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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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mich wieder reizen, damit ich
noch einmal den Mund aufmache. Und dann? Soll ich wieder bezahlen?« Sie zog ein
Augenlid herab. »Ich bin zwar nicht so gebildet wie die feinen Herren, aber so
blöd bin ich auch nicht.«
    »Hat man ein Verfahren gegen Sie eingeleitet, weil Sie sich zu
freimütig über Dr. Pferdekamp geäußert haben?«
    »Dieser Anwalt aus Husum … Der hat abkassiert. Und ich musste
unterschreiben, dass ich meinen Schnabel halte. Sonst soll ich zehntausend Mark
bezahlen.« Sie lachte schrill auf. »Wovon denn? Ich komme gerade so über die
Runden. Mein Sohn steckt mir manchmal was zu. Aber so dolle hat der das auch
nicht.«
    Christoph glaubte, jetzt verstanden zu haben.
    »Sie haben eine Abmahnung erhalten und die unterschrieben.«
    »Vom Landgericht und Oberlandesgericht sogar.«
    »Von beiden?«
    »Genau. Eines reicht ja nicht gegen eine alleinstehende alte Frau.«
    »Sie meinen, Ihnen hat ein Rechtsanwalt geschrieben, der beim
Landgericht und beim Oberlandesgericht zugelassen ist.«
    »Genau. Das Landgericht aus Husum.«
    Dort gab es kein Landgericht. In Husum war aber die Kanzlei
ansässig, die öfter Dr. Pferdekamps Interessen vertreten hatte.
    »Kann es sein, Frau Szymanik, dass Sie Ihren Unmut über Dr.
Pferdekamp kundgetan haben und Ihnen daraufhin die Anwaltskanzlei Hansen aus
Husum schrieb, Sie aufforderte, künftig jede weitere Äußerung über Dr. Pferdekamp
zu unterlassen und im Wiederholungsfall eine Konventionalstrafe von damals
zehntausend Mark zu zahlen.«
    »So war das«, bestätigte die Frau.
    »Und dann hat man Ihnen auch noch die Anwaltskosten auferlegt.«
    »Das ist doch eine Schweinerei, was das Gericht da gemacht hat.«
    Christoph räusperte sich. »Das war kein Gericht, sondern ein
Rechtsanwalt, der im Auftrag von Dr. Pferdekamp tätig geworden war.«
    »Darf der so was überhaupt?«
    »Sie haben seinerzeit die Erklärung unterschrieben und die
Auffassung der Gegenseite damit anerkannt.«
    »Aber – das musste ich doch.«
    »Sie hätten darauf bestehen können, dass Ihre Meinung, die Sie in
der Öffentlichkeit vorgetragen haben, richtig war.«
    »Das habe ich denen doch gesagt. Aber das Gericht hat das nicht
anerkannt.«
    Christoph versuchte Frau Szymanik noch einmal zu erklären, dass ein
Abmahnungsschreiben einer Anwaltskanzlei keine Gerichtsentscheidung war. Doch
sie beharrte darauf, dass auf dem Briefbogen »Landgericht und
Oberlandesgericht« gestanden hätte.
    »Mir hat das keiner erklärt«, fügte sie an.
    »Um welche Behauptung ging es damals? Was haben Sie über Dr. Pferdekamp
erzählt, das den Arzt so aufgebracht hat, dass er die Husumer Anwälte
beauftragte?«
    Die Frau schien kurz zu überlegen. »Das sage ich nicht«, entschied
sie. »Sonst muss ich die zehntausend Mark bezahlen. Da kann ich mir gleich den
Strick nehmen.«
    Den hatte Wolfgang Hohenhausen als Ausweg gewählt, überlegte
Christoph. Er fragte Frau Szymanik, ob sie Hohenhausen kennen würde.
    Sie kniff die Lippen zusammen wie ein trotziges kleines Kind. »Ich
sag jetzt nichts mehr.«
    »Wir wollen Ihnen helfen«, sagte Christoph eindringlich. »Das ist
nur möglich, wenn Sie uns etwas über die Hintergründe erzählen.«
    »Nix da. Nicht von mir. Fragen Sie doch das Gericht. Oder diesen
Hansen aus Husum.« Dann bückte sie sich, nahm die Taschen mit ihren Einkäufen
auf und ging zur Haustür. Sie schloss auf, und kurz bevor die Tür hinter ihr
ins Schloss fiel, rief sie: »Fragen Sie mal nach Günter Steppujat.«
    »Wer ist das …?«, konnte Christoph noch fragen, bevor die Tür
geschlossen war.
    Sie kehrten zum Auto zurück, und Christoph aktivierte sein Notebook.
    »Die Frau ist vierundsechzig Jahre alt«, sagte er durchs Fenster zu
Große Jäger, der neben dem Volvo stand und bereits die zweite Zigarette
rauchte.
    »Die sieht aber wesentlich älter aus«, antwortete der Oberkommissar.
    Christoph suchte weiter in der Datei. »Ihr Sohn heißt Helmut,
achtundvierzig, wohnhaft in Mildstedt.«
    »Moment«, stutzte Große Jäger. »Das heißt, sie war gerade sechzehn
Jahre alt, als sie das Kind bekam. Ist der Vater bekannt?«
    »Das kann ich hieraus nicht entnehmen.«
    »Und wer ist Günter Steppujat?«
    »Den habe ich nicht gefunden«, sagt Christoph enttäuscht.
    Auf der Rückfahrt zog er die Stirn kraus, da von Große Jäger ein
intensiver Geruch nach Zigarettenqualm ausging. Der Gestank hatte sich in
seiner Kleidung festgesetzt.
    In Breklum suchte Christoph einen Parkplatz vor der

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