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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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gesagt?
    Weiter ins Gespräch verwickeln, sagte ich mir. Der verrät sich noch, wenn das so weitergeht.
    »Fehler machen alle«, sagte er. »Rott, ich weiß, wie es dir geht. Du brauchst den entscheidenden Hinweis, der dich entlastet. Der mit einem Schlag alle angeblichen Beweise gegen dich in Luft auflöst.«
    »Es ist schön, jemanden zu treffen, der einen versteht«, sagte ich sarkastisch.
    »Ich bin bereit, dir diesen Hinweis zu geben.«
    »Warum sollten Sie das tun? Dann belasten Sie sich ja selbst.« »Kaum. Aber darüber reden wir später. Persönlich.«
    »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich Ihnen das abnehme. Das ist doch eine Falle.«
    »Ich habe es dir schon gesagt, Rott. Ich will weg. In kürzester Zeit bin ich weit weg. Sehr weit. Und du hast die Wahl.«
    »Die Wahl?«
    »Du kannst darauf warten, dass die Polizei dich schnappt. Oder du kannst dich, wie es so schön heißt, von aller Schuld reinwaschen. Du hörst von mir.«
    Es knackte in der Leitung. Dann tutete es.
    Mister Unbekannt hatte aufgelegt.

23. Kapitel
    »Nun sei doch nicht so nervös!«, rief Jutta, die sich selbst sichtlich wieder beruhigt hatte.
    Wir saßen oberhalb des Neanderthal Museums auf einem Baumstamm im Wald. Sie war damit beschäftigt, den Klingelton des Handys zu ändern, und starrte auf das Display, während sie auf dem Gerät herumtippte.
    »Man kann sich ja kaum konzentrieren bei deiner Unruhe.«
    Bei mir hatte der Anruf einen Anfall von Verfolgungswahn ausgelöst. Ich fühlte mich beobachtet. Vielleicht versteckte sich der Anrufer irgendwo zwischen den Bäumen?
    »Sag mal, müssen wir hier im Wald herumsitzen?«, fragte ich. »Vielleicht kommen Spaziergänger vorbei, die von der Neanderkirche zum Museum wollen …« Besorgt sah ich nach oben. »Oder umgekehrt.« Am liebsten hätte ich mich eingegraben.
    Jutta war endlich fertig mit der Tipperei und steckte das Handy ein.
    »Wie klingelt das Telefon denn jetzt?«, fragte ich. »Nur damit ich mich seelisch darauf einstellen kann.«
    »Es klingelt überhaupt nicht. Es vibriert nur.«
    Ich stand auf und ging ein paar Schritte.
    »Jetzt beruhig dich doch endlich. Wo sollen wir denn deiner Meinung nach hin? Willst du, dass wir oben an der Hauptstraße warten? Oder mit dem Motorrad fahren? Oder willst du vielleicht zurück ins Museum?«
    Ich setzte mich wieder. »Du hast ja recht.«
    »Die Augenblicke / deines bewegten Lebens / ergeben dein Glück«, ließ Jutta hören. 
    Ich schwieg. Lyrik mochte auf andere Leute beruhigend wirken, mich machte sie noch nervöser. Ich beschränkte mich darauf, Jutta einen grimmigen Blick zuzuwerfen, dann versuchte ich mich auf unseren Fall zu konzentrieren. Jutta kannte das ganze Gespräch, das ich mit dem Unbekannten geführt hatte, Wort für Wort - zumindest so, wie ich es danach zusammenbekommen hatte.
    »Er hat an einer Stelle die Beamten da unten Kollegen genannt«, sagte ich. »Ob er Polizist ist?«
    »Du meinst, ein Kollege von Krüger?«
    »Das könnte doch sein. Irgendjemand, der noch eine Rechnung mit ihm offen hat. Im Zusammenhang mit der Korruptionsgeschichte.«
    »Dann wäre die Verbindung zu seiner Exfrau mitsamt dem Hotelprojekt reiner Zufall. Dann hätte das nichts mit dem Mord zu tun.«
    »Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich, dass das so ist.«
    Wir starrten den Waldboden an.
    Warten.
    Wir konnten nichts anderes tun als warten.
    »Vielleicht hat er das mit den Kollegen auch ironisch gemeint«, sagte ich. »So wie man ›Sportsfreund‹ sagt. Oder ›alter Schwede‹«
    Ich hätte gerne eine geraucht, aber ich riss mich zusammen. Erstens waren wir hier in einem hochsommerlichen Wald. Zweitens war es sowieso besser, wenn ich mir das langsam abgewöhnte. Raucher wurden nach und nach in Rückzugsgebiete verdrängt. Bald waren Restaurants tabu. Öffentliche Gebäude waren es jetzt schon. Unter freiem Himmel musste man von seinen Mitmenschen demnächst wahrscheinlich hundert Meter Abstand halten, damit man nicht Gefahr lief, verklagt zu werden. Und wer weiß - sicher durften Raucher auch bald nicht mehr ohne Weiteres eine Wohnung mieten …
    »Was sollen wir tun, wenn er uns treffen will?«, fragte Jutta.
    »Wir hören uns erst mal an, welche Umstände und welchen Ort er vorschlägt.«
    Sehr gut, Rott. Verschieb das Plänemachen auf später. Wenn du noch weniger Zeit dazu hast, weil dir ein Ultimatum gestellt wird. Du bist wirklich brillant.
    Meine innere Stimme troff nur so vor ätzender Ironie. Und sie hörte

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