.«
    Er griff in die Reifen. Ich fragte mich, ob er viel Gesellschaft hatte. Wahrscheinlich nicht. Vielleicht war er froh, mir etwas von sich erzählen zu können. Auch wenn ihm durch mich Ärger mit der Polizei drohte.
    Diesmal wandte er sich der anderen Seite des Hauses zu. Wieder ging es über einen Flur, der aber wahrscheinlich nun an den Wohnräumen des ehemaligen Spielclubbesitzers vorbeiführte. Am Ende des Gangs standen wir vor einer Glastür. Rechts davon zweigte eine steinerne Treppe nach unten. Sie war nicht gefliest, sondern besaß eine rohe Betonoberfläche und schien in den Keller zu führen.
    Müller drückte auf einen Knopf an der Wand, und die Glastür öffnete sich. Dahinter wurde eine Kabine sichtbar. Es war ein Aufzug.
    »Gehen Sie schon mal über die Treppe nach unten«, sagte er. »Ich nehme den Fahrstuhl. Leider kann ich keine Stufen überwinden. Wir treffen uns dann unten.«
    Er drehte den Rollstuhl geschickt auf der Stelle und fuhr rückwärts in die Kabine hinein. Er lächelte.
    Ich schüttelte den Kopf und ging langsam die Treppe hinunter.
    *
    Eine Tür. Dahinter staubiger Geruch. Teppichboden. Mit Filz oder einem anderen Stoff verkleidete Wände. An einer Seite ein Vorhang. Aus schwarzem Samt, soweit ich das erkennen konnte.
    »Hier hinten bin ich«, rief Müller. Die Umgebung dämpfte seine Stimme. 
    Er schien in einem Nebenraum zu sein. Ich machte ein paar Schritte in die Richtung, wo ich Müller vermutete, und schob den schwarzen Vorhang zur Seite. Dahinter gähnte Dunkelheit.
    »Kommen Sie nur!«, hörte ich Nevada-King

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