Nebel ueber Oxford
nahe Zukunft für Mr Orson bereithält, aber bei Foreword geht es im Augenblick drunter und drüber. Man munkelt etwas von Umstrukturierung.«
»Umstrukturierung? Das wusste ich nicht.« Kate war die genaue Bedeutung des Wortes nicht ganz klar, doch es klang sehr nach gefährlichen Verharmlosungen wie »gesundschrumpfen« und »auslagern«.
»Sie brauchen sich deswegen keine Sorgen zu machen, Kate. Die Veränderungen werden sich nicht auf Ihre Arbeit auswirken. Allerdings habe ich gehört, dass Neil gerne zu Penguin wechseln oder eine der Macmillan-Druckereien übernehmen möchte. Ich glaube, er ist nicht ganz glücklich mit seiner Position bei Foreword, weil er sich dort nicht weiterentwickeln kann.«
»Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Er ist doch erst höchstens zwei Jahre bei diesem Verlag und hat einige bemerkenswerte Erfolge erzielt. Der Mann ist mir übrigens auch persönlich sympathisch.«
»Aber er ist nie befördert worden. Vielleicht liegt es an den Unannehmlichkeiten, die unmittelbar nach seinem Wechsel zu Foreword aufgetreten sind.«
»Aber dafür konnte er doch nichts!«
»Trotzdem bleibt es in den Köpfen haften. Vielleicht sollten Sie Ihr Exposé noch zurückhalten, bis wir definitiv wissen, wer sich um Ihr Manuskript kümmert. Foreword hat vor nicht allzu langer Zeit eine intelligente, junge Frau eingestellt. Sie ist Anwältin und hat sich in den Staaten bereits einen Namen gemacht. Sie könnte diejenige sein, die Ihrer Karriere auf die Sprünge hilft.«
Das klingt so, als würden bei Foreword die Messer gewetzt, dachte Kate. Estelle hatte ihre Ohren überall und wusste zumindest ebenso früh wie die Betroffenen Bescheid. Auf die Einschätzung ihrer Agentin konnte sich Kate vermutlich verlassen.
»Da ist noch etwas, Kate«, fuhr Estelle lebhaft fort. »Es gibt gute Neuigkeiten. Habe ich Ihnen schon gesagt, dass ich heiraten werde?«
»Ich glaube nicht, aber ich wünsche Ihnen natürlich alles Glück der Welt.«
»Ich schicke Ihnen eine Einladung.« Kate hörte, dass Estelle sich etwas aufschrieb. Wahrscheinlich wurde ihr Name gerade auf eine der berühmten Estelle-Listen gesetzt.
»Kenne ich Ihren Verlobten?«, erkundigte sich Kate.
»Ich bin mir nicht sicher.« In Estelles Leben hatte es viele reiche, starke, jedoch leider häufig nicht sehr zuverlässige Männer gegeben.
»Er heißt Peter. Ich werde Peter heiraten«, verkündete sie, als hätte sie sich erst jetzt endgültig entschieden. »Ich glaube, Sie kennen ihn.«
»Ist das der Mann, der Ihnen einen Blumentopf mit Geranien geschenkt hat?«
»Genau der. Peter Hume«, setzte sie triumphierend hinzu. »Allerdings sind seine Geschenke zu meiner großen Freude großzügiger geworden.« Estelle schien bei diesen Worten geradezu zu schnurren, als erinnere sie sich an das Gefühl von Kaschmir auf ihrer Haut und das Klingeln der Registrierkasse.
Jede Wette, dass er ihr etwas sehr Teures geschenkt hat, dachte Kate, sonst hätte die Beziehung nicht so lang gehalten. Ihren Berechnungen zufolge mussten Estelle und Peter jetzt zwei Jahre zusammen sein, selbst wenn es in dieser Zeit ab und zu Tiefpunkte gegeben haben mochte.
»Sie können sich das Datum gleich aufschreiben. Sind Sie im Augenblick mit jemandem liiert? Soll ich den Namen des Mannes ebenfalls auf die Einladung schreiben?«
»Er heißt Jon Kenrick. Seit Anfang des Jahres wohnen wir zusammen.«
»Ach ja, ich erinnere mich: Er ist groß, dunkelhaarig und ernst.«
»Genau der. Ehe ich es vergesse – haben Sie irgendwo eine Hochzeitsliste ausgelegt?«
»Ja, bei Harvey Nicks.«
Natürlich! Wo sonst? »Soll ich Ihnen das Exposé des neuen Romans zumailen?«
»Das hat Zeit. Warten Sie lieber noch ein, zwei Monate. Einverstanden? Bis dahin werden sich die Wogen wohl geglättet haben.«
Nachdem Kate aufgelegt hatte, überlegte sie, ob es nicht an der Zeit war, den Agenten zu wechseln. Allerdings arbeitete sie seit mehr als zehn Jahren mit Estelle, und selbst wenn sie auf Estelles Radar nur als winziges Lichtpünktchen auftauchte, war das immer noch besser, als sich auf Neuland zu wagen.
Sie überprüfte die beiden Exposés, die sie verfasst hatte, erneut und fragte sich, welches der beiden Bücher sie schreiben sollte; Estelles Einschätzung wäre ihr dabei wichtig gewesen. Die Agentin ging Kate zwar manchmal gehörig auf die Nerven, brachte es aber ab und zu auch fertig, durchaus nützliche Ratschläge zu geben. An diesem Tag jedoch war sie verständlicherweise mit
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