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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Leute.«
    »Hat die Frau mit anderen Bewohnern gesprochen?«
    »Nee, nicht dass ich wüsste.«
    »Was für ein Auto fuhr die Frau?«
    »Weiß ich doch nicht.« Es klang empört. »Glauben Sie, ich schleich
den Leuten hinterher?«
    »Seit wann wohnte Herr Schierling hier?«
    Frau Versteegen blies die Wangen auf. »Puhh. So genau weiß ich das
nicht. Er war schon hier, als ich einzog. Mein Mann ist jetzt sechs Jahre tot.
Ziemlich bald bin ich hier rein, damit die Kinder das Haus für sich haben. Wir
haben damals das Haus von den Schwiegereltern geerbt, hinten in Westen Richtung
Fuhlehörn, ein Stück hinterm alten Krankenhaus.«
    »Frau Versteegen«, unterbrach Christoph den Redefluss der Frau, da
ihm nicht an Alt-Nordstrander Geschichten gelegen war. »Hatte Herr Schierling
Kontakt zu anderen Bewohnern?«
    »Nicht zu mir und nicht zu anderen.« Es klang eine Spur beleidigt.
»Der ist nur raus bis rüber zu Edeka. Manchmal bis zum Bäcker. Und natürlich
zur Osterkoogstraße zum Doktor und zur Apotheke. Aber sonst … Mensch, das
hab ich doch schon gesagt. Der war immer für sich allein. Na ja, war ja auch
nicht von hier. Hab mich sowieso gewundert, wie der an die Wohnung gekommen
ist. Kam von drüben. War irgend so ein hohes Tier bei der Behörde. Da wunderst
dich nicht, dass er hier reingekommen ist. Die haben alle Beziehungen.«
    Große Jäger verdrehte – nur für Christoph sichtbar – die
Augen. Christoph notierte sich noch Name und Telefonnummer der Frau, die eilig
in Richtung einer kleinen Gruppe verschwand.
    Von Weitem hörte Christoph sie sagen: »Das muss ich euch erzählen …«
    »Dann wollen wir mitlauschen«, schlug Christoph vor.
    Große Jäger sah Richtung Deich. »Sag mal, wie tief ist das hier
eigentlich?«, fragte er zu Christoph gewandt.
    »Ich schätze, die Häuser stehen etwa einen Meter unter dem
Meeresspiegel.«
    Große Jäger zog die Stirn kraus. »Dazu gehört aber Gottvertrauen.«
    »Ach was«, wiegelte Christoph ab. »Gott erschuf das Meer, der Friese
die Deiche.«
    Der Oberkommissar zeigte zur nahen Kirche. »Die hat man aber
trotzdem auf den Deich gebaut. Sieht gut aus. Und alt.«
    »Das ist der Theresiendom«, erklärte Christoph. »Den muss man
unbedingt von innen gesehen haben.«
    »Dom?«, fragte Große Jäger skeptisch.
    Christoph nickte. »Ja, obwohl dort nie ein Bischof residierte. Die
Kirche gehört der altkatholischen Gemeinde. Die evangelische Kirche, sie liegt
ein Stück weiter auf einer Warft, ist noch älter. Fast neunhundert Jahre.«
    Der Oberkommissar knuffte Christoph freundschaftlich in die Seite.
    »Wenn hier alles so alt ist, dann passt du ja gut hierher. Und diese
Seniorenwohnanlage im Schatten der Kirche. Okay. Befragen wir die Leute, ob die
etwas gesehen haben.«
    Während Große Jäger sich auf den Weg zum nahen Kaufmann machte,
versuchte Christoph, etwas von den Bewohnern in Erfahrung zu bringen. Seine
Bemühungen waren erfolglos.
    Adolph Schierling war ein notorischer Einzelgänger gewesen. Er hatte
jeden Kontakt mit anderen Bewohnern vermieden, war jedem Gespräch »am
Gartenzaun« aus dem Weg gegangen und hatte auch nie Besuch bekommen. Man hatte
auch nicht beobachtet, dass er sich für längere Zeit auswärts aufgehalten
hätte. Nein, verreist sei er auch nicht. Bis auf nötige Besorgungen habe er
sich nur in seinem Haus aufgehalten. Selten sei er zu kurzen Spaziergängen
aufgebrochen, und das stets allein. Veranstaltungen oder gastronomische
Einrichtungen habe er nie besucht.
    Die Leute bedauerten es sichtlich, aber über diesen Nachbarn gab es
nichts zu erzählen.
    Christoph schaffte es stets rechtzeitig, die an das Eingeständnis,
keine Fakten zu kennen, anknüpfenden Mutmaßungen und Spekulationen abzuwürgen.
Er war froh, als ein Mercedes E-Klasse T-Modell auf den Innenhof einbog und ein
Mann mit grau melierten Haaren ausstieg. Wenig später tauchte Große Jäger auf.
    »Moin, Herr Dr. Hinrichsen«, begrüßte er den Arzt, der in
Husums Schlossgasse eine Praxis betrieb und für die Polizei seit Langem in
Fällen wie diesem als Ansprechpartner fungierte, da die Rechtsmedizin im fernen
Kiel beheimatet war.
    »Viele Grüße von Ihrer Frau«, erwiderte Dr. Hinrichsen. In
dessen Praxis war ihm Anna das erste Mal begegnet.
    Christoph begleitete den Arzt in die Wohnung des Opfers. Dr.
Hinrichsen zog sich Handschuhe an, beugte sich zum Toten hinab, ohne dessen
Lage oder die der Möbel zu verändern, und untersuchte routiniert den Leichnam.
Er sah auf die

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