Nebelflut (German Edition)
Weg, als fürchte er, dass sie kurzerhand über das Flatterband springen würde.
»Ich möchte den Detectives nur ein paar Fragen stellen.«
»Die haben keine Zeit, Miss. Müssen arbeiten.«
Sean wandte sich ab, doch Brady betrachtete das Schauspiel amüsiert. Zu dem ersten Beamten hatte sich ein zweiter gesellt. Beide standen breitbeinig da und hatten die Arme in die Hüften gestemmt.
»Vielleicht können Sie mir ein paar Antworten geben?«, versuchte es die Blonde jetzt an den Kollegen gewandt.
»Kein Interesse.«
Mittlerweile waren auch die anderen Journalisten näher gekommen. Einige von ihnen schienen sich zuerst einen Überblick verschaffen zu wollen, andere fotografierten bereits wild drauflos, als würde es irgendetwas geben, was über das übliche Spurensicherungsspektakel hinausginge. Brady fragte sich, wie die Bluthunde von der Presse immer so schnell Wind von einer Polizeiaktion bekamen.
»Detective!« Ein dürrer, junger Mann machte winkend auf sich aufmerksam. Brady ignorierte ihn. »Wir haben gehört, im Fluss wurde eine Leiche versenkt. Ist der Mord der irischen Mafia zuzuschreiben?«
»Hör gar nicht hin«, riet ihm Sean und entfernte sich ans Flussufer.
»Können Sie uns wenigstens verraten, ob–«
»Gerüchten zufolge war–«
Brady verstand nur noch Bruchstücke. Die Reporterinnen und Reporter übertönten sich zunehmend gegenseitig und verursachten ihm jetzt schon Kopfschmerzen. Einer reckte sogar seine Tonangel über das Sperrband und hielt Brady sein Mikrofon beinahe unter die Nase.
»Detective, hat der Mord etwas mit Weihnachten zu tun? Handelt es sich um eine Opferung?«
»Schluss jetzt!« Brady schlug das Mikrofon zur Seite und stampfte auf das Absperrband zu. Die beiden Streifenpolizisten ließen ihn durch.
»Ich weiß nicht, wer Sie alle auf die gottverdammte Idee gebracht hat, dass wir eine Leiche gefunden haben! Wir führen hier nur eine Übung durch. Und da jegliches Aufzeichnen von Polizeiarbeit untersagt ist, bitte ich Sie, nun wieder abzuziehen.« Brady hoffte, dass die Presse ihm den Bluff abkaufte. Ein paar der Reporter schienen zumindest unschlüssig, weshalb er noch einen draufsetzte. »Wenn Sie nicht sofort verschwinden, dann lasse ich Ihr gesamtes Equipment konfiszieren und auf illegale Aufnahmen überprüfen. Wird es bald?«
Ein unwilliges Raunen ging durch die Menge, dann zogen sich die ersten Journalisten in ihre Wagen zurück. Zwei, drei hartnäckige Gesellen entfernten sich lediglich wenige Meter und sprachen mit verstohlenen Seitenblicken in ihre Aufnahmegeräte. Brady ging zurück unter den Baum, an dem er zuvor schon gestanden hatte. Ihm würde ganz sicher niemand mehr nervige Fragen stellen und so war es wahrscheinlich, dass die Journalisten bald wieder fuhren. Es konnte ihm egal sein, was weiter passierte. Es gab nichts zu sehen, also gab es auch nichts, was morgen in der Zeitung stehen würde. Der Regen und der aufziehende Wind würden ein Übriges tun, um die Störenfriede zu vertreiben.
»Detective?«
Brady fuhr herum und sah sich der aufdringlichen Blondine gegenüber. Offenbar hatte sie den Tumult genutzt, um die Absperrung ungesehen zu überwinden.
»Sie dürfen hier nicht sein.«
»Mich hat niemand daran gehindert.« Sie schlug ihren Notizblick auf und zückte einen Stift. »Drei Fragen, dann gehe ich.«
»Sie gehen jetzt.«
»Zwei Fragen.« Sie lächelte ihn an und klimperte mit den Wimpern.
»Auch nicht eine. Sie haben hier nichts zu suchen. Dies ist ein Tat–« Brady brach ab.
» Ups , verraten.« Die Blondine kritzelte etwas auf ihren Block. »Was für ein Tatort?«
»Es reicht jetzt!« Unter anderen Umständen hätte er sich darüber gefreut, wenn eine Frau derart hartnäckig war, jetzt machte ihn ihre Anwesenheit lediglich unruhig. Er packte sie am Arm und zog sie mit sich.
»Nicht so eilig. Wir fangen doch gerade erst an, uns so nett zu unterhalten.«
Brady antwortete ihr nicht. Stattdessen zerrte er sie weiter und hob dann mit einer Hand das Flatterband hoch. »Durchklettern.«
»Ist ja schon gut.« Die Blondine bückte sich unter den verdutzten Blicken der Streifenbeamten unter der Absperrung hindurch und richtete ihre Kleidung.
»Ihr Taxi macht sich aus dem Staub.« Brady deutet auf den PKW, mit dem sie gekommen war. Der Fahrer hatte den Motor eingeschaltete und schlängelte sich an dem Sprinter vorbei.
»Was? Mist.« Sie wedelte mit den Armen und lief los. »Hey, warte!«
Brady schaute ihr kopfschüttelnd dabei zu, wie
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