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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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längs darüber.
    »Der ist gekauft«, sagte Große Jäger und zeigte auf den Läufer.
»Kein persönliches Geschenk von jemandem, der es in mühevoller Handarbeit
selbst bestickt hat.«
    »Siehst du irgendwo etwas Persönliches?«, fragte Christoph.
    Auf dem Sideboard lagen ältere Ausgaben der Zeitung, daneben das
Telefonbuch. In einer Keramikschale fanden sich eine angebrochene Packung
Streichhölzer, ein wenig Kleingeld, mehrere Sicherheitsnadeln, zwei Pflaster in
der Verpackung und zwei Batterien der Größe » AAA «.
    Christoph suchte das Telefon, das nicht in der Ladestation steckte,
die die Ansammlung auf dem Sideboard komplettierte. Der Schrank mit den
Glastüren daneben gehörte zur gleichen Serie. Dahinter verbarg sich
Alltagsgeschirr, gerade ausreichend für einen Einpersonenhaushalt. An den
Wänden hingen wenige Bilder, die keiner einheitlichen Stilrichtung angehörten.
Es waren auf Leinen gedruckte Ansichten südländischer Küsten. Auf einem kleinen
Schrank stand der Fernsehapparat, darunter ein Videorekorder.
    »So etwas gibt es noch?«, staunte Große Jäger. »Der alte Mann hat
anscheinend keine DVD s gehabt.«
    Dafür fanden sie eine überschaubare Anzahl CD s
und eine Kompaktanlage.
    Christoph betätigte mit der Spitze eines Kugelschreibers den
Powerknopf und nickte bestätigend.
    »Welle Nord. Das passt zum Alter.« Dann schaltete er das Gerät
wieder aus. »Es gibt nirgendwo ein Bild. Keine Frau, keine Kinder oder Enkel,
Nichten oder Neffen, kein Lieblingshund oder eine Erinnerung an Opas alten
Bauernhof – oder so. Merkwürdig.«
    »Da liegt das Portemonnaie.« Große Jäger zeigte auf die Geldbörse,
streifte sich Latexhandschuhe über und warf einen Blick hinein. »Etwas über
zweihundert Euro«, sagte er.
    »Also kein Raub.« Christoph warf einen Blick auf das Handgelenk des
Toten. »Die Armbanduhr ist auch noch da. An der linken Hand trägt er einen
Siegelring. Ich sehe aber keinen Ehering.«
    Die Küche war sauber und aufgeräumt. Vorgespültes Geschirr stand im
Ausguss.
    »Wenn das sein Abendbrot war, hat er allein gegessen«, sagte Große
Jäger und zeigte auf ein einzelnes Weinglas. Die angebrochene Flasche Rotwein
stand auf der Arbeitsfläche. »Zum Abendbrot war er auch allein.«
    Auch der Kühlschrank gab keine weiteren Informationen her. Butter,
ein angebrochenes Paket mit Schnittkäse, Marmelade, Leberwurst, eine Milchtüte.
    Das Telefon fanden sie im Schlafzimmer auf dem Nachttisch. Christoph
betätigte die Wahlwiederholungstaste und notierte sich die vier Nummern, die er
dort vorfand. Sie wiederholten sich regelmäßig. Mittels seines Smartphones
überprüfte er die Anschlüsse.
    »Das eine ist der Arzt, das zweite der Zahnarzt. Die dritte Nummer
ist die örtliche Apotheke und der vierte Anschluss ein Tiefkühlheimservice.«
    »Das ist nicht sehr aussagekräftig«, brummte Große Jäger, der
vorsichtig eine Schranktür im Schlafzimmer öffnete und überrascht »Ehh!«
ausrief.
    Christoph trat zu ihm und war ebenso erstaunt.
    »Wer hätte das gedacht? Wie alt war der? Dreiundachtzig?«
    Mit Staunen sahen die beiden Beamten auf die sauber gestapelten
Videokassetten. Man musste nicht auf die Deckblätter sehen. Die Titel auf der
Rückseite der Kassettenhüllen sagten alles.
    »Mensch. Der Opa hatte eine stattlichere Sammlung an Pornokassetten
als der Papst, und die Erotiksammlung des Vatikans soll einmalig sein.« Große
Jäger schüttelte den Kopf. »Donnerwetter. Jetzt verstehe ich auch, weshalb
Schierling kein einziges Buch in der Wohnung hat.«
    »Man staunt immer wieder, was sich hinter manch unscheinbarer
Fassade verbirgt«, stimmte Christoph zu. »Schierling muss ein wahrer Lustgreis
gewesen sein. Ob er es beim Ansehen seiner Videoschätze belassen hat? Oder war
der Mann ein heimlicher Genießer?«
    »Heimlich?«, fragte Große Jäger überbetont. »Das sieht eher nach un heimlich aus.«
    »Das Umfeld des Opfers interessiert mich«, sagte Christoph und trat
in den Flur. »Wer hat die Polizei angerufen?«, fragte er den
Streifenpolizisten.
    »Eine Nachbarin. Die wartet draußen.«
    Christoph folgte dem Beamten vor die Tür.
    »Das ist Frau Versteegen«, erklärte der Polizeihauptmeister. »Sie
hat den Toten gefunden.«
    Er winkte einer hageren älteren Frau zu, die einen grauen Mantel
übergeworfen hatte und von einer Gruppe von Bewohnern umringt wurde. Sie hielt
den Mantel mit ihren Händen geschlossen, ohne ihn zugeknöpft zu haben. Ihre
grauen Haare waren auf

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