Nebel ueber Oxford
ihren Gedanken ganz woanders.
Ehe Kate dazu kam, eine Entscheidung zu treffen, läutete das Telefon erneut.
»Kate? Hier ist Neil Orson.«
»Hallo Neil! Ich habe eben gerade an Sie gedacht. Wir haben ja Ewigkeiten nichts mehr voneinander gehört.«
»Ich wollte nur mal nachhören, wie es Ihnen so geht. Wie sieht es mit Plänen für ein neues Buch aus?«
So viel zu Estelles Schwarzseherei! Neil schien bei Foreword nach wie vor fest im Sattel zu sitzen. Kate versprach ihm, ihre Exposés zu mailen, und sie verabredeten eine Uhrzeit am folgenden Tag, um über die Vorschläge zu diskutieren. Nachdem sie aufgelegt hatte, schickte sie die versprochene E-Mail sofort ab. Dann fiel ihr ein, dass sie für sich selbst ebenfalls ein Exemplar ihrer Exposés ausdrucken könnte. Manchmal fand sie es hilfreich, gedruckte Wörter vor sich zu haben.
Nach zwei Seiten meldete der Drucker einen Papierstau. Kate schaltete ihn aus, nahm die hintere Abdeckung ab und zog an den Blättern, die zwischen den Rollen feststeckten. Das Papier zerriss. Sie pulte noch ein paar Fetzen aus dem Gerät, konnte dann aber nichts weiter zur Befreiung ihrer Notizen unternehmen,
Es war ärgerlich mit diesen Druckern. Spätestens nach zwei Jahren gaben sie den Geist auf und fraßen Manuskripte. Aber Kate hatte keine Lust, das Gerät jetzt auseinanderzunehmen. Darum würde sie sich morgen kümmern.
Nachdem sie sich die Hände gewaschen hatte, lehnte sie sich in ihrem Arbeitssessel zurück und drehte sich wie auf einem Karussell, während sie darüber nachdachte, wie sie den Rest ihres Arbeitstages verbringen sollte. An den Exposés weiterzuarbeiten, ehe sie mit Neil gesprochen hatte, machte keinen Sinn. Der Tag gehörte somit ihr ganz allein. Sie könnte zum Beispiel einen langen Spaziergang über Port Meadow bis in die Wälder von Wytham machen.
Ihre Pläne waren noch nicht ganz ausgereift, als erneut das Telefon klingelte.
»Hallo Kate, hier ist George. Dein Telefon war so lange besetzt, dass ich schon dachte, es wäre defekt.«
»Ich habe produktive Gespräche mit meiner Agentin und meinem Lektor geführt«, entgegnete Kate. »Es ging um mein nächstes Buch.«
»In diesem Fall brauchst du in jedem Fall eine kleine Auszeit.«
»An welche Art von Auszeit dachtest du?«
»Wie wäre es mit Mittagessen? Wir hatten doch vereinbart, uns irgendwann mal zum Mittagessen zu treffen. Heute wäre eine prima Gelegenheit dazu.«
»Musst du denn nicht arbeiten?«
»Man gesteht mir eine Mittagspause zu. Und wie es der Zufall will, kann ich meine Mittagspause heute bis drei Uhr ausdehnen, weil irgendeine langweilige Sitzung abgesagt wurde.« George klang, als freue er sich über diesen Umstand ganz besonders.
»Ich wollte eigentlich gerade zu einem Spaziergang über Port Meadow aufbrechen.«
»Dann könnten wir uns doch am White Hart treffen.«
Insgeheim war Kate froh, dass er nicht den Pub vorgeschlagen hatte, wo sie vergangenen Sonntag gegessen hatten. Sie sagte zu.
»Dann muss ich aber jetzt los, sonst bin ich nicht pünktlich. Bis zum White Hart sind es einige Kilometer zu Fuß.«
»Keine Sorge, ich warte auf dich, auch wenn du dich verspätest. Trinkst du immer noch so gern Sauvignon Blanc?«
Kate bestätigte dies, fügte aber hinzu, dass ihr auch ein Viognier, ein Torrontés oder ein Pinot Grigio willkommen wären.
Kaum hatte sie aufgelegt, als das Telefon schon wieder klingelte. Sie drückte den grünen Knopf in der Erwartung, dass George es sich anders überlegt hatte und absagen wollte.
Doch es war Roz. »Kate, ich wollte dir nur sagen, dass ich morgen fliege.«
»Du fliegst?«
»Verlierst du etwa jetzt schon dein Kurzzeitgedächtnis?«, frotzelte die Mutter. »Ich fliege nach Portugal.«
»Ja natürlich. Entschuldige, aber ich war mit den Gedanken woanders.«
»Ich bin mindestens drei Wochen unterwegs, vielleicht ein bisschen länger. Vor meiner Rückkehr schicke ich dir eine E-Mail.«
»In Ordnung. Soll ich inzwischen in deinem Haus nach dem Rechten sehen?«
»Das wäre lieb. Seit die Freemans es beinahe niedergebrannt haben, mache ich mir manchmal Sorgen um mein Hab und Gut.«
»Kein Problem. Hast du in Portugal eine Adresse?«
»Noch nicht. Aber ich werde regelmäßig meine Mails abrufen. Wenn etwas ist, schreib einfach.«
»Du tust ja ausgesprochen geheimnisvoll.«
»Absolut nicht. Nur dass meine Absichten noch nicht feststehen. Ich sehe diese Reise als willkommene Abwechslung von meinem durchgeplanten Leben.«
»Und mit deiner
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