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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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bin ich weit weg. Sehr weit.«
    »Die ganze Familie?«, fragte ich. »Richtig weg?«
    »Domrep«, sagte der Mann und nickte. »Hat er jedenfalls gesagt. Versteh ich gar nicht, bei der Hitze hier. Aber manche Leute haben einfach zu viel Geld. Komm, Rocky, wir gehen nach Hause.«
    Auch nett von dem Mann, dachte ich. Erzählt jedem Dahergelaufenen, dass die Bewohner im Urlaub sind. Es gab Leute, die lebten davon, Infos darüber zu sammeln, wer wann weg war, um beim Einbruch leichtes Spiel zu haben.
    Der Mann drehte sich um und zog an der Leine. Offenbar war das Kotten’sche Haus das Ziel des regelmäßigen abendlichen Spaziergangs. Und die Mauer Rockys Klo.
    »So ein Mist«, schimpfte ich. »Dabei müssen diese Unterlagen heute noch bei ihm sein. Es geht um Baupläne, verstehen Sie? Und es geht praktisch um Leben und Tod!«
    Anscheinend fiel dem Dicken nicht auf, dass ich keinen Umschlag oder Ähnliches in der Hand hielt.
    »Was mach ich denn jetzt nur? Ich werde einen Mordsärger kriegen. Jetzt fällt mir’s auch ein. Herr Kotten hat gesagt, dass er in die Dominikanische Republik reisen will. Und er wollte diese Pläne unbedingt mitnehmen. Wenn das nicht klappt, bin ich meinen Job los.«
    »Sie fliegen vom Flughafen Düsseldorf, hat er gesagt. Fahren Sie doch hin. Vielleicht haben Sie Glück. Die können einen ja ausrufen oder so.«
    »In kürzester Zeit bin ich weit weg. Sehr weit.«
    Ich bedankte mich, und wieder rannte ich zum Auto.
    *
    Als ich in Vohwinkel endlich auf die Autobahn fuhr, fiel mir auf, dass sich der Unbekannte immer noch nicht gemeldet hatte.
    Was war mit Jutta?
    Was sollte ich seiner Meinung nach tun?
    Hatte er mitbekommen, dass ich ihm hart auf den Fersen war?
    Und wenn Kotten der Täter war - wie organisierte er die Entführung, während er in die Domrep aufbrach?
    Die blauen Autobahnschilder am Kreuz Hilden kamen in Sicht. Ich drückte aufs Gaspedal.

27. Kapitel
    Der Tower des Flughafens schickte im Sekundentakt Blitze in die Nacht.
    Ich folgte der Beschilderung »Abflug« und parkte im Parkhaus am Terminal. Der Weg in die Abflughalle zog sich. Obwohl es schon später Abend war, musste ich mich durch Ansammlungen von Fluggästen drängen. Offensichtlich waren hier viele auf dem Sprung in den Urlaub.
    Dominikanische Republik, dachte ich. Wohin genau fliegt man da eigentlich?
    Ich konnte mir so was nicht leisten. Jutta schon eher. Und sie hätte mir die Antwort sofort geben können.
    Meine Augen scannten die Abflugtafel.
    Und fanden einen Flug um 23 Uhr 54 nach Santo Domingo.
    Das war es!
    In der riesigen Halle suchte ich nach einer Orientierung. Der Flugsteig war angegeben. Ich folgte wieder einer Beschilderung, vorbei an gigantischen Werbeflächen. Meine Schritte klapperten auf dem grauen glänzenden Fußboden.
    Wenn die Familie Kotten schon durch die Schleuse war, hatte ich schlechte Karten. Da kam ich ohne Ticket nicht hin.
    Ich erreichte den Durchgang. Eine Absperrung. Uniformierte.
    Verstohlen zog ich das Jackett enger um mich. Wenn hier jemand die Pistole sah, war ich geliefert.
    Ein Strom aus Reisenden floss an dem Kontrollpunkt vorbei. Niemand sah nach Kotten aus.
    Vielleicht hatten sie noch gar nicht eingecheckt?
    Ich prüfte auf einer Anzeigetafel, welche Gesellschaft die deutschlandmüden Touris ins Paradies fliegen würde, und suchte den Schalter.
    Lange Schlangen aus Menschen und schwer beladenen Gepäckwagen zogen sich durch die Halle. Die meisten der Touristen waren gekleidet, als wären sie schon am Ziel. Ich sah Hemden mit Blumenmustern, bunte Käppis. Ein paar Kinder tollten herum, ein kleiner Junge hatte einen Fischkescher in der Hand und wedelte damit durch die Luft. Das Ding streifte mein Knie, und als ich überrascht aufschrie, wurde einer der Erwachsenen aufmerksam. Offenbar die Mutter.
    »Arne, kommst du jetzt hierher!« Sie lächelte mich gequält an und entschuldigte sich.        
    »Er will eben jetzt schon Fische fangen«, sagte ich und bemerkte einen Sicherheitsmann in blauem Hemd. Er war ein Stück weit entfernt, aber er hatte mich genau im Auge.
    Ich wich seinem Blick aus und überprüfte die Anzeige über dem Schalter. Der Flug stimmte, das Ziel stimmte. Alles stimmte. Nur Kottens waren nicht da.
    Es ist zu spät, dachte ich. Oder er hat das alles doch getürkt. Es gibt keine Reise. Sie fahren nicht weg. Sie haben die Nachbarn getäuscht, und er hat irgendwas anderes vor.
    Aber warum das alles?
    Keine Ahnung. Ich war im Moment nicht in der Lage, einen

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