Nebel ueber Oxford
Arbeit ist alles in Ordnung?« Kate stocherte vorsichtig nach.
»Alles läuft wunderbar. Wir machen richtig Profit.«
»Aber um deine Projekte brauche ich mich nicht zu kümmern, oder?«
»Ich glaube, dazu fehlt dir die Erfahrung.«
»Schon möglich«, gab Kate enttäuscht zurück.
»Ich muss jetzt Schluss machen. Ich habe noch eine Menge zu erledigen, ehe es losgeht.«
»Verstehe. Ich auch«, sagte Kate in der Hoffnung, dass ihre Mutter mit Neugier reagieren würde. Nachdem jedoch keine Rückmeldung kam, fragte sie: »Soll ich dich zum Flughafen fahren?«
»Aber du hast doch so viel zu tun! Ich will deine Arbeit auf keinen Fall unterbrechen.«
»Ein bisschen Zeit findet sich immer.«
»Es ist aber nicht nötig. Ich habe bereits ein Taxi bestellt.« Schließlich sagte Roz ganz ruhig: »Auf Wiedersehen, Kate«, und legte auf.
Kapitel 21
Noch lange Zeit später erschien Kate das Mittagessen mit George im White Hart als das letzte positive Ereignis, ehe sich alles zum Schlechten wandte.
Es war ein schöner, warmer Herbsttag, und man konnte gemütlich in der Sonne sitzen und sich mit einem guten Freund an einem Glas Wein erfreuen, ehe das Wetter umschlug und es Zeit wurde, an warme Mäntel und Kaminfeuer zu denken.
Kate hatte vergessen, wie amüsant George sein konnte. Vielleicht hatte sie aber auch nur vergessen, wie spießig er ihr in der Zeit ihres Zusammenlebens erschienen war. Dennoch verspürte sie bei ihrem Treffen lediglich ein gewisses Herzklopfen darüber, sich mit einem anderen Mann zu unterhalten, während Jon ahnungslos seiner Arbeit nachging. Sie wusste, dass es kindisch war, aber es gab dem gemeinsamen Essen einen gewissen Reiz.
»Wie hat dir Sams Fest gefallen?«, fragte er.
»Sehr gut. Ein wunderbarer Abschied für Sam junior. Es war interessant, seine Kollegen aus dem Labor kennenzulernen.«
»Wie die süße kleine Kerri?«
»Magst du sie etwa nicht?«
»Das Dumme an Kerri ist, dass es nichts gibt, was man an ihr nicht mögen kann.«
»Sie ist einfach nur schüchtern, weiter nichts.«
»Sie hat keine Persönlichkeit.«
»Sam scheint das nicht so zu empfinden.«
»Jetzt hat er Oxford verlassen und wird sie sicher bald vergessen.«
»Zumindest stimmen wir beide in der Ansicht überein, dass dieser Auslandsaufenthalt das Beste ist, was Sam passieren konnte.«
»Auf jeden Fall.«
»Hast du einen triftigen Grund dafür, Kerri nicht zu mögen?«
»Nein, du etwa?«
»Absolut nicht. Sie hat das Wochenende bei mir verbracht, und ich fange an, sie richtig gern zu haben.«
»Aber es gibt Gerüchte.«
Kate sah George direkt an. »Was meinst du?«
»Angeblich hat jemand dem Attentäter geholfen. Und vermutlich hat die gleiche Person eine Adressenliste aller Mitarbeiter weitergegeben.«
»Und da ist Kerris Name aufgetaucht?«
»Man ist sich insofern einig, dass es einer von den jüngeren Leuten gewesen sein muss. Jemand, der nichts zu verlieren hat. Und jemand, der den Tierschützern nahesteht.«
»Diese Merkmale passen ebenso auf Sam wie auch auf Conor. Und auf Lucy, Eric und Greg ebenfalls.«
»Schon richtig. Aber eben auch auf Kerri. Mir gefällt der Gedanke nicht, dass Sam sich mit einer Kriminellen eingelassen haben könnte.«
»Beides zusammen geht aber nicht. Entweder sie ist eine farblose junge Frau ohne Persönlichkeit, oder sie ist eine intelligente, durchtriebene Terroristin.«
In diesem Moment kam die Bedienung, um die Bestellung aufzunehmen. Kate und George mussten sich schnell entscheiden, was sie essen wollten.
»Fandest du es nicht erstaunlich, wie viele ältere Dolbys auf dem Fest waren?«, fragte George, nachdem die Kellnerin verschwunden war.
Kate war froh, dass er das Thema Kerri endlich fallen ließ. »Es war doch schön, dass Sam so viel familiäre Unterstützung bekam«, erklärte sie diplomatisch.
George musste lachen. »Ich kenne dich viel zu gut, Kate. Für dich muss es der reinste Horror gewesen sein.«
»Ich finde, du hast ganze Arbeit geleistet, indem du ihnen fleißig die Teller gefüllt und sie mit Small Talk bei Laune gehalten hast.«
»Das habe ich doch wirklich gut gemacht, nicht wahr?«
»Und du hast dich rührend um die Kinder gekümmert.«
»Das hat mir auch riesigen Spaß gemacht, obwohl sich natürlich sämtliche alten Tanten zusammentaten und mir nahelegten, es würde allmählich Zeit für mich, ebenfalls kleine Dolbys zu produzieren.«
»Und warum tust du es nicht?«
George grinste sie frech an. »Welche Frage! Die einzige Frau
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