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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Fachklinik
Nordfriesland. Heute, am Sonnabend, zeugten wesentlich mehr Fahrzeuge von
Besuchern.
    Den beiden Beamten wurde der Kontakt zu Holger Kruschnicke nicht
gewährt. Stattdessen sprach Dr. Jamali mit ihnen.
    »Ich habe nur wenig Zeit«, entgegnete der Oberarzt. »Am Wochenende
haben wir eine ausgedünnte Personaldecke. Das bedeutet noch mehr Arbeit«, fügte
er leise an.
    »Wir würden gern mit Herrn Kruschnicke sprechen. Es hat sich noch
eine Reihe von Fragen ergeben.«
    »Bedaure, aber das kann ich nicht zulassen. Es liegt im Wesen der
Erkrankung, dass der Patient absolute Ruhe benötigt. Ich fürchte, Ihre Fragen
würden ihn emotional stark erregen und uns in der Therapie arg zurückwerfen.«
    »Haben Sie Verständnis dafür, dass wir an der Aufklärung mehrerer
Straftaten arbeiten«, entgegnete Christoph.
    »Ich habe alles Verständnis der Welt für Sie, aber vorrangig ist das
Patientenwohl.«
    »Könnten Sie Herrn Kruschnicke bitten, uns eine DNA -Probe zu geben?«
    In den Augen des Arztes blitzte es zornig auf. »Habe ich mich nicht
klar genug ausgedrückt? Wir unterlassen alles, was den Patienten erregen
könnte. Wozu benötigen Sie seine DNA ?«
    »Das wiederum fällt unter unsere Schweigepflicht«, mischte sich
Große Jäger ein. »Glauben Sie, dass es Ihren Patienten weniger erregt, wenn wir
uns einen richterlichen Beschluss besorgen, hier zwei uniformierte Kollegen
auftauchen und den Abstrich bei Herrn Kruschnicke nehmen?«
    Dr. Jamali ließ sich nicht beeindrucken. »Sie können mit einem
ganzen Dutzend Beschlüssen vorstellig werden. Solange ich keine Einwilligung erteile, bleibt der Patient unbelastet.«
    Christoph blickte aus dem Fenster in den Garten, der bis zur
Bundesstraße reichte. Auffallend war das viele Grün, in das die Anlage
eingebettet war. Mächtige Bäume spendeten Schatten im häufig nicht sehr heißen
nordischen Sommer. Heute waren sie mit einem das Auge verwöhnenden
herbstlich-bunten Laubkleid geschmückt. Eine Seite des Gartens wurde von einem
gewaltigen Rhododendron beherrscht. Es war sicher eine Augenweide, wenn die
Büsche blühten. Christoph sah Holger Kruschnicke im hinteren Teil des Gartens
auf einer Bank sitzen, ins Gespräch mit einem anderen Mann vertieft. Es wirkte
aus der Distanz sehr vertraulich.
    »Ist das ein Besucher?«, fragte er den Arzt und zeigte auf die
beiden Männer.
    Dr. Jamali sah ebenfalls aus dem Fenster. »Das ist ein Patient
von uns«, erklärte er. »Peter Buschinski.«
    »Es sieht so aus, als wären die beiden miteinander befreundet. Wir
haben bisher stets zu hören bekommen, dass Holger Kruschnicke zu niemandem
Kontakt pflegt.«
    »Das ist in seiner Erkrankung begründet«, sagte Dr. Jamali.
»Herr Kruschnicke lebt in einer isolierten Welt.«
    »Können Sie uns etwas über dieses Krankheitsbild erzählen?«, bat
Große Jäger. »Um Sie nicht in Gewissensnöte zu führen, lassen Sie vielleicht
spezifische Symptome außen vor, die Herrn Kruschnicke betreffen, und
beschränken sich auf einen allgemeinen Überblick.«
    Dr. Jamali überlegte kurz, dann wies er die Bitte ab: »Damit
würde ich Ihnen indirekt Auskünfte erteilen.«
    »Sind sich Kruschnicke und Buschinski schon früher begegnet?«,
erinnerte Christoph den Arzt an seine Frage.
    »Es gibt Patienten, die für eine gewisse Zeit immer wieder zu uns
zurückkommen. So ergibt es sich, dass man sich kennt und miteinander spricht.«
    »Hat Herr Kruschnicke noch Kontakte zu anderen Patienten?«
    »Nein. Nur zu Herrn Buschinski.«
    »Haben Sie als behandelnder Arzt eine Erklärung dafür?«
    »Ja.« Die Antwort war kurz und bündig.
    »Können Sie uns auch sagen, warum?«
    Ein Lächeln huschte über Dr. Jamalis Gesicht. »Dafür gibt es
einen ganz einfachen Grund. Ohne jedes medizinische Geheimnis. Die beiden
kennen sich von früher, bevor sie sich hier wieder begegnet sind.«
    Christoph war überrascht. Bisher hatten sie nur in Erfahrung bringen
können, dass Holger Kruschnicke ein völlig abgeschottetes Leben führte. Zudem
gab es ein schwarzes Loch für die Zeit seiner Kindheit und Jugend. Plötzlich
tauchte jemand auf, der Kruschnicke von früher kannte.
    »Haben die beiden die Schulzeit miteinander verbracht?«, fragte
Christoph.
    Für einen Moment trat Verblüffung in Dr. Jamalis sonst so
beherrschten Gesichtsausdruck. Es war nur für den Bruchteil einer Sekunde. Dann
hatte sich der Arzt wieder gefasst.
    »Ich glaube, ich muss mich wieder meinen Patienten zuwenden«, sagte
er und hob den

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