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Nebel über dem Fluss

Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Bett liegen, die schlanken Beine locker ausgestreckt. Herrgott noch mal, dachte Resnick. Was ist eigentlich mit mir los?
    »Dann tauschen Sie mal aus«, sagte Pam.
    Er berichtete ihr von dem Vorfall im Wohnungsamt, von Nancy Phelans Verschwinden und von Lynns Verdacht bezüglich der Verletzungen in Karls Gesicht.
    Schweigen. Pam Van Allen dachte nach. »Sie wollen wissen, was ich ihm alles zutraue?«, fragte sie schließlich.
    »Ich möchte alles wissen, was irgendwie von Nutzen sein könnte.«
    »Ich halte ihn nicht für einen üblen Kerl«, sagte Pam nach einer weiteren Denkpause. »Er ist nicht so schlimm wie der Eindruck, den er vermittelt. Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, Michelle mit den beiden Kindern sitzenzulassen,viele Männer an seiner Stelle hätten das getan. Die beiden sind ja nicht einmal verheiratet. Aber so einer ist Garry nicht. Er ist eigentlich kein verantwortungsloser Mensch. Aber in der Situation, in der er sich befindet, keine Arbeit, obwohl er wirklich nichts unversucht gelassen hat, kaum Geld, ein Haus, das entweder mit großem Aufwand renoviert oder aber abgerissen werden müsste, in dieser Situation ist es kein Wunder, dass er frustriert ist und die Frustration sich Luft macht. Und jähzornig ist er dazu. Er wird schnell handgreiflich. Bei der Erziehung, die er genossen hat, ist das seine einzige Möglichkeit.«
    Sie ließ Resnick Zeit, das Gesagte auf sich wirken zu lassen.
    »Wenn Sie also von mir wissen wollen, ob er seinen kleinen Sohn geschlagen haben könnte, so muss ich sagen, ja, ich halte es für möglich. Genauso wie ich es für möglich halte, dass er in seinem Frust über die endlose Warterei auf dem Wohnungsamt den nächstbesten Stuhl an die Wand knallt. Aber was dabei völlig fehlt, ist der Vorsatz. Meiner Meinung nach ist Gary unfähig, einen schwelenden Groll mit sich herumzutragen und von langer Hand Rache zu planen.«
    Resnick schwieg einen Moment, um sich durch den Kopf gehen zu lassen, was Pam Van Allen gesagt hatte. »Danke. Ich halte viel von Ihrer Meinung. Ich werde sie an meinen Chief Inspector weitergeben.«
    »Freut mich, dass ich helfen konnte.« Wieder folgte eine Pause, während der Resnick, sicher, dass sie das Gespräch jetzt beenden würde, nach dem richtigen Wort suchte. Doch statt sich zu verabschieden, sagte sie: »Als wir uns das letzte Mal gesprochen haben, sagten Sie etwas von einem Drink nach der Arbeit.«
    »Ja.«
    »Also?«
    »Sie sagten, Sie würden sich melden. Sie wollten darüber nachdenken.«
    Ihre Stimme verriet, dass sie lächelte. »Ich habe gelogen«, bekannte sie.
    »Aha.«
    »Aber jetzt denke ich darüber nach.«
    »Und?«
    »Kann ich Sie anrufen? In den nächsten Tagen?«
    »Jederzeit.«
    Im Hintergrund hörte Resnick gedämpft eine erhobene Stimme. »Runde zwei«, sagte Pam Van Allen und legte zum zweiten Mal an diesem Abend einfach auf.
     
    Garys Kumpel, der ein paar Häuser weiter wohnte, klopfte um kurz vor neun auf dem Weg zum Pub an der Ecke. »Ich bin total abgebrannt«, sagte Gary, aber Brian zog einen Zwanziger aus der Hüfttasche und schwenkte ihn pfeifend.
    »Hey, du Glückspilz«, rief Gary. »Wo hast du denn den her?«
    »Sharons Großmutter«, antwortete Brian lachend, »hat ihn ihr zu Weihnachten geschickt.«
    Michelle hätte beinahe etwas gesagt, aber sie verkniff sich die Bemerkung. Sie wollte keinen Streit riskieren. Nicht schon wieder.
    »Ich bleib nicht lange«, versprach Gary, und dann zogen die beiden vergnügt lachend los, zwei große Kinder.
    Und eigentlich war es auch gut, dass er gegangen war, denn keine Viertelstunde später fing Karl oben an zu schreien, hatte einen Alptraum, und Michelle musste hinauflaufen und ihn trösten, ihm etwas zu trinken bringen und bei ihm sitzen bleiben, bis er wieder einschlafen konnte. Es war kalt im Zimmer, nicht so kalt wie am Abend zuvor, dennoch waren Karls Beine unter den Decken völlig ausgekühlt. Da es noch zu früh war, um ihn für die Nacht nach untenzu bringen, legte sie ihn ins große Bett, das sie und Gary teilten, und deckte ihn doppelt zu. Nicht viel später wachte Natalie auf, Michelle wickelte und stillte sie, dann setzte sie sich mit ihr unten aufs Sofa und schaute sich mit der schlafenden Kleinen an der Brust eine Comedy Show mit Bobby Davro an.
    Es war fünf vor zehn, und sie wusste, dass Gary trotz seines Versprechens frühestens dann heimkommen würde, wenn die Pubs schlossen. Bis dahin wollte sie die Kinder hier unten hingelegt haben, sich selbst

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