Nebel ueber Oxford
ihn an. Als Kate wieder allein war, nahm sie sich vor, einen Maniküretermin für die nächsten Tage zu machen. Die Gespräche unten im Wohnzimmer wurden lauter und lebhafter.
Kate heftete die wenigen, losen Blätter auf ihrem Schreibtisch in einen Ordner, räumte ein paar Nachschlagewerke um und schob ihren Stuhl unter den Schreibtisch, damit das Zimmer nicht zu sehr nach Büro aussah. Anschließend holte sie das ausklappbare Gästebett aus dem Schrank unter der Treppe und bezog Kopfkissen und Decke. Innerhalb weniger Minuten hatte sie ein überzeugendes Gästezimmer erschaffen. Sie blickte sich kritisch um, holte eine Vase und nahm aus dem Strauß im Zimmer der Brownes ein paar Blumen. Nachdem sie die Vase mit den weißen Blüten und ein wenig Grün auf den Schreibtisch gestellt hatte, sah das Zimmer so einladend aus, wie es in der kurzen Zeit nur möglich war.
Sie ging nach unten, räumte den Esszimmertisch ab, verstaute die Essensreste im Kühlschrank, die Teller in der Spülmaschine und stellte eine Auswahl fleischloser Leckerbissen zusammen, aus denen Kerri auswählen konnte. Sie warf einen Blick auf die Uhr. In wenigen Minuten müsste das Mädchen da sein. Sie hatte gerade noch Zeit, ins Wohnzimmer zu gehen und sich ein Glas Wein einzuschenken.
Jon hätte sich keine Sorgen darüber machen müssen, dass sie den Abend der Brownes ruinierte: Die drei amüsierten sich ganz ausgezeichnet, ohne dass Kate anwesend sein musste.
Fünf Minuten später traf Kerri ein. Kate bezahlte das Taxi und ging der jungen Frau voraus zurück zum Haus.
Mit ihrem dicken Rucksack sah Kerri noch zierlicher aus als sonst. Im Vorgarten blieb sie stehen und begutachtete das dekorative Ziegelmuster. »Sie haben aber ein großes Haus«, stellte sie fest. »Wohnen Sie hier nur zu zweit?«
»Im Moment haben wir ein befreundetes Paar zu Gast«, sagte Kate, die das Haus überhaupt nicht mehr groß fand, seit Jon eingezogen war. »Kommen Sie mit nach oben, dann zeige ich Ihnen, wo Sie schlafen.«
»Wow, das ist ja riesig«, stellte Kerri fest, als Kate die Tür zu ihrem Arbeitszimmer öffnete. »Wer wohnt hier?«
»Hier schreibe ich meine Bücher. Ich liebe es, viel Raum um mich zu haben.«
»Meine Güte, haben Sie ein Glück!«
Am liebsten hätte Kate widersprochen und ihr gesagt, dass es weniger mit Glück als vielmehr mit Talent und vielen Jahren harter Arbeit zu tun hatte. Das allerdings hätte nicht ganz der Wahrheit entsprochen, denn immerhin hatte ihr mit achtzehn ein schönes Kapital zur Verfügung gestanden. Deshalb zog sie es vor, nicht zu antworten.
»Ich habe Ihnen eine Leselampe neben das Bett gestellt. Das Bad befindet sich zwei Türen weiter. Sie teilen es mit unseren anderen Gästen, den Brownes, aber das dürfte kein Problem sein, oder?«
»Ganz bestimmt nicht. Ich bin es gewöhnt, das Bad mit anderen zu teilen.«
»Vermutlich haben Sie einen Bärenhunger. Wann haben Sie zuletzt etwas gegessen?«
»Mittags eine Kleinigkeit.«
»Sobald Sie fertig sind, kommen Sie ins Erdgeschoss«, sagte Kate und zeigte ihr das Bad. »Sie können entweder im Esszimmer oder in der Küche essen. Ich glaube, in der Küche ist es gemütlicher«, fügte sie hinzu.
»Bitte in der Küche«, bat Kerri höflich.
Einige Minuten später kam Kerri zu Kate herunter und ließ sich die vorbereiteten Köstlichkeiten schmecken.
»Wenn Sie mögen, habe ich als Nachtisch noch Schokoladeneis für Sie.«
»Sehr gern!«
»Vielleicht nehme ich mir auch einen Löffel«, erklärte Kate, die Schokoladeneis nur selten widerstehen konnte.
Zu zweit leerten sie mehr als die Hälfte der großen Packung. Kate würde am Montag ihre Reserven aufstocken müssen.
»Sie halten mich sicher für ganz schön dreist, dass ich hier einfach so aufkreuze«, sagte Kerri leise, als Kate ihr ein Glas Apfelsaft einschenkte. »Aber auf Sams Fete waren Sie so nett, dass ich dachte, es wäre ehrlich gemeint, als Sie sagten, ich solle mich melden.«
»Es war auch ehrlich gemeint.« Kate schenkte sich ein weiteres Glas Weißwein ein und setzte sich zu Kerri an den Küchentisch.
»Das Fest hat mir nicht besonders gefallen«, vertraute Kerri Kate an. »Die Verwandtschaft hat mich so eingehend gemustert, als würde ich etwas gegen Sam im Schilde führen, und Conor ließ durchblicken, dass er glaubt, ich hätte etwas mit dem Anschlag zu tun. Ich glaube, die können mich alle nicht leiden.«
»Was für ein Quatsch!«, begehrte Kate auf. »Und was Sams Verwandtschaft angeht, so
Weitere Kostenlose Bücher