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Nebel ueber Oxford

Nebel ueber Oxford

Titel: Nebel ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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helfen, und sie taute sichtlich auf.
    Kate ging in die Küche, um eine weitere Flasche Wein zu öffnen. Eine Minute später stand Kerri neben ihr.
    »Ihre Freundin ist wirklich sehr nett, aber hätten Sie etwas dagegen, wenn ich nach oben gehe?«
    »Aber natürlich nicht. Und wenn Sie noch etwas brauchen, lassen Sie es mich wissen.«
    Nachdem sie die Gläser gefüllt hatte, setzte sich Kate wieder neben Susie.
    »Danke, dass du Kerri so warmherzig empfangen hast. Du hast das wirklich prima gemacht. Sie ist jetzt viel ruhiger und wird sicher gut schlafen.«
    Susie nippte an ihrem Wein. »Was hältst du von dieser Geschichte, Kate?«, fragte sie langsam.
    »Meinst du die Sache mit den Adressen?«
    »Genau. Jemand muss sie weitergegeben haben, ebenso wie jemand den Bombenleger ins Labor gelassen hat – ob nun wissentlich oder nicht.«
    »Aber bestimmt nicht Kerri!«
    »Wie gut kennst du sie?«
    »Sie ist Sams Freundin«, antwortete Kate, als ob das alles erklären würde.
    »Natürlich könnte es auch einer von den anderen gewesen sein«, entgegnete Susie mit zweifelnder Miene.
    »Ich würde auf Conor setzen«, sagte Kate, hielt aber sofort inne. »Es gibt natürlich keinen Grund dafür – ebenso wenig, wie ich einem der anderen die Schuld in die Schuhe schieben könnte.«
    »Conor?«, fragte Susie.
    »Er ist der Labortechniker«, erklärte Kate, »und er scheint Komplexe zu haben. Allerdings habe ich ihn nur ein einziges Mal getroffen.«
    »Gehört er zu der Gruppe von Tierversuchsgegnern?«, meldete sich Gary zu Wort.
    »Das weiß ich wirklich nicht.«
    »Vielleicht ein Sympathisant?«, schlug Susie vor.
    »Selbst wenn es so wäre, heißt das nicht unbedingt, dass er gewaltbereit ist. Und in gewisser Weise haben diese Leute doch recht!«
    »Das finde ich nicht«, sagte Gary.
    »Es sind fast immer einige Außenseiter, die eine Bewegung in Misskredit bringen«, sagte Susie und blicke ihren Mann strafend an.
    »Sie lenken die öffentliche Aufmerksamkeit ab von einem echten Interesse für die Tiere«, warf Jon ein.
    »Leute, lasst uns das Thema wechseln.« Gary machte einen ungeduldigen Eindruck. »Für diesen Abend reicht es wirklich.«
    Kate trank Wein und lauschte dem Gespräch von Jon und Gary, an dem jetzt auch Susie teilnahm. Sie sprachen über den Kauf von Häusern, und Gary entpuppte sich als wahrer Experte. Kate entspannte sich und ließ das Gespräch an sich vorüberziehen.
    Für heute Nacht hatte jeder ein Bett, dachte sie zufrieden. Alle waren satt und die Gläser voll. Freddie schlief, und Kerri hatte sich Susie gegenüber geöffnet. Für den Moment war alles in Ordnung.

Kapitel 19
     
    Am nächsten Morgen stellte Kate fest, dass Kerri ein äußerst angenehmer Gast war: Sie verbrachte nicht mehr als zehn Minuten im Bad, ließ keine Haare im Waschbecken zurück. Schon um neun Uhr hatte sie ihr Bett zusammengeklappt und es samt Kissen und gefalteter Bettdecke an die Wand gelehnt, sodass Kates Arbeitszimmer fast so aussah wie sonst. Kerri machte sich Toast und Kaffee und räumte ihren Becher und den Teller ab. Sie bot sogar an, für Kate zu spülen, bis Kate ihr den Geschirrspüler zeigte, den sie daraufhin sofort einzuräumen begann.
    Als sie ihre selbst verordnete Arbeit beendet hatte, kam Kerri schüchtern ins Wohnzimmer. »Danke für die Blumen in meinem Zimmer, Kate. Ich fühlte mich hier richtig willkommen.«
    »Schön, dass ich Ihnen eine kleine Freude machen konnte. Und selbstverständlich sind Sie hier herzlich willkommen. Ich bin wirklich froh, dass Sie Sams Rat beherzigt und mich angerufen haben. Ich würde mir Vorwürfe machen, wenn Sie unglücklich zu Hause herumsäßen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Sie stören nicht im Geringsten. Alle finden es schön, dass Sie da sind.«
    Einige Zeit später ging Kerri Susie zur Hand, die Freddie fütterte. Kate fiel auf, dass der Kleine weder herumjammerte noch versuchte die junge Frau zu manipulieren. Er lächelte und aß sein Biomüsli, ohne es auf den Boden zu spucken. Er trank seine warme Biomilch und bat höflich um Orangensaft. Später sang er sogar ein Lied, das Kerri ihm beigebracht hatte und bei dem beide viel herumspringen und mit den Armen wedeln mussten.
    Sie ist selbst noch ein Kind, dachte Kate zum wiederholten Mal, als sie zusah, wie das junge Mädchen und das Kleinkind auf Händen und Knien herumrutschten und spielten, sie seien Löwen und Tiger. Ein verängstigtes Kind. Aber daraus konnte man ihr wirklich keinen Vorwurf machen. Zunächst die

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