Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
Häuserzeilen, stand der
Streifenwagen der Hattstedter Polizeistation, die nach Auflösung des
Nordstrander Postens die Insel mitversorgte. Zur Rechten lag das Gebäude der
Sozialstation, in dem unter anderem der Pflegedienst des Roten Kreuzes
beheimatet war.
    Die Häuser waren ebenerdig. Eine kleine Terrasse, die mit einer
Markise die nicht sehr üppig scheinende Sonne Nordfrieslands im Sommer
abdeckte, bot den Bewohnern ein lauschiges Plätzchen. Sie schienen das
anzunehmen. Auf den ersten Blick erkannte der Besucher, dass nahezu jeder
Bewohner sich liebevoll sein eigenes kleines Paradies geschaffen hatte. Auf den
gen Süden gewandten Satteldächern bedeckten Fotovoltaikanlagen jeden freien
Quadratzentimeter.
    Christoph parkte vor einem Palisadenzaun, hinter dem sich die
Müllcontainer versteckten.
    »Moin«, grüßte ein Polizeihauptmeister, tippte kurz mit dem
Zeigefinger an den Mützenschirm und wies auf eines der Reihenhäuser. »Dort.«
    Zahlreiche Bewohner der Anlage hatten sich im Innenhof versammelt,
standen in kleinen Gruppen zusammen und tuschelten. Ihn wunderte es nicht.
Schließlich war es kein alltägliches Ereignis, dass ein Mitbewohner durch
Fremdeinwirkung ums Leben kam. Schon gar nicht auf diesem friedlichen Eiland.
Dort waren Gewalttaten ein Fremdwort. Und Mord hatte es seit Menschengedenken
nicht gegeben.
    Hinter der Unruhe verbarg sich aber auch die Unsicherheit, welches
Motiv der Straftat zugrunde lag. Hätte es möglicherweise einen anderen Bewohner
der schmucken Wohnanlage treffen können?
    Sie betraten die Wohnung des Opfers. Ein kleiner, heller Flur, von
dem eine Miniküche abging und an den sich zwei Räume anschlossen. Das
Wohnzimmer war freundlich eingerichtet, nicht steril und modern, aber auch
nicht altbacken.
    »Wer ist das Opfer?«, fragte Christoph.
    »Adolph Schierling, dreiundachtzig.«
    Christoph rechnete nach. »Das war eine Zeit, da gab man Söhnen
diesen Vornamen.«
    Er betrachtete den Mann, der zwischen Wohnzimmertisch und Sessel
lag. Er hatte eine leicht gekrümmte Haltung eingenommen, weil er beim Sturz mit
Kopf und Oberkörper gegen die Couch gestoßen, offensichtlich daran
heruntergerutscht und dann in dieser Lage liegen geblieben war.
    »Der Mann muss hier, vor dem Tisch, gestanden haben. Der Schlag hat
ihn überrascht, sodass er vornübergefallen ist. Der war so heftig ausgeführt,
dass das Opfer sich nicht mehr gerührt hat. So sieht es zumindest auf den
ersten Blick aus.«
    Der Kopf war etwas zur Seite abgeknickt, dennoch war deutlich die
massive Gewalteinwirkung zu erkennen, die Adolph Schierling am Hinterkopf
getroffen hatte. Mit bloßem Auge war der zertrümmerte Schädelknochen
ersichtlich, wenn sich auch im grauen Haarkranz und vom Hemdkragen abwärts
verkrustetes Blut abzeichnete. Es hatte eine dunkle, fast braune Farbe
angenommen.
    »Der ist schon länger tot«, vermutete Christoph und sah Große Jäger
an. »Ist Dr. Hinrichsen schon verständigt?«
    Der Oberkommissar hielt sein Handy in der Hand.
    »Bin gerade dabei«, sagte er. »Und die Spurensicherung rufe ich auch
an.«
    Auf dem Tisch stand eine benutzte Tasse mit einem Rest Kaffee. Ein
Löffel mit Gebrauchsspuren lag daneben. Eine Zuckerdose und ein Plastikdöschen
mit Kaffeesahne sowie die aufgeschlagenen Husumer Nachrichten ließen vermuten,
dass Schierling sich ein Getränk zubereitet und dazu die Zeitung gelesen hatte,
als er von seinem Mörder überrascht wurde. Neben der Zeitung lag die Brille.
    »Der Mann hat seinen Besuch nicht erwartet, sonst hätte er für ihn
mit eingedeckt. Er ist davon überrascht worden. Entweder ist der Täter
eingedrungen und hat Schierling von hinten überrascht, oder er hat den Besucher
hineingebeten und wollte zu seinem Platz zurückkehren, den er vor dem Eintritt
seines Mörders eingenommen hatte. Das heißt, der Gast war nicht willkommen.
Oder?«
    Große Jäger nickte. »Sonst hätte Schierling ihm einen Platz
angeboten und eine zweite Tasse geholt, bevor er sich wieder gesetzt hätte.«
    Er zeigte auf eine Glaskanne, wie sie in Kaffeemaschinen Verwendung
finden. Sie stand – bis zur Hälfte gefüllt – auf dem Tisch.
    »Man könnte vermuten, dass es ein unerwarteter Besucher war.«
    »Warum hat er ihn aber hineingebeten und nicht an der Tür
abgefertigt?«, überlegte Große Jäger laut.
    »Das ist höchst spekulativ, was wir hier überlegen«, gab Christoph
zu bedenken und sah sich um.
    Der niedrige Couchtisch war mit Kacheln belegt. Ein bedruckter
Läufer lag

Weitere Kostenlose Bücher