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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Buch, der andere sah sich einen der herzförmigen Steine an, die in Körben auf Käufer warteten.
    »Verdammt, was machen die denn da?«, fragte Jutta.
    »Egal. Wir gehen einfach raus«, sagte ich. »Los, ganz unauffällig.«
    Wir trieben mit dem Strom der Museumsbesucher in Richtung Ausgang. Die Polizisten kümmerten sich nicht um uns. Die waren aus allen möglichen Gründen hier, aber nicht, weil sie uns suchten.
    Die Tür öffnete sich. Gleißende Sonne auf dem Vorplatz. Ein Faustschlag aus Hitze.
    »Geschafft«, sagte Jutta erleichtert.
    Mir wollte auch gerade ein Stein vom Herzen fallen, doch dann ließ mich das Martinshorn aus Juttas Tasche zusammenzucken. Schlagartig brach mir der Schweiß aus. Ich blickte zurück zur Tür, durch die wir gekommen waren und durch die beständig die Besucher strömten, die ins Freie wollten. Wieder sahen uns alle erstaunt an. Wenn die Polizisten das Tatütata hörten. Es würde für sie nach Heimat klingen, und sie würden dem Klang sofort folgen.
    Jutta und ich mussten uns nicht absprechen. Beide liefen wir los in Richtung Straße. Als wir stehen bleiben und warten mussten, bis wir hinüberkonnten, zog Jutta das Handy heraus und meldete sich.
    »Ja?«, rief sie abgehetzt. »Was? Ich verstehe nicht.«
    Sie runzelte die Stirn.
    Wir liefen weiter, Jutta das Handy am Ohr.
    Die Einfahrt zum Parkplatz. Die Abzweigung in den Wald. Den Berg hinauf. Der Rückweg zur Neanderkirche, wo das Motorrad stand.
    Wir blieben stehen. Zum Glück hatten wir den Wald erreicht. Jutta schwitzte, und mir fiel auf, wie blass sie geworden war.
    »Einen Moment«, sagte sie und hielt mir das Handy hin. »Hör du dir das an.«
    Ich nahm das kleine Telefon. Es war schweißnass und glitschig.
    »Wer ist da?«, fragte ich.
    Zuerst hörte ich gar nichts, nur das Klopfen meines eigenen Herzens. »Hallo?«
    Plötzlich fiel mir der Anruf auf meinem Handy ein, den ich gestern auf dem Weg zu Roland Zech erhalten hatte. Ich hatte Jutta davon noch nichts erzählt. Verdrängt.
    »Rott«, sagte eine Männerstimme, und ich erkannte sie sofort wieder. Es war dieselbe wie gestern, und es war wahrscheinlich auch dieselbe wie die im Schwimmbad - damals, in meinem anderen Leben. Die Stimme desjenigen, der den Zettel unter dem Wischblatt hinterlassen hatte. Der Mann, der sich erkundigt hatte, ob ich abends zu Hause war. Damit er in Ruhe meine Pistole stehlen und mich in die Falle locken konnte.
    »Was wollen Sie?«
    Es fiel mir nicht schwer, Aggressivität in meine Stimme zu legen, obwohl ich nicht wenig Angst hatte. Der Typ hatte uns in der Hand. Wahrscheinlich wusste er sogar, wo wir waren. War er hier in der Nähe? Unten am Museum? In der Menschenmenge?        
    Quatsch, meldete sich eine andere Stimme in meinem Kopf. Das kann er nicht wissen. Mach dich nicht verrückt.
    Aber wieso hatte er Juttas Handynummer? Er wusste genau, dass wir zusammen unterwegs waren.
    »Du hast keine Chance, Rott«, sagte die Stimme langsam und offenbar sehr entspannt.
    »Um mir das zu sagen, rufen Sie mich an? Woher kennen Sie diese Handynummer?«
    Plump - zugegeben.
    »Ich weiß eine Menge über dich, Rott. Über dich und die Leute, mit denen du zu tun hast.«
    »Offenbar wussten Sie auch eine Menge über Hauptkommissar Krüger.«
    »Kann man sagen.«
    »Und? Was soll das jetzt hier? Warum rufen Sie an?«
    »Sagen wir es, wie es ist.«
    »Das sollte man sowieso immer tun. Dann gäbe es weniger Elend auf der Welt.«
    »Spaßvogel.«
    »Sagen Sie, was Sie zu sagen haben.«
    »Ich will weg.«
    »Wie schön.«
    »Ich weiß, wie dir zumute ist, Rott. Du tust so, als wärst du der Chef, aber in Wirklichkeit machst du dir vor Angst in die Hosen.«
    Ich versuchte einzuschätzen, wie alt der Mann sein mochte. Vierzig vielleicht. Oder auch fünfzig. Ich dachte an den Typen in dem schwarzen BMW. War er das? Konnte sein. Beweisen konnte ich es nicht.
    »Egal, wo du jetzt bist, Rott. Über kurz oder lang findet dich die Polizei. Du kannst dich nicht ewig verstecken.«
    »Och, die Polizei ist auch nicht immer aufmerksam. Ich bin gerade noch an zwei Beamten vorbeigegangen, die mich nicht erkannt haben.«
    »Das ganze Bergische Land ist hinter dir her. Ganz Nordrhein-Westfalen. Glaub mir, ich weiß das. Spätestens wenn die Kollegen zu ihrer Wache zurückkehren, werden sie erfahren, dass du gesucht wirst. Und wenn du ihnen morgen wieder begegnest, werden sie den Fehler nicht noch mal machen.«
    Kollegen?, dachte ich. Hat er wirklich Kollegen

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