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Nebel über dem Fluss

Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Gary, na komm schon, Gary, guter Hund, brav, Gary, brav.«
    Er schnaubte sie wütend an und kam noch einen Schritt näher, bevor er sich unvermittelt zur Tür wandte. »Sie würden nicht mal Ihren Goldhamster so behandeln wie Sie ’chelle und mich behandeln.« Er packte die Klinke und riss die Tür auf. Draußen stand bänglich Neil Park, unschlüssig, ob er eingreifen sollte. »Ihr seid doch alle gleich.«
    Neil Park konnte nur noch zur Seite springen, um nicht von Gary umgerannt zu werden.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er, als er schließlich zu Pam ins Zimmer trat.
    »Könnte nicht besser sein.«
    »Warte, ich helfe dir«, sagte er und ergriff ein Ende des Schreibtischs.
    »Sag Ethel Chadbond, dass ich noch ein paar Minuten brauche«, bat Pam, als die meisten Dinge vom Boden aufgehoben waren.
    »Soll ich mit ihr reden?«
    »Nein, nein, ist schon okay. Danke.«
    Nachdem sie die Tür hinter Neil geschlossen hatte, setzte sie sich erst einmal einen Moment hin und dachte über Gary James nach, den plötzlichen Ausbruch von Gewalt, die Bemerkungen über Nancy Phelan, dieses Luder, diese dreckige Schlampe. Sie überlegte, ob sie Resnick anrufen sollte.

33
    Resnick war voll guter Vorsätze erwacht. Er würde Marian einen kurzen Brief schreiben, sich wegen des Silvesterabends entschuldigen und ihr seine besten Wünsche für das neue Jahr übersenden. Auf dem Weg zur Arbeit würde er auf dem Markt einen Strauß Blumen bestellen und sie liefern lassen. Als er nach drei misslungenen Versuchen endlich etwas halbwegs Akzeptables zustande gebracht hatte, klatschte ein dicker Klecks Aprikosenmarmelade von seinem Frühstücksbagel direkt auf Marians Namen und einen Teil des ersten Satzes. Später, am Kaffeestand auf dem Markt, überlegte er sich das mit den Blumen anders. Viel zu übertrieben, so ein Strauß würde womöglich noch missverstanden werden. Außerdem – er war bei seinem zweiten Espresso – musste er bei Blumenarrangements immer an die Beerdigung seines Vaters denken. An den Sarg voller Kränze, danach beim Rosengarten hinter dem Krematorium aufgebahrt. »Erspar mir das, Charles. Einen Pfarrer und eine Messe. Einen Sarg, in dem meine Überreste langsam vergehen.« Zum Ende hin, wenn so viele Menschen zu Gott finden, hatte sein Vater seinen Glauben verloren. »EinHäufchen Dünger, dann kann ich wenigstens am Ende noch etwas Gutes tun.«
    Als Resnick den Markt verließ, war ihm das Herz schwer und sein Magen knurrte. Er würde Marian von der Dienststelle aus kurz anrufen, vielleicht später. Oder auch erst morgen.
     
    Divines abendlicher Ausflug in die Neonazi-Szene war enttäuschend ausgefallen. Keine größeren Zusammenstöße, keine nennenswerte Zahl von Festnahmen. Den größten Teil des Abends schlechte Musik und wenig aufmüpfige Gruppen Jugendlicher mit kurzen Haaren und Nazimontur von der Stange. Das Schlimmste, was Divine um die Ohren flog, waren höhnische Beschimpfungen und ein halbes Glas warmgewordenes Bier. Ein Lichtblick war immerhin, dass er sich plötzlich zwei Gestalten gegenübersah, die haargenau Rajus und Sandra Drexlers Beschreibungen der beiden Schläger entsprachen, die sie überfallen hatten: sehr helles Haar und der tätowierte Sankt Georg mit dem Drachen.
    Zusammen mit sechs weiteren Beamten und zwei Hunden hatte Divine außerhalb des Stadions vielleicht ein Dutzend verdächtiger Jugendlicher angehalten und durchsucht. Drei Messer, zwei Eisenketten, ein Kantholz, aus dem ein Nagel hervorstand, eine verdreckte, mit Sand gefüllte Socke, eine Handvoll Pillen. Nichts Spektakuläres.
    Der Bursche mit dem Tattoo, in Kampfhose und Jeansjacke, befand sich mitten in der Gruppe und beschwerte sich lauthals über die Polizeischikane. Divine hatte ihn völlig unabsichtlich von hinten ins Knie gestoßen, worauf der Bursche wie von der Tarantel gestochen auf ihn losgehen wollte. Mit erhobener Faust.
    Bingo.
    Der heilige Georg mit stoßbereiter Lanze direkt vor Divinesentzückten Augen. Für sich allein noch kein Beweis. Aber als der Bursche und sein Freund auf Divines höfliche Frage, ob sie in letzter Zeit ein paar lukrative Taxifahrten unternommen hätten, in Panik flüchten wollten – na, da war’s doch klar, oder?
    Schade war nur, dass Divine in dem nachfolgenden Handgemenge nicht einen einzigen soliden Schlag landen konnte. Die beiden Burschen jedoch verbrachten eine traurige Nacht in einer Zelle in Mansfield und waren jetzt auf dem Weg in die Stadt. Bei eindeutiger Identifizierung würden

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