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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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gar nicht mehr damit auf.
    Du bist doch nicht zu mehr nütze, als harmlose Ehefrauen im Schwimmbad zu beobachten und sie mit getürkten Fotos bei ihren Ehemännern anzuschwärzen. Nur damit du deinen Fall behältst. Ist das eine seriöse Art, Geld zu verdienen?
    Ich zwang mich, die Stimme zum Schweigen zu bringen, indem ich gegen sie anredete.
    »Er merkt, dass es mir gelingt, mich der Verhaftung zu entziehen. Das hatte er nicht so geplant. Er dachte, die nehmen mich fest, und fertig.«
    »Und die Geschichte, dass er wegwill? Das klingt, als habe ihm das Verbrechen eine Menge Geld gebracht, sodass er jetzt nach Brasilien oder in die Karibik auswandern kann.«
    »Das kann ja trotzdem stimmen. Nur hätte er seine Flucht dann wohl lieber angetreten, während ich in U-Haft sitze. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum er mir helfen sollte.«
    »Und wenn wir einfach zur Polizei gehen, denen alles erzählen, und die Beamten sind dann dabei, wenn er anruft? Würde ihn das nicht belasten?«, überlegte Jutta.
    »Dagegen wird er sich schon gewappnet haben. Vor allem, wenn er tatsächlich selbst Polizist ist. Er wird sagen, dass er mich in die Falle locken wollte. Damit ich endlich geschnappt werde.«
    Ein rhythmisches Summen unterbrach mich. Jutta griff nach ihrem Handy. Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Es war soweit.
    »Ja? In Ordnung. Einen Moment.« Sie gab mir das Telefon.
    Mir wurde flau.
    »Rott«, sagte die Stimme.
    Ich schluckte.
    »Unser Treffen.«
    »Was ist damit?«
    »Auf dem Wanderparkplatz am Höhenweg.«
    »Wo ist das genau?«
    »Hinter dem Bahnhof Millrath.«
    »Wann?«
    »In exakt zehn Minuten.«
    *
    Ich kannte den Treffpunkt. Nach dem Mord an Krüger war ich spätnachts auf der Flucht vor der Dorau genau da oben herausgekommen.
    Ein langgezogenes Sträßchen führte dort vom Neandertal auf die Höhe hinauf. Auf der einen Seite lag der Eingang zu einem Friedhof - höchstens anderthalb Kilometer von der Neanderkirche und dem dortigen Friedhof entfernt.
    Das Neandertal wimmelte nur so von Friedhöfen! Ob das ein gutes Omen war? In meinem Kopf vermischten sich die Bilder der im Museum ausgestellten Knochen mit Grabsteinen und Grablichtern …
    Gegenüber dem Friedhoftor lag der Parkplatz, den der Unbekannte meinte. Ein Stück weiter kam man dann auf den Park-and-ride-Platz an der Haltestelle Millrath. Dort hatte ich mich auf die Gleise geflüchtet.
    »Das heißt, der Parkplatz liegt am Ende einer Sackgasse?«, fragte Jutta.
    »Ganz genau. Allerdings führt ein asphaltierter Wirtschaftsweg von dort ins Neandertal runter. Der Höhenweg. Ich glaube aber nicht, dass man da mit einem Fahrzeug weit kommt. Wahrscheinlich endet der Weg unten im Wald oder auf einer der Weiden mit den Wildtieren.«
    Wir marschierten stramm weiter bergauf. Die Neanderkirche kam in Sicht. Bis zu dem Treffen blieben uns nur noch sieben Minuten. Mehr als drei, vier Minuten brauchten wir nicht, um rüberzufahren. Aber ich brauchte dringend einen Plan. Sollte ich mich auf das Ganze überhaupt einlassen?
    Jutta schloss das Motorrad auf. »Der will dich ausliefern. Das ist ja wohl ganz klar. Du kannst da nicht hingehen. Wenn die Polizei kommt, kannst du nur noch zu Fuß flüchten.«
    »Wenn ich wegbleibe, bin ich doch genauso geliefert. Eigentlich müssten wir dieses Treffen überwachen. Mit Helfern. Aber in der kurzen Zeit ist das natürlich nicht zu organisieren. Ob wir ihn irgendwie hinhalten können?«
    »Der hat sich schon was dabei gedacht, als er dir so wenig Zeit gegeben hat. Ich denke, darauf wird er sich nicht einlassen. Wir können aber etwas anderes versuchen.«
    »Und was?«
    »Ich gehe hin.«
    Ich atmete tief durch. Das hätte ich mir denken können.
    »Unmöglich. Er will mit mir reden. Und nicht mir dir.«
    »Er weiß genau, dass wir Zusammenarbeiten. Warum hätte er sonst auf meinem Handy angerufen? Und wenn er wirklich etwas zu sagen hat, kann er es auch mir sagen.«
    »Das würdest du wirklich tun?«
    Jutta lächelte, bevor sie den Helm aufsetzte. »Das werde ich, mein Lieber. Jetzt los, damit wir nicht noch zu spät kommen.«
    »Soll ich nicht hier bleiben und warten?«        
    Sie schüttelte den Kopf. »Du solltest schon so nah ans Geschehen ran wie möglich. Aber so, dass du im Notfall abhauen kannst. Am besten wartest du auf dem Park-and-ride-Platz. Oder an der Haltestelle. Ich gehe den kleinen Weg lang bis hinten durch, rede mit ihm und komme dann zurück. Ganz einfach.«
    »Ganz einfach«, wiederholte

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