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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Gesicht wischte, einiges lernen konnte.
    »Was wollen Sie hier?«, fragte der Mann mit einer Stimme, die gewohnt war, Leute herumzukommandieren. »Verlassen Sie sofort die Baustelle.«
    Kotten brach mitten im Satz ab und drehte sich zu dem Mann um. Offenbar hatte er gar nicht bemerkt, dass er herübergekommen war. Der Chef der Baufirma schien sogar darüber erstaunt zu sein, dass der BMW überhaupt noch dort stand. 
    »Und wer sind Sie?«, fragte Jutta.
    »Hauen Sie ab!«, rief er. »Sie haben hier nichts verloren.«
    Im selben Moment ließ hinter uns jemand einen Bagger an. Alles, was gesagt wurde, versank in einem Meer aus Krawall.
    »Wie heißen Sie?«, schrie Jutta.
    »Ich bin derjenige, der Sie hier rausschmeißt. Also weg hier.«
    Er nickte in Richtung einiger Arbeiter, die sich an dem gelagerten Material zu schaffen machten. Sofort ließen sie ihre Arbeit liegen und kamen anmarschiert. Der Mann brauchte nur den Kopf in Richtung der Rampe zu bewegen, da packten sie uns und schoben uns weg.
    »He, was soll das?«, protestierte Jutta. »Fassen Sie mich nicht an.«
    »Sie haben widerrechtlich die Baustelle betreten«, schrie der Mann hinter uns her. »Es geschieht nur zu Ihrer eigenen Sicherheit.«
    Als wir an der Straße standen, klopften sich die Arbeiter die Hände ab. Der Baggerlärm war hier schon viel leiser. »Schönen Tach noch.« Sie machten kehrt.
    Hinter dem Zaun war zu erkennen, wie der Mann im dunklen Anzug Kotten zusammenschiss. Er ging zu einem der Bürocontainer, und Kotten trottete hinterher. Bevor der Mann in dem provisorischen Gebäude verschwand, warf er uns noch einen gehässigen Blick zu.
    »Blöder Sack«, rief Jutta. »Hier dürfen wir ja wohl stehen. Oder gehört Ihnen die Straße auch?«
    Hinten bewegte sich etwas. Ein Wagen kam die Landstraße heran. Relativ langsam, aber zielstrebig. Der Schreck fuhr mir in den Magen.
    Grün und silbern. Ein Streifenwagen. Noch ehe ich darüber nachdenken konnte, ob die Polizei zufällig hier war oder ob sie jemand alarmiert hatte, rannten wir zum Motorrad. Ich nestelte noch an meinem Helm herum, da trat Jutta schon den Anlasser. Der Motor brüllte. Ich stieg auf und konnte mich gerade noch festhalten, als die Maschine mit der geballten Kraft ihrer Pferdestärken anruckte. Jutta gab volles Rohr, bis wir an der Stelle waren, wo es in den Wald ging und wir auf dem Baumstamm gesessen hatten. Sie bremste.        
    »Bist du wahnsinnig?«, rief ich. »Fahr weiter.«
    »Immer langsam. Sie folgen uns gar nicht.«
    »Was?«
    Sie stieg ab. »Siehst du irgendwo einen Streifenwagen?«
    Ich drehte mich um. Die Straße döste einsam in der Mittagshitze.
    Jutta kramte in ihrer Motorradtasche und förderte ein Fernglas zutage. Damit lief sie zu den Baumstämmen, stieg auf einen von ihnen und hielt es sich an die Augen.
    Ich kam mühsam hinterher. Der Schweiß brach mir aus, und ich fragte mich, wie Jutta so locker in der Hitze herumhüpfen konnte. Noch dazu in der schweren Motorradkleidung.
    »Glaubst du, es ist günstig, wenn wir hierbleiben? Was gibt’s da schon zu sehen?«
    »Der Polizeiwagen steht immer noch da.«
    »Gib mal her.«
    Ich suchte die gelbe Lehmgrube, und dann erkannte ich die weißen Container. Gerade kam der Mann im schwarzen Anzug mit den beiden Polizisten heraus. Kotten war auch zu sehen, aber er entfernte sich in Richtung der Arbeiter. Er trug zusammengerollte Pläne unter dem Arm.
    Der Mann im schwarzen Anzug sprach mit den beiden Polizisten. Sogar von hier aus konnte ich sehen, dass es ihnen keinen großen Spaß zu machen schien, in der Hitze herumzustehen. Der eine schob die Schirmmütze zur Seite und kratzte sich, der andere hob die Arme - wahrscheinlich um seine verschwitzten Achseln zu lüften.
    Der Schwarze redete und redete, und dabei deutete er immer wieder dorthin, wo wir verschwunden waren. Die Beamten machten beschwichtigende Gesten.
    Hatte der Schwarze gemeldet, dass der böse Privatdetektiv, der wegen Mordes gesucht wurde, auf seiner Baustelle gesehen worden war? Eigentlich hätten die Bullen uns daraufhin mit Schmackes verfolgen müssen. Stattdessen stellten sie sich in die Hitze und hielten ein Schwätzchen. Entweder waren sie doof oder viel cleverer, als wir dachten, und in der nächsten Sekunde tauchte ein Hubschrauber über uns auf.
    Ich beobachtete, wie die Polizisten zu ihrem Wagen zurückkehrten.
    »Was siehst du?«, wollte Jutta wissen.
    »Jetzt sind die Polizisten wieder im Auto. Und fahren los. Nicht besonders

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