Nebel über dem Fluss
hinterlegen. Alle diese Informationen wurden sofort an die Polizei weitergegeben. Am Morgen der Geldübergabe wurde das ganze umliegende Gebiet sorgfältig überwacht, mehr Diskretion wäre kaum möglich gewesen.«
»Und was passierte?«, fragte Resnick.
»Nichts. Das Geld wurde in einer Sporttasche neben der Außentoilette des Pubs hinterlegt und kein Mensch kümmerte sich darum. An diesem Tag kamen nur wenige Fahrzeuge vorbei, und sie wurden alle kontrolliert. Nichts Verdächtiges.«
»Dann hat er’s wohl mit der Angst bekommen?«
»Die Rogels wurden am folgenden Tag noch ein letztes Mal angerufen. Sie wurden dafür beschimpft, dass sie sich nicht an die Abmachung gehalten und die Polizei zugezogen hatten. Danach meldete sich niemand mehr.«
»Und Susan Rogel?«
Helen Siddons stand vor dem Fenster, ihre Gestalt hob sich dunkel von den weißen Jalousien ab. »Keine Spur. Kein Lebenszeichen. Wenn sie tatsächlich aus eigenem Willen verschwand und die Lösegeldforderung nichts als ein Bluff war, dann ist sie jedenfalls nie wiederaufgetaucht, hat sichnie bei einem der Menschen, die zu ihrem früherem Leben gehörten, gemeldet, seien es Ehemann, Geliebter, Eltern oder Freunde.«
»Und wenn die Lösegeldforderung echt war?«
Helen strich mit einer Hand ihr Bein hinunter über ihr Kleid. »Die Sache ist beinahe zwei Jahre her. Wenn sie wirklich entführt wurde, dürfte sie heute kaum noch am Leben sein.«
»Ihr habt damals jeden in der Umgebung des Pubs überprüft?«, erkundigte sich Skelton.
»Doppelt und dreifach.« Helen schüttelte den Kopf. »Bei niemandem gab es eine Verbindung zu Susan Rogel oder ihrem Verschwinden.«
»Hätte der Entführer irgendwie herausfinden können, dass die Eltern mit Ihnen zusammenarbeiteten?«
Helen zündete sich noch eine Zigarette an. »Ich war die Verbindungsbeamtin. Alle Treffen mit den Eltern fanden an absolut neutralen Orten statt und immer an unterschiedlichen. Telefoniert wurde nur von öffentlicher Zelle zu öffentlicher Zelle, nie über den privaten Anschluss der Eltern oder den der Dienststelle. Mobiltelefone wurden nicht eingesetzt, weil sie leichter abzuhören sind. Wenn der Entführer es wirklich herausbekommen und nicht nur vermutet hat, dann war sicher nicht das die Schwachstelle.«
»Haben Sie eine Ahnung, was sonst?«
Sie schüttelte kurz den Kopf. »Nein.«
»Fast zwei Jahre«, sagte Skelton und sah Resnick nachdenklich an. »Genug Zeit, um Gras über die Sache wachsen zu lassen, vielleicht an einen anderen Ort umzuziehen, dann einen neuen Anlauf zu nehmen.«
»Abgesehen von der Bluse«, wandte Resnick ein, »spricht nicht viel dafür, dass der eine Fall mit dem anderen zu tun hat.«
»Noch nicht, Charlie.«
»Warten Sie, bis Nancy Phelans Eltern Post bekommen«, sagte Helen.
»Und wenn nicht?«
Helen schwieg.
Skelton verteilte den letzten Rest Whisky auf die drei Becher. »Aber wenn wir richtigliegen, Charlie, wie steht es dann mit unserem Freund Hidden?«
»Dana Matthieson hat die Wohnung am späten Vormittag verlassen. Bis zu dem Zeitpunkt, als wir ihn abholten, hätte Hidden mehr als genug Zeit gehabt, in die Wohnung zu fahren und die Kleidungsstücke zu deponieren. Er kannte sich aus, er hätte das im Nu erledigen können.«
»Ich dachte, Sie hätten Zweifel daran, dass Hidden überhaupt etwas mit der Geschichte zu tun hat«, sagte Skelton. »Den Eindruck haben Sie jedenfalls vermittelt. Aber jetzt wollen Sie ihn ins Spiel bringen.«
»Er ist schon im Spiel.«
Skelton runzelte die Stirn und trank von seinem Whisky. »Helen?«, fragte er.
»Meiner Meinung nach sollten wir dafür sorgen«, erklärtesie, »dass wir es sofort erfahren, wenn sich jemand bei den Phelans meldet, und uns schon im Voraus Gedanken machen, wie wir darauf reagieren wollen.«
»Charlie?«, fragte Skelton.
»Das ist nur vernünftig«, sagte Resnick. Er war sich unangenehm bewusst, dass sich ihm jedes Mal, wenn Helen Siddons von »wir« sprach, innerlich die Haare sträubten, dass ihn die Art und Weise, wie sie versuchte, sich in den Vordergrund zu spielen, unheimlich ärgerte.
»Ich nehme Sie mit, Helen«, sagte Skelton und half ihr voller Hoffnung in den Mantel.
Resnick spülte den letzten Schluck Whisky hinunter, wusch seinen Becher aus und wünschte den beiden guteNacht; was immer auch da vorging, es brauchte ihn nicht zu berühren, solange es die Arbeit nicht behinderte.
»Gute Nacht, Sir. Ein gutes neues Jahr«, sagte der junge Constable an der
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