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Nebelflut (German Edition)

Nebelflut (German Edition)

Titel: Nebelflut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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sollte sie sich keine Gedanken um ihre Eltern machen. Patrick gab sich einen Ruck und schlug einen versöhnlichen Ton an. »Komm schon, beeilen wir uns. Ich will heute noch zu Hause ankommen.«

-8-
    Brady und Sean bildeten die Nachhut der Prozession. Vor ihnen liefen Streifenbeamte in einer langen Reihe links und rechts vom Fluss die Umgebung ab, den Blick starr auf den Boden gerichtet. Brady behielt die Häuser im Auge. Sollte eines davon nahe genug am Fluss stehen, würden Sean und er mit den Bewohnern sprechen.
    »Wenn wir dem Flusslauf immer weiter folgen, dann kommen wir irgendwann am Brittas Lake an. Spätestens dort muss das Bündel ins Wasser geworfen worden sein«, erklärte Sean.
    »Und was ist mit einem der Flussarme?«
    Sean winkte ab. »Das sind doch nur kleine Bäche. Keiner davon ist stark genug, um den Beutel über Kilometer hinweg zu transportieren.«
    Brady nickte und ließ den Blick schweifen. Die Landschaft um ihn herum hatte sich seit Stunden nicht verändert. Immer wieder Bäume, Wiesen, Büsche, Bäume, Büsche, Wiesen und zwischendurch ein paar Weiden. Hier und da eine Schafherde, ab und zu ein Pferd. Kein Haus im Umkreis ihres Suchradius, keine Scheune, kein Bauernhof.
    »Ob das was bringt?«, gab er zu bedenken. Die Nässe kroch durch jede Faser seiner Kleidung und machte sie klamm. Er fühlte sich unausgeschlafen und empfand die Arbeit als zunehmend ermüdender. Am liebsten hätte er sich auf irgendwelche Verdächtigen gestürzt und sie in stundenlangen Verhören zermürbt. Stattdessen begann das ewige Grün, ihn zu zermürben.
    »Wenn wir bis zum See nichts gefunden haben, weiten wir die Suche aus.« Sean deutete auf ein Haus, das in ungefähr zwei Kilometern Entfernung zum Fluss stand. »Vielleicht wissen die was.« Er zeigte auf ein weiteres Gebäude. »Oder die.«
    »Also schön.« Brady setzte die Kapuze seines Pullovers auf und schwieg. Er hatte keine Lust, zum hundertsten Male mit Sean zu diskutieren. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann wären sie die ganze Sache anders angegangen. Aber leider ging es wie immer nach Sean. Er hatte die langjährige Erfahrung, also hatte er auch das Sagen.
    Nach einer Weile stoppte der Suchtrupp plötzlich und Brady wäre beinahe in seinen Vordermann gestolpert.
    »Da vorne ist eine Farm, Detectives«, sagte einer der Streifenpolizisten.
    Sofort drängte sich Sean durch die Menge und Brady folgte ihm. Vor ihnen lag ein altes Bauernhaus, düster und verfallen, mit einer Scheune und einer Weide, die an den Fluss grenzte. Einige Schafe grasten darauf und störten sich nicht an den ungebetenen Besuchern. Der schwere Geruch von Torf lag in der Luft.
    »Mein Kollege und ich übernehmen jetzt. Sie warten hier«, befahl Sean und ging los.
    Brady folgte ihm resignierend. »Und was jetzt? Schellen wir einfach an?«
    »Ja, oder glaubst du wir entern das Haus mit Sturmmasken und schießen alles um, was sich bewegt?«
    »Natürlich nicht. Ob hier überhaupt noch jemand wohnt?«
    Das Grundstück war verwildert, der Rasen teils zertrampelt und von Reifenspuren durchzogen. Die wenigen Fensterläden, die sich noch in den Angeln befanden, hingen schief, davor wucherten Blumen in steinernen Kästen.
    »Denk an die Schafe. Hier wohnt ganz sicher noch jemand.«
    Seite an Seite stapften Brady und Sean über die feuchte Wiese zum Haupthaus.
    »Dann wollen wir mal.« Sean drückte auf den Klingelknopf, doch nichts passierte.
    »Kein Strom?« Brady hob den Kopf und blickte sich nach einer möglichen Stromleitung um. Es schien alles intakt zu sein.
    Sein Partner zuckte mit den Schultern und schlug mit der Faust mehrfach gegen die Tür. Brady wollte etwas sagen, doch Sean bedeutete ihm, still zu sein, und lauschte. Dann klopfte er erneut.
    »Scheint niemand hier zu sein«, bemerkte Brady und drehte sich um die eigene Achse. Sowohl das Nebengebäude als auch die Scheune lagen vollkommen verlassen da. »Wollen wir uns umsehen?«
    »Moment noch.« Sean rüttelte am Türknauf. Das Holz ächzte in den Angeln, doch die Tür schwang nicht auf.
    Brady warf unterdes einen Blick durch eines der schmierigen Fenster. Das Innere des Hauses war karg, aber ordentlich. Die Wände wurden von kitschigen Bildern geziert, Platzdeckchen lagen auf schweren Sideboards und die Gardinen sahen zwar aus, als wären sie vor dem zweiten Weltkrieg gehäkelt worden, waren aber sauber.
    »Hier scheinen Rentner zu leben.«
    »Rentner, die eine ganze Schaffarm betreiben?« Sean sah ihn skeptisch an. »Na los,

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