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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Gebäude aus milchigem grünen Glas ruhte hinter dem in der Sonne gleißenden Vorplatz. Das Neanderthal Museum.
    »Bist du da schon mal drin gewesen?«, fragte Jutta, als wir an der Straße standen. Wir waren in die Menschenmenge eingetaucht. Wahrscheinlich hatte Jutta mal wieder recht. Hier waren wir tatsächlich ganz gut aufgehoben. Und im Inneren des Gebäudes allemal. Wer würde groß auf uns achten?
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Dann wird’s aber Zeit. Immerhin ist das eine Sehenswürdigkeit, deren Ruf rund um die Welt geht.«
    Endlich konnten wir rüber. Die Sonne brannte unbarmherzig, und mein Hunger war von dem Gerede auch nicht gerade weniger geworden.
    Jutta nervte. Diese auswendig gelernten Sprüche - ich fragte mich, was das sollte.
    »Das klingt, als hättest du mal in dem Museum gearbeitet«, sagte ich so dahin.
    »Ich nicht. Aber eine Bekannte von mir.«
    »Wo du überall Bekannte hast…«
    »Sie wohnt in Hilden. Ich hab sie über Theresa kennengelernt. Sie ist auch begeisterte R4-Fahrerin.«
    Ich hörte nicht mehr zu. Wir erreichten den Vorplatz. Die Hitze staute sich auf dem Beton. Inmitten der Menschenmenge näherten wir uns dem hellgrünen UFO.
    Im Inneren des Gebäudes empfing uns eine lange Kassentheke, daneben ging es zu den eigentlichen Ausstellungsräumen. Auf der anderen Seite standen Tische und Regale. Der Museumsshop. Bücher, Schmuck, Landkarten. Andenken. Ich ließ mich ein Stück mit der Menge mitziehen und bemerkte einen Fotoautomaten an der Wand. Brauchte man hier etwa Passbilder?
    Gerade verließ ein kleiner Junge die Kabine und betrachtete mit einem Mann, der offenbar sein Vater war, was aus dem Ausgabeschlitz kam. Helles Gelächter. Ich verstand: Hier konnte man von sich ein Foto machen lassen, und ein Computer verwandelte das Aussehen in das eines Neandertalers. Jetzt verstand ich auch den englischen Begriff, der an dem Automaten stand: »Morphing Station«.
    Jutta packte mich am Arm und zog mich in die andere Richtung, den Tischen zu, wo man seine Eintrittskarte kaufen konnte.
    »Wir müssen ins Museum. Ganz unauffällig.«
    Ich fragte mich, was wir tun sollten, wenn das Museum schloss.
    »Hier - den Herrn solltest du dir noch ansehen.«
    Vor mir stand ein altes nacktes Männchen. Es stützte sich auf einen Holzstab. Der Körper war bronzefarben und fast unbehaart, nur am Kopf wuchsen eine schwarze zottelige Mähne und der Ansatz eines Bartes. Der Mann grinste in sich hinein. Er schien mit sich und der Welt im Reinen zu sein.
    »Darf ich vorstellen?«, sagte Jutta. »Der Neandertaler. Eine sehr getreue Nachbildung nach allen Erkenntnissen der heutigen Forschung.«
    »Der Typ erinnert mich irgendwie an Frau Dorau«, sagte ich. »Allerdings ist er etwas schlanker. Aber die Größe stimmt.«
    »Schön, dass du deinen Humor noch nicht verloren hast. Komm weiter, ich hab Eintrittskarten gekauft.«
    Der breite Weg an der Kasse vorbei führte leicht bergauf und beschrieb eine weite Kurve - als würde hier eine große Spirale anfangen, der man bei der Besichtigung zu folgen hatte.
    Die Vitrinen mit Knochen und Zeichnungen, die Karten, Bilder und Texttafeln waren allesamt künstlich beleuchtet, und man kam sich vor, als würde man selbst aus dem Dunkel der Geschichte auftauchen - und wäre auf dem Weg zu einem nicht näher definierten Ziel.
    Jutta bewegte sich langsam, blieb aber an keiner Vitrine stehen. »Wo willst du hin?«, fragte ich. »Wollen wir uns nichts ansehen?«
    »Komm erst mal mit. Ich kenne einen Ort, wo man ganz in Ruhe reden kann. Und wo ein Handy funktioniert.«
    »Tut es das hier nicht?«, fragte ich.
    »Das Gebäude ist aus Beton. Da haben wir Schwierigkeiten. Wir folgen einfach der Spirale bis nach oben. Der Weg stellt übrigens die Entwicklung des Menschen dar.«
    »Wie sinnig. Und ganz oben wartet dann der Weltuntergang durch den Klimawandel oder die Atombombe?«
    Jutta grinste. »Nicht ganz. Du wirst schon sehen.«
    Wir marschierten zielstrebig an den Vitrinen vorbei. An einigen Stellen mussten wir uns behutsam durch große Gruppen von Besuchern drängen, dann war die Bahn wieder frei. Es wurde heller und heller. Irgendwo von oben drang Tageslicht in das Museum. Es gab doch Fenster. Hinter einer Panoramascheibe leuchtete das grüne Laub der Bäume ringsum. An einer Wand zog sich eine Theke entlang. Davor standen rote Stühle und silbern glänzende Aluminiumtische.
    »Das ist also die Krone der Schöpfung«, sagte ich, und Jutta nickte nur.
    »Die Cafeteria. Ich

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